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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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prüft die Jungfräulichkeit auf handfeste Art – und zahlt den Preis.
    Die Hebamme verließ die Höhle und traf Salome: „Salome, Salome“, sprach sie die Frau aufgeregt an, „etwas Neues, Großartiges habe ich dir mitzuteilen! Eine Jungfrau hat geboren, wie es nicht möglich ist nach menschlicher Art.“ Salome aber sagte: „Beim lebendigen Gott, wenn ich nicht meine Hand in sie lege und es überprüfe, werde ich nicht glauben, dass eine Jungfrau geboren hat.“

    Die Jungfrau und das Kind und die hl. Anna. Albrecht Dürer, 1519
    20 Salome trat also in die Höhle und sagte: „Maria, zeige dich, denn ein großer Streit ist deinetwegen entbrannt.“ Maria legte sich bereit und Salome schob ihren Finger in sie, um ihren Zustand zu untersuchen. Da schrie sie auf: „Wehe mir Frevlerin und Ungläubigen, ich habe den lebendigen Gott versucht. Siehe, meine Hand fällt vom Feuer verzehrt von mir ab!“
Sie fiel auf die Knie und betete: „Oh Gott meiner Väter, erinnere dich meiner, dass ich Same Abrahams und Isaaks und Jakobs bin. Erniedrige mich nicht vor den Söhnen Israels, sondern gib mir meine Gesundheit zurück.“
Da erschien ein Engel des Herrn und sagte: „Salome, Salome, Gott der Herr hat dein Gebet erhört. Geh zu dem Kind, nimm es in die Arme und dir wird Heilung und Freude widerfahren.“
Und Salome trat hinzu, nahm das Kind auf und sprach: „Wahrlich, ein großer König wurde Israel geboren.“ Und sogleich wurde Salome geheilt, und als sie die Höhle verließ, war sie ohne Schuld. Da erscholl die laute Stimme eines Himmelsboten: „Salome, Salome, berichte nicht das Wunderbare, das du gesehen hast, bis der Knabe in Jerusalem ist.“
    21 In Bethlehem aber brach ein Aufruhr los und Joseph schickte sich an, nach Judäa zu gehen. Denn es kamen Magier und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Osten und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“
Dies kam Herodes zu Ohren, der heftig erschrak und Diener zu den Magiern und Hohepriestern sandte. Er fragte die Priester: „Wo soll der Messias geboren werden?“ Sie antworteten: „In Bethlehem in Judäa, denn so steht es geschrieben.“ Und er entließ sie und fragte die Magier: „Was für ein Zeichen hat euch den neugeborenen König angekündigt?“ Und sie antworteten: „Wir haben einen Stern gesehen, der so hell schien, dass er die anderen Sterne verdunkelte, und da wussten wir, dass ein König für Israel geboren wurde. Darum sind wir gekommen, um ihn anzubeten.“ Da sagte Herodes: „Geht hin und forscht genau nach dem Kind. Und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich gehe, um es anzubeten.“
Und die Magier gingen davon. Und siehe, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er in der Höhle über dem Haupt des Kindes zum Stillstand kam. Und als die Magier das Kind mit seiner Mutter Maria sahen, huldigten sie ihm und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Dann warnte sie ein Engel vor Herodes und sie kehrten auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.
    Von den drei Magiern sowie Gold, Weihrauch und Myrrhe berichtet auch der Evangelist Matthäus.

    Drei Könige – Auschnitt eines Mosaiks in Ravenna. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Protevangeliums waren "Caspar, Melchior und Balthasar" noch namenlose Magier.
    22 Als Herodes aber erkannte, dass er von den Magiern hintergangen worden war, packte ihn wütender Zorn. Er dingte Mörder und befahl ihnen, alle Kinder zu töten, die nicht älter als zwei Jahre sind.
Als Maria dies hörte, fürchtete sie sich, nahm das Kind, wickelte es in Windeln und legte es in eine Ochsenkrippe.
Als Elisabeth erfuhr, dass Johannes gesucht werde, ging sie mit ihm ins Gebirge und sah umher, wo sie ihn verbergen könne. Es war kein Ort zum Verstecken da. Da stöhnte sie und sprach: „Berg Gottes, nimm auf eine Mutter mit Kind!“ Denn sie konnte nicht mehr weitergehen. Und sogleich teilte sich der Berg und nahm sie auf. Jener Berg aber ließ ein Licht durchschimmern und ein Engel des Herrn war bei ihr und behütete sie.
    23 Herodes aber suchte den Johannes und sandte Diener zum Altar des Herrn, die Zacharias fragten: „Wo hast du deinen Sohn verborgen?“ Er aber sagte ihnen: „Ich halte Gottesdienst, ich lebe für Gott den Herrn und diene allezeit in seinem Tempel. Wie sollte ich wissen, wo mein Sohn ist?“
Die Diener gingen und berichteten Herodes. Der wurde zornig und sprach: „Sein Sohn soll wohl König von

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