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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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besorgen wird .

    John fragte sich, ob er sich nicht einer Selbsttäuschung hingab, wenn er glaubte, seine Frau könne dauerhaft von dem Mittel entwöhnt werden. Er war überzeugt, ihre Melancholie werde sich geben, sobald sie von ihrer Sucht geheilt war. Entschlossen verdrängte er die Gedanken an Elizabeth, drehte sich um und schlief endlich ein.
    Ein Klopfen an der Tür weckte ihn. Er setzte sich auf und zündete eine Lampe an. »Was ist?« Er wusste, dass es noch nicht Morgen war.
    »Es tut mir leid, Sie stören zu müssen, Sir, doch traf eben ein Bote mit einer Nachricht ein. Er sagt, es sei dringend.«
    »Ist die Nachricht für mich oder meinen Bruder?«
    »Für Sie, Sir – aus Longleat.«
    John runzelte die Brauen. Wie immer Ärger mit Elizabeth . »Ich komme gleich hinunter. Machen Sie Feuer im Salon. Der Bursche hat einen langen, kalten Ritt hinter sich.«
    John, der nackt zu schlafen pflegte, griff nach einem Hausmantel und folgte dem Diener nach unten.
    Der Bote stand in der Eingangshalle und stampfte mit den Füßen. »Mylord, ich bringe eine dringende Nachricht von der Marchioness of Bath.«
    »Treten Sie ein, guter Mann, und wärmen Sie sich auf.« John nahm den Brief in Empfang und ging in den Salon voraus, wo der Diener das Feuer frisch angefacht und die Lampen angezündet hatte. John schenkte dem Boten ein Glas Whiskey ein.
    Er erbrach das Wachssiegel, zog den Brief aus dem Umschlag und hielt ihn ins Licht.
    Lord Tavistock,
    kommen Sie unverzüglich und möglichst schnell.
    Elizabeth erlitt einen schrecklichen Rückschlag.
    Die Lage ist sehr ernst.
    Isabelle, Marchioness of Bath
    »Meiner Frau geht es sehr schlecht. Ich fahre sofort los. Die Nachricht ist knapp gehalten. Können Sie mir mehr sagen?«
    »Der Arzt war zweimal im Haus. Mehr weiß ich nicht, Mylord.«
    »Ich nehme meine Kutsche. Sie können Ihr Pferd hier einstellen.« Er wandte sich an den Diener. »Würden Sie wohl dafür sorgen, dass der gute Mann sich stärken kann, während ich meine Sachen packe?«
    John entschied, dass er schneller vorankommen würde, wenn er seinen offenen Phaeton nahm, und noch ehe er Richmond erreichte, war der Bote fest eingeschlafen. Obwohl er in einem Wirtshaus in Basingstoke nur anhielt, um den Pferden eine Rast zu gönnen, sie zu tränken und selbst etwas zu sich zu nehmen, dauerte es den ganzen Tag, um Longleat House in Warminster zu erreichen.
    Während der langen Fahrt hatte er viel Zeit, darüber nachzudenken, was Isabelle gemeint hatte, als sie schrieb, die Lage sei ernst. Aus Erfahrung wusste er, dass seine Frau oft vor drohenden Gefahren warnte, und die dunklen Ahnungen von Untergangs-und Katastrophenszenarien mochten jemandem, der Elizabeth in ihrem Wahn noch nie richtig erlebt hatte, als sehr bedrohlich erscheinen.
    John hoffte, dass es sich nicht um etwas wirklich Ernstes handelte. Er war zuversichtlich, dass er sie beschwichtigen konnte – das hatte er bislang noch bei jedem neuen Ausbruch von Melancholie geschafft. Sehr wahrscheinlich wollte ihre Schwester Isabelle sie loswerden und hatte ihn zu diesem Zweck kommen lassen.
    Longleat war ein prachtvolles Haus aus der Tudorzeit, weit eindrucksvoller als so manches Schloss. John übergab sein Gespann einem Stallburschen und bat ihn, die Pferde gründlich trockenzureiben.
    Der Butler nahm seinen Pelerinenmantel in Empfang und führte ihn einen langen Gang entlang zum kleinen Salon.
    »Gott sei Dank, dass du gekommen bist.« Isabelles Hände lagen verkrampft ineinander. Ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
    »Sag mir, was geschehen ist.«
    Da hörte er einen Schrei, und nun erst bemerkte er, dass Lucy, die zweite Schwester seiner Frau, sich ebenfalls im Raum befand. Als Lady Bradford schluchzend ihre Hände vors Gesicht schlug, regte sich Besorgnis bei John. »Führt mich zu Elizabeth.«
    »Ich kann sie nicht mehr sehen«, stöhnte Lucy.
    Johns Besorgnis steigerte sich.
    Isabelle sah ihm nicht in die Augen. »Komm mit, John.« Sie führte ihn zur großen Treppe, und sie begaben sich in das obere Geschoss. Dort öffnete die Marchioness of Bath die Tür zu einem Gästezimmer und ließ ihn eintreten.
    John trat an das Bett, auf dem seine Frau mit geschlossenen Augen lag. »Elizabeth.« Er kniete nieder, und als er sie berührte, glaubte er für einen Augenblick, er hätte eine Tote vor sich. Aber nein, ihre Haut war trotz ihrer Reglosigkeit warm. Seinen Zorn zügelnd, blickte er zu Isabelle auf. »Sie ist bewusstlos. Wie lange dauert dieser

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