Die unbeugsame Braut
ist ja kein sportlicher Wettbewerb, Mama.«
»Aber genau das ist es: die Gordons gegen die Devonshires. Und wir verlieren. Haushoch!«
»Wieso glaubst du das?«
»Dorothys Mutter vertraute mir höchst selbstgefällig an, dass sie Bedford für nächste Woche nach Chatsworth eingeladen haben und dass er kommen wird!«
Eine Woge der Erleichterung erfasste Georgina. Wenn der Herzog Lady Dorothy den Hof machte, konnte sie ihn von der Liste möglicher Bewerber streichen.
»Na ja, das können wir allerdings schon lange«, fuhr die Mutter fort. »Ich werde Susan schreiben und sie veranlassen, Bedford sofort nach seiner Rückkehr eine Einladung für ein Wochenende auf Kimbolton Castle zu schicken. Cambridgeshire ist viel günstiger gelegen und die Fahrt dorthin um diese Jahreszeit weniger mühsam als nach Derbyshire.«
Georgina stieg aus der Kutsche, in Gedanken schon in ihrem Bett, ihrer letzten Zuflucht, doch blieb ihre Mutter ihr auf den Fersen
und ließ nicht von ihrem Thema ab. Sie war fest entschlossen, den begehrtesten Junggesellen der Zeit um jeden Preis und mit allen Mitteln aus den Klauen der Duchess of Devonshire zu reißen. Hölle und Teufel, ich möchte nur ins Bett.
»Francis, ich bin froh, dass du mich gestern überredet hast, auf den Ball der Devonshires zu gehen. Dort traf ich mehr Whigs an als im Unterhaus.«
»So ist es doch immer. Devonshire House ist wie ein Privatclub, Spieltische eingeschlossen. Ich wurde für nächste Woche nach Chatsworth House eingeladen.«
»Hast du akzeptiert?«, fragte John seinen Bruder.
»Na ja, es geht wohl darum, dass mir ihre Tochter präsentiert werden soll. Ich muss Chatsworth mit allem Drum und Dran erst einmal sehen, um abzuschätzen, ob sich das Opfer lohnt, dafür eine Ehe einzugehen.«
John verkniff sich die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. Stattdessen sah er die soeben eingetroffene Post durch und öffnete einen Brief von seiner Frau.
John,
da du es nicht über dich bringst, mehr als einen Brief pro Woche zu schreiben, schließe ich daraus, dass du mich nicht mehr liebst. Das Ausbleiben von Briefen ist ein weiteres Zeichen deiner völligen Zurückweisung.
Schon seit einiger Zeit lässt du es an Zärtlichkeit fehlen. Mir ist klar, dass dir nichts mehr an meiner Freundschaft liegt und du mich wegen meines seelischen Tiefs verachtest.
Ich bin in der Gegenwart meiner teuren Schwester Isabelle sehr glücklich. Eine Trennung wäre für uns beide vermutlich besser. Elizabeth
John verschluckte eine Verwünschung. Er wusste, dass Elizabeth das genaue Gegenteil meinte, wenn sie so etwas vorschlug.
Er hatte seine Söhne in der Westminster School jede Woche besucht und ihr in allen Einzelheiten über ihre Fortschritte berichtet. Nie fragt sie nach ihrem Befinden oder erwähnt auch nur ihre Namen in ihren Briefen. Einziger Zweck ihrer Schreiben ist es, mich zu verurteilen, weil ich angeblich meine arme Frau vernachlässigt und schlecht behandelt habe .
»Von Elizabeth?«, fragte Francis.
John blickte auf. »Ja, ich muss mir die Zeit nehmen und zu ihr nach Longleat fahren.«
»Leider müssen wir beide der Pflicht gehorchen. Du musst nach Longleat und ich nach Chatsworth. Zuvor aber möchte ich noch meinen Schatz Marianna aufsuchen. Ihre Labungen werden mich gegen den nächtlichen Hunger wappnen, der mich auf der Fahrt in den Norden plagen wird.«
Nachdem Francis gegangen war, warf John den Brief seiner Frau ins Feuer und sah zu, wie die Flammen ihn verschlangen.
Ich kann Pitt jetzt sagen, dass ich ihm die nötigen Stimmen verschaffe. Sobald das Gesetz verabschiedet ist, werde ich Elizabeth besuchen .
»Also, ich habe an Susan geschrieben und der Vollständigkeit halber auch gleich an Charlotte, um sie zu bitten, den Ball auf Goodwood mit der großen Gesellschaft auf Kimbolton abzustimmen«, erklärte Jane. »Wir werden dem Duke of Bedford zeigen, was wahre Gastlichkeit ist.«
Georgina wählte ihre Worte sehr sorgfältig. »Mama, ich bin nicht sicher, ob wir den Duke of Bedford noch weiter ins Visier nehmen sollten. George sagte, Francis Russell sei als Frauenheld bekannt. Seine Geliebte ist Marianna Palmer.«
»Mrs. Palmer ist nur eine Bürgerliche. Man kann doch nicht erwarten, dass ein Mann von Mitte dreißig enthaltsam lebt. Das wäre
höchst eigenartig. Ein Mann von Welt ist genau das, was eine unerfahrene junge Frau aus erstem Hause als Ehemann braucht.«
»Aber ich habe mir keinen Herzog in den Kopf gesetzt. Charlotte ist mit
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