Die unbeugsame Braut
meine Liebe. Ich bin erstaunt, wenn auch höchst entzückt, dass Sie mit seinem unverhüllt sinnlichen Werk vertraut sind.«
Francis führte sie zu dem Stuhl Susan gegenüber. Georgina starrte eindringlich in die Augen ihrer Schwester, als wollte sie sagen: »Was zum Teufel führst du im Schilde?« Doch Susan tat so, als bemerke sie deren Unbehagen nicht.
Bei den hauptsächlich von den beiden Herzögen bestrittenen Tischgesprächen ging es um Themen wie Jagd oder Rudern. Der athletisch gebaute William Montagu war ein hervorragender Ruderer, und Georgina stellte unwillkürlich einen Vergleich zwischen den beiden an. Beide Männer wirken bekanntermaßen unwiderstehlich auf Frauen, wobei mir Williams Attraktivität nicht ganz unbegreiflich
ist, doch will ich verdammt sein, wenn ich nachvollziehen könnte, was Frauen an Francis so sensationell finden. Abgesehen von seinem Titel und seinem immensen Vermögen natürlich.
Georgina ignorierte ihre Schwester geflissentlich und unterhielt sich vor allem mit der siebenjährigen Jane, die am Geburtstagsdinner nur teilnehmen durfte, weil sie bei der Vorbereitung mitgeholfen hatte.
Schließlich war der Moment gekommen, dass die Torte auf einem Wagen hereingeschoben wurde, und Georgina erhob sich, um die Kerzen anzuzünden.
»Du musst dir etwas wünschen, Mama. Und wenn du alle Kerzen auspusten kannst, geht es in Erfüllung.«
Susan stand mit gerührtem Lächeln auf. »Ach, ich habe keine Ahnung, was ich mir wünschen soll.«
Naheliegend wäre ein treuer Ehemann! Georgina schaute Francis an. »Ich weiß, was ich mir wünschen würde.«
»Ihr Wunsch ist mir Befehl, Teuerste«, sagte er mit einem begehrlichen Seitenblick.
Dann verschwinde! Sie schwenkte ihre Gabel wie einen Zauberstab und führte schnell ihre Serviette an die Lippen. Fast hätte sie die Worte laut ausgesprochen.
Jane schlang ihr Kuchenstück hinunter. »Jetzt musst du die Geschenke auspacken.« Sie sprang auf und ging daran, die vielen Präsente zu holen und sie vor ihrer Mutter auszubreiten.
Im ersten Päckchen, das Susan öffnete, war eine Reisedecke im Black-Watch-Schottenmuster, und sie musste nicht die beigelegte Karte lesen, um zu wissen, dass sie von ihrer Mutter kam.
Ihr Bruder George, der wusste, dass sie tagtäglich ausritt, hatte ihr eigens für sie angefertigte Reitstiefel geschickt.
Die kleine Jane überreichte ihr ein flaches Päckchen. »Ach, das ist das Bild, das Georgy von uns auf der Wiese gezeichnet hat. Und jetzt ist es sogar farbig ausgemalt. Vielen Dank. Ich werde es in Ehren halten.«
Als sie das Geschenk ihrer Tochter auspackte, kamen warme Pantoffeln zum Vorschein, die Jane selbst gestrickt hatte. »Es hat sich gelohnt, dass Großmama dir das Stricken beibrachte, und du hast es wirklich gut gelernt. Danke, mein Liebes. Vielen Dank.«
»Gefallen sie dir wirklich?«, fragte Jane ängstlich.
»Sie sind perfekt. Ich werde sie jetzt gleich anziehen.«
Georgina hätte ihre Schwester am liebsten fest in die Arme genommen. Fast verzeihe ich dir, dass du Francis Russell eingeladen hast. Fast.
Als Nächstes wickelte Susan das Geschenk ihres Mannes aus, und als sie das Rubinarmband sah, war sie sprachlos. »Womit habe ich das verdient?«, brachte sie schließlich heraus.
O Gott! Sie vermutet, er schenkt es ihr, weil ihn sein Gewissen plagt – und ich wette, dass sie Recht hat.
»Eine Herzogin zu sein, hat eben Vorteile«, sagte William galant.
Georgina fragte sich, ob die Bemerkung ihr gegolten hatte.
Schließlich öffnete Susan das letzte Geschenk. Es kam vom Duke of Bedford und war ein antiker Silberbecher, dessen Fuß mit blauen Lapislazulisteinen verziert war. »Francis, der ist ja wunderschön! Vielen Dank. Ich will ihn gleich einweihen.« Sie winkte einem Diener, der das Gefäß mit Champagner füllte. Er schenkte auch Georgina ein Glas ein und servierte den Herren Brandy. »Gehen wir in den Salon?« Susan sah ihre Tochter lächelnd an. »Zeit zum Schlafengehen, Jane. Lieb von dir, dass du mitgeholfen hast, mein Geburtstagsdinner so schön zu gestalten.«
Als Georgina ihrer kleinen Nichte nachblickte, hatte sie das Gefühl, ihre einzige Verbündete zu verlieren. Sie atmete tief ein und ließ sich von Francis aus dem Speisezimmer geleiten. Der beunruhigende Verdacht, dass es sich hier um eine Verschwörung gegen sie handelte, hatte sich bei Tisch verdichtet. Sie beschleunigte ihren Schritt und holte Susan ein. »Hat Mutter dich bearbeitet, ihn einzuladen?«, fragte sie mit
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