Die unbeugsame Braut
hörte Francis auf zu stöhnen und lag ruhig da. Er nickte sogar für kurze Zeit ein. John hielt Wache an seinem Bett, wohl wissend, dass die unvermeidliche Entscheidung nur hinausgeschoben worden war. Der kurze Aufschub verschaffte ihnen lediglich eine kleine Atempause bis zum Morgen. John litt mit seinem Bruder.
Die Wirkung der Droge ließ lange vor Tagesanbruch nach. John brachte Francis ein Glas Wasser, half ihm, sich in das Nachtgeschirr zu erleichtern, und massierte ihm den Rücken, um seine Schmerzen zu lindern. Um den Bruder abzulenken, sprach John von ihrer Kindheit und den Hunden, die sie besessen hatten.
Francis bat ihn um einen Brandy, und John hatte keine Einwände. Doch der Geruch des Alkohols raubte dem Kranken den Atem und reizte ihn zu einem Hustenanfall.
»So geht es nicht weiter, Francis. Du musst dem Chirurgen deine Einwilligung zur Operation geben.«
»Wer ist denn dieser Kerr? Ich kenne ihn gar nicht! Erst vor zwei Tagen hörte ich von ihm.« Die Angst war in seine Augen zurückgekehrt.
»Recht hast du, Francis. Ich schlage vor, wir lassen den königlichen Leibarzt, Sir James Earle, kommen. Er ist der beste Mann im ganzen Land. Sollte er entscheiden, dass die Operation unumgänglich
ist, werden wir beide viel mehr Zutrauen haben, wenn Sir James sie selbst durchführt.«
»Ja, mir steht das Beste zu. Lass ihn holen, John.«
Der Bruder ging in den Frühstücksraum zu Lord Holland und erklärte ihm, wie es um den Herzog stand. »Francis muss sofort operiert werden, damit die eingeklemmte Darmschlinge wieder in die richtige Lage gebracht und er von seinen Schmerzen erlöst wird. Zu Dr. Kerr hat er kein ausreichendes Zutrauen, ist aber einverstanden, Sir James Earle kommen zu lassen. Henry, würdest du so gut sein, in meinem Wagen nach London zurückzufahren und Sir James zu holen? Ich gebe dir einen Brief mit, in dem ich Francis’ gefährlichen Zustand genau schildere.«
»Schreib deinen Brief. Ich lasse indessen anspannen und fahre sofort los. Er kann sich nicht in bessere Hände begeben als in jene des Leibarztes der königlichen Familie.«
John, Burke und Dr. Halifax taten alles in ihren Kräften Stehende, um Francis die stundenlangen Qualen zu erleichtern. Als Dr. Kerr schließlich die Geduld verlor und darauf bestand, sofort zu operieren, geriet der Duke of Bedford in Rage und wies ihn aus seinem Schlafgemach. Sein Gebrüll führte jedoch zu einem Hustenanfall, und plötzlich spürte er, dass sich in seinem Inneren etwas verschob.
Am Morgen war die Beule in seiner Leiste verschwunden, und die Schmerzen hatten stark nachgelassen. Unendlich erleichtert schloss Francis die Augen und schlief ein paar Stunden. John hielt Wache und hoffte gegen alle Vernunft, dass die gefürchtete Operation nicht mehr nötig sein würde.
Der Tag neigte sich dem Ende zu, als Lord Holland und Sir James Earle auf Woburn eintrafen. Als der königliche Leibarzt das Gemach des Herzogs betrat, erklärte Francis: »Es geht mir viel besser, Sir James. Ich glaube, dass ich keinen Chirurgen mehr brauche.«
»Überlassen Sie es bitte mir, dies zu beurteilen, Euer Gnaden.«
Sir James untersuchte ihn, und seine Miene war mehr als ernst.
Er bestätigte die Diagnose seiner Kollegen und eröffnete dem Duke of Bedford, dass eine Operation unverändert unumgänglich sei. Als Francis Einwände erhob, nahm der Arzt John Russell beiseite. »Ihr Bruder muss sofort operiert werden.«
»Aber solange die Auswölbung da war, hatte er viel stärkere Schmerzen. Ist es nicht besser geworden?«
»Nur vorübergehend. Ich fürchte, sein Darm ist gerissen.«
John und Sir James brachten Stunden damit zu, Francis davon zu überzeugen, dass er in höchster Gefahr schwebe, solange der perforierte Darm nicht operiert worden war. Am Morgen dann stieg, ein alarmierendes Zeichen, die Temperatur des Herzogs, und John wies Sir James an, das Zimmer für eine Notoperation vorzubereiten.
Francis glühte vor Fieber, ehe er nachgab und dem Leibarzt des Königs die Erlaubnis zu dem Eingriff erteilte.
John ließ sich vor dem Gemach seines Bruders nieder und betete für einen glücklichen Ausgang. Als Stunden später die Ärzte schließlich herauskamen, verrieten ihre Mienen, dass es nichts Gutes zu vermelden gab. Ihm sank das Herz, und Angst erfasste ihn.
»Seine Gnaden hat zu lange gewartet«, sagte Sir James finster. »Der Darmriss war schon gangränös, das heißt brandig, was immer tödlich ist.«
Aus Johns Gesicht wich das Blut. »Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher