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Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)

Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)

Titel: Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaétan Soucy
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frische Luft schnappen, bevor ich in den Unterricht gehe. Ich könnte vielleicht mein neues Kleid ausprobieren . Das soll gut fürs Gemüt sein. Wenn man mir sagen würde, dass es gut fürs Gemüt sei, sich mit dem Hammer auf den Kopf zu schlagen, so will ich gern glauben, dass ich es ohne Zögern tun würde .
    Ich hoffe von ganzem Herzen, dass meine drei Schüler noch nicht in Gefahr schweben. Darum möchte ich Gott in aller Bescheidenheit bitten .
    Aber gibt es Gott überhaupt ???????? ...
    Ich liebe die Kinder so sehr, dass ich, wie ich gestehen muss, manchmal fast über mich selbst erschrecke .
    Die durchdringende Morgenluft tat Mademoiselle Clément gut. Langsam kam sie wieder zu sich, die Schreckensbilder der Nacht verschwanden. Welcher Teufel hatte sie da nur geritten? Sie war unzufrieden mit sich. Es wurde Zeit, dass sie lernte, ihr Temperament zu zügeln. Selbstbeherrschung war eine Tugend, die sie über alles stellte.
    Sie ging schon seit etwa einer Stunde spazieren. Sie war bis zur Tabakfabrik gelaufen, dann wie von einem Magneten geleitet nach Norden gegangen und eine Zeitlang um die Brandstelle geirrt. Sie ging über die Rue Moreau zurück. Bis zur Schule war es noch ein ganzes Stück und die Zeit rannte ihr davon. In den Fenstern wurde es hell, und die aus den Häusern strömende Wärme verbreitete schwallartig den Geruch von gebratenen Eiern oder Grütze. Vögel zogen über den Himmel. Clémentine dachte an die Morgende ihrer Kindheit zurück.
    Fassungslos sah sie den Menschenauflauf in der Rue Ontario. In Gedanken verloren, begriff sie zuerst nicht, was dort vor sich ging. Dann erinnerte sie sich, dass die Stadtverwaltung für den Feuerwehrmann, der bei dem Brand im Grill sein Leben gelassen hatte, ein öffentliches Begräbnis angeordnet hatte. Man würde ihm bis zum Bahnhof das letzte Geleit geben; ein Sonderzug würde seine sterblichen Überreste in das Dorf transportieren, aus dem er stammte. Clémentine setzte eine traurige Miene auf und wartete schicksalsergeben.
    Der Leichenzug erstreckte sich über ein halbes Dutzend Straßen, von Préfontaine bis Davidson. Vorneweg schritt das Feuerwehrkorps, gefolgt von einer Gesandtschaft des Stadtrats, unter die sich auch einige prunkvoll gekleidete Eminenzen der Kirche mischten. Einige Notabeln zogen grüßend den Hut voreinander und nutzten den Anlass, um flüsternd ihre nächsten Treffen festzumachen. Krämer, Pensionäre, Schaulustige und Trauernde jeder Art, auch Landstreicher, gingen wie gebannt hinterdrein. Die Grabgebinde verströmten den schweren Duft welker Blumen, den unverkennbaren kaltmodrigen Geruch frischer Gräber von so sehnsüchtiger Intensität, dass einem der Atem stockte. Hier und dort war ein andachtsvolles Hüsteln zu vernehmen.
    Oben auf dem Leichenwagen saß das Kind mit einem Feuerwehrhelm auf dem Kopf; es war der Helm, den sein Vater am Tag der Tragödie getragen hatte. Mit dem heruntergeklappten Nackenschutz, der ihm auf den Schultern lag, sah er aus wie ein Hase mit kaputten Ohren. Auf der Krone, die um den Helm gelegt war, stand in blumenverzierter Schrift:
    M AURICE DER KLEINE F EUERWEHRWAISE
    Er war Schüler von Mademoiselle Robillard. Artig im Unterricht, gewissenhaft, vielleicht ein wenig farblos; letztes Jahr hatte er bereits, wie Clémentine sich erinnerte, seine Mutter verloren … Er schien eingeschüchtert von der Menge, hielt den Kopf gesenkt und hauchte in die Hände. Etwas in Clémentine revoltierte. Fröstelnd zogen Gruppen altersloser Frauen mit behutsamen und zugleich hastigen Schritten vorüber; die Ärmlichste unter ihnen blickte starr auf die Perlen ihres Rosenkranzes, an denen sie herumnestelte wie ein Geizkragen an seinen Goldstücken. Bald fand Clémentine diesen Ausdruck morbiden Wohlbehagens auf allen Gesichtern wieder. Sie glaubte, gleich in Ohnmacht zu fallen oder in Tränen auszubrechen. Sie schloss die Augen und atmete schwer. Zwei Tränen kullerten ihr in den Kragen.
    Sie hielt es für besser umzukehren und machte, obwohl sie auf ihrem Weg zur Schule keine Zeit zu verlieren hatte, einen Umweg nach Norden. Die düsteren Brachen hoben nicht gerade ihre Stimmung. Ihr schien, als verfolge sie der Blumenduft noch bis hierher.
    Die Schneeflocken verloren sich dicht über dem Boden, letzte Seufzer, winzige Leben. Clémentine war nur noch zwei Straßen von der Schule entfernt. Die Zuspätkommenden überholten sie im Laufschritt, den Oberkörper vorgebeugt wieHühner, die Reißaus nehmen. Ein Blondschopf mit

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