Die unbeugsame Braut
keine. Es ist zu früh für mich, an eine Ehe zu denken.« Er sah so unglücklich aus, dass es ihr bis ins Herz wehtat. »Ich möchte, dass wir Freunde werden.«
Er half ihr beim Aussteigen und brachte sie an die Tür. »Gute Nacht, Georgina. Danke für den wundervollen Abend.«
»Danke, Henry.« Sie küsste ihn auf die Wange und ging ins Haus.
»Na, hat dir das Stück gefallen, meine Liebe?«, erkundigte sich ihre Mutter.
»Ja, das schon, aber ich fühle mich schrecklich. Auf der Rückfahrt gestand Henry mir seine Liebe, und ich musste ihn unterbrechen, als er mir einen Antrag machen wollte.«
»Was für ein Glück, dass du ihn nicht angehört hast. Eine unglaubliche
Kühnheit. Petty ist ein jüngerer Sohn ohne die geringste Aussicht, jemals von seinem Vater den Titel des Marquess of Lansdowne zu erben.«
Es ist aber nicht der fehlende Titel, der mich davon abhielt, ihn in Erwägung zu ziehen . Es ist sein Alter. »Henry ist doch fast noch ein Junge.«
»Genau. Ein Edelmann reiferen Alters wie der Duke of Bedford wäre eine viel passendere Partie.«
Es war nicht das Bild von Francis Russell, das Georgina ganz plötzlich in den Sinn kam, sondern das seines Bruders John.
Als in der Woche darauf William Pitt im Unterhaus den Antrag einbrachte, eine Union mit Irland einzugehen, wurde das Gesetz mit einer stattlichen Stimmenmehrheit angenommen.
»Meinen Glückwunsch, Mr. Prime Minister.« John Russell schüttelte Pitt die Hand. »Dies bedeutet für Irland einen Riesenschritt nach vorn.«
»Ich bin Ihnen für Ihre Unterstützung und die Whig-Stimmen, die Sie für mich gewannen, Dank schuldig.«
John Russell war glücklich über das Ergebnis und die kleine Rolle, die er dabei gespielt hatte. Er wusste, dass die Gleichstellung der Katholiken jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Er erspähte Charles Lennox. »Vielen Dank, dass du heute zur Abstimmung nach London gekommen bist. Ich weiß es zu schätzen.«
»Du kannst dich revanchieren, indem du zu dem Ball kommst, den Charlotte für ihre Schwester plant. Lady Georginas Saison muss ein Bombenerfolg werden, sonst macht die verehrte Frau Mutter der ganzen Familie das Leben zur Hölle und gibt uns die Schuld.«
John wurde einer Antwort enthoben, als Lord Holland zu ihnen trat. »Sollen wir heute bei Brooks feiern?«
»Tut mir leid, Henry«, sagte John mit einem Auflachen. »Ich bin von diesem Club ausgeschlossen, weil ich mich weigere, eine Perücke
zu tragen. Jetzt haben wir die Abstimmung hinter uns, und ich kann nach Longleat fahren, um Elizabeth aufzusuchen.«
John kehrte an den Russell Square zurück, wo er allein speiste und sich dann um die Tavistock und seine Wähler betreffende Korrespondenz kümmerte. Er sah dies nicht als Last, sondern als Privileg an. Die Einwohner dieses Ortes in Devonshire zu vertreten, verschaffte ihm große persönliche Befriedigung.
Er zog sich spät zurück, und als er im Bett lag, fiel ihm Francis ein, der gestern zu seinem Besuch nach Chatsworth abgereist war. John konnte sich Lady Dorothy Cavendish beim besten Willen nicht als Braut seines Bruders vorstellen. Falls er sie heiraten sollte, gilt der naiven jungen Frau jetzt schon mein Mitgefühl. Francis würde sie nach Woburn verbannen und für den Rest ihres Lebens schamlos vernachlässigen .
Seine Gedanken wanderten zu der anderen jungen Debütantin, zu Georgina Gordon, und unwillkürlich verglich er beide. Man konnte sich die temperamentvolle Schönheit, die nichts Naives an sich hatte, als fügsame Ehefrau nicht vorstellen, egal wen sie heiratete. Die freche kleine Hexe wird ihre Anbeter tüchtig zum Narren halten. Wer immer sie erwischt, wird sie zähmen müssen .
Dann dachte er an Elizabeth. Er wusste, dass die Briefe, in denen sie ihre Vernachlässigung beklagte, ein Körnchen Wahrheit enthielten. Hoffentlich hat der Besuch bei ihrer Schwester sie von ihrer Melancholie geheilt . Er wusste, dass die schwarzen Gedanken eine bisweilen an Wahnsinn grenzende Manie waren, und wünschte um seiner Söhne willen und nicht zuletzt um seinetwillen, sie würde Heilung finden.
Ehe ich sie nach Longleat brachte, konnte ich sie einen Monat lang davon abhalten, Laudanum zu nehmen, und jetzt ist sie seit fünf Wochen dort. Ich hätte Isabelle warnen sollen, dass sie nach dem Schlafmittel süchtig ist, und ihr von der schrecklichen Wirkung erzählen, die es für ihren Zustand hat. Andererseits bin ich sicher, dass ihre Schwester ihr dieses Teufelszeug nicht
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