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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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eben Verlass.
    »Sie hat uns bei der Arbeit gesehen, also habe ich sie als Mittäterin verpflichtet. Aber da ist noch etwas: Beide, Kuniko und die Meisterin, wollen Geld. Das kommt jetzt plötzlich, ich weiß, aber könntest du fünfhunderttausend Yen beschaffen?«
    Damit hatte sie nicht gerechnet, aber sie wollte alles tun, was Masako für richtig hielt.
    »Reichen denn fünfhunderttausend für beide?«
    »Ja, die Meisterin bekommt vierhunderttausend und Kuniko hunderttausend. Kuniko hilft sowieso nur bei der Müllentsorgung. Das wird sie beide zufrieden stellen, denke ich. Betrachte es doch so: Du hast ihn umgebracht und zahlst dafür, dass die Leiche beseitigt wird.«
    »Verstehe. Ich werde meine Eltern bitten, mir das Geld zu leihen.«
    Yayois Elternhaus in Yamanashi war nicht besonders wohlhabend, ihr Vater ein einfacher Angestellter kurz vor der Pensionierung. Ihn um Geld zu bitten war ihr unangenehm, aber früher oder später würde sie es ohnehin tun müssen, denn jetzt, wo auch das Ersparte weg war, würde sie kaum alleine den Lebensunterhalt bestreiten können. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
    »Mach das. Und, wie ist es bei dir gelaufen?« Masako fackelte nicht lange.
    »Vorhin hat jemand aus der Firma angerufen, weil er nicht zur Arbeit erschienen ist. Ich soll eine Vermisstenanzeige aufgeben, wenn er bis morgen früh nicht nach Hause kommt. Aber ich hab gesagt, dass ich es vor Sorge kaum aushalte und lieber heute Abend schon die Polizei anrufen will.«
    »Das hört sich doch gut an, dann glauben sie, dass dir die Situation vollkommen neu ist, und niemand wird dich für abgebrüht halten. Zur Arbeit kommst du heute sicher nicht, oder?«
    »Nein.«

    »Das ist auch besser so. Tja dann, bis morgen, ich rufe wieder an.« Für Masako schien alles Wichtige besprochen zu sein, sie wollte auflegen, doch Yayoi hielt sie hastig zurück: »Nein, warte, Masako!«
    »Ja?«
    »Was habt ihr damit gemacht?«
    »Ach ja, es war eine Heidenarbeit, aber wir haben es geschafft, ihn schön zu portionieren. Wir haben ihn unter uns drei aufgeteilt und werden ihn morgen in aller Frühe wegwerfen gehen, denn donnerstags wird ja immer der brennbare Hausmüll abgeholt. Wir haben ihn vorschriftsmäßig in die mit Kalziumkarbonat versetzten Müllbeutel verpackt, es wird also kaum auffallen.«
    »Aber wohin bringt ihr die Beutel?«
    »Auf die Müllsammelstellen in der Nachbarschaft. Ich weiß, das ist ein wenig heikel, weil wir uns ja nicht allzu weit von unseren Häusern entfernen können, deshalb wollen wir versuchen, die Beutel möglichst unauffällig zwischen anderem Müll abzustellen, wo sie nicht so leicht ins Auge fallen.«
    »Verstehe. Bis dann, hoffentlich geht alles gut!« Yayoi musste an die Nachbarsfrau denken, die sie eben noch schimpfend beim Fegen der Müllsammelstelle gesehen hatte, und konnte nur hoffen, dass alles gut ging.
    Nachdem sie aufgelegt hatte, nahm sie den Hörer sofort wieder in die Hand und drückte entschlossen zweimal die Eins und dann die Null – eine Nummer, die sie noch nie im Leben gewählt hatte.
    »Notrufzentrale. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ja also, mein Mann ist nicht nach Hause gekommen...«
    Sie hatte damit gerechnet, abgewimmelt zu werden, doch der Mann am anderen Ende behandelte sie ganz geschäftsmäßig. Zunächst nahm er ihren Namen und ihre Adresse auf, dann bat er sie, kurz zu warten, und stellte sie zu jemand anderem durch.
    Es meldete sich wieder eine männliche Stimme: »Hier ist die Einsatzstelle für häusliche Sicherheit. Seit wann vermissen Sie Ihren Mann?«
    »Seit gestern Abend. In seiner Firma ist er heute auch nicht erschienen, wie man mir sagte.«
    »Hat es im Vorfeld irgendwelche Probleme gegeben?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«

    »Dann tun Sie Folgendes: Warten Sie noch eine Nacht ab. Wenn er bis morgen früh immer noch nicht da ist, kommen Sie aufs Revier und machen Meldung. Das Musashi-Yamato-Polizeirevier – Sie wissen, wo das ist?«
    »Aber ich kann nicht länger warten. Ich habe einfach keine Ruhe mehr.«
    »Hier können wir im Moment auch nichts anderes tun, als Ihre Meldung aufzunehmen. Wir haben vorerst keine Möglichkeit, nach ihm zu suchen.« Die Stimme des Mannes war sanfter geworden. Yayoi seufzte hörbar.
    »Aber ich mache mir solche Sorgen! So etwas ist noch nie vorgekommen!«
    »Nun ja, es handelt sich weder um ein Kind noch um eine ältere Person – bitte, warten Sie noch eine Nacht ab, und kommen Sie dann vorbei.«
    »Ja, gut, wenn Sie

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