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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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viel Zeit vergangen war, seitdem sie sich würgend und schreiend seinen Bemühungen widersetzt hatte. Zwei, höchstens
drei Stunden. Sie hat sich selbst getötet! Ob mit Absicht oder nicht, konnte er nicht beurteilen.
    »Ich habe nach dem Arzt geschickt«, informierte Isabelle ihn in scharfem Ton.
    Als John aufblickte, wandte sie sich bereits zum Gehen. Wieder starrte er auf seine Frau hinunter. Ihr blondes Haar umrahmte in feinen, nun trockenen Strähnen das Gesicht . Sie sieht aus wie ein Engel.
    Er durchmaß den Raum, während ihm immer stärker bewusst wurde, dass seine Frau und die Mutter seiner Kinder tot war. Seine Gefühle unterdrückend, begann er darüber nachzudenken, was nun alles erledigt werden musste. Die Patronatskirche und die Grabstätte der Russells lagen in Chenies, ein paar Meilen von Woburn entfernt. Die Beerdigung würde im engsten Kreis der Familie stattfinden. Er ging ans Fenster und starrte blicklos hinaus in den Garten.
    Ein Klopfen an der Tür rief ihn wieder in die Gegenwart zurück. Dr. Neville trat ein und näherte sich dem Bett. John sah, dass er nach einem Puls tastete, obwohl er wusste, dass er keinen finden würde.
    »Mein tiefstes Beileid, Lord Tavistock.« Er griff in seine Tasche. »Ich muss den Totenschein ausstellen. Falls es Ihnen ein Trost ist – Ihre Frau ist friedlich von uns gegangen.«
    Offenbar hat man Sie von unserem heftigen Streit nicht in Kenntnis gesetzt. Dr. Neville übergab John den Totenschein.
    »Sie geben als Todesursache Auszehrung an. Meine Frau hatte aber nicht die Schwindsucht, Dr. Neville. Sie litt an akuter Melancholie und war süchtig nach Laudanum, mit dem Sie sie versorgten«, sagte er unverblümt.
    »Da die Tragödie sich auf Longleat ereignete, ist es für die Marchioness of Bath viel günstiger, wenn als offizielle Todesursache ihrer Schwester Schwindsucht genannt wird.«
    »Die Marchioness of Bath kümmert mich keinen Deut. Ich bin
nicht der Mensch, der die Wahrheit mit Lügen vernebelt, nur weil die Tatsachen unangenehm sind. Man kann keine Krankheit erfinden, nur um das Gesicht zu wahren.«
    »Es handelt sich um eine heikle Situation, Mylord. Böse Zungen könnten eine Überdosis als Selbstmord, wenn nicht gar Schlimmeres deuten.«
    O Gott, ist es etwa möglich, dass ihre Schwestern glauben, ich hätte sie getötet?
    »Abgesehen von der Marchioness of Bath müssen Sie auch an Ihren Bruder, den Duke of Bedford, denken. Sie werden doch nicht wollen, dass er mit einem Skandal in Verbindung gebracht wird.«
    »Mein Bruder wusste von Elizabeths Sucht.«
    »Dann bitte ich Sie, an Ihre Söhne zu denken, Mylord. Ihnen zuliebe werden Sie doch vermeiden wollen, dass an ihrer toten Mutter auch nur der Hauch eines Verdachtes hängen bleibt. Es wird für sie ohnehin sehr schwer, und Sie werden sicher alles in Ihrer Macht Stehende tun, um ihnen zusätzlichen Schmerz zu ersparen.«
    Aus Johns Blick sprach tiefer Kummer. Sein Schuldgefühl war grenzenlos. Den Jungen zuliebe werde ich tun, was ich tun muss. Er faltete den Totenschein zusammen und steckte ihn in die Tasche. »Ich bitte mich zu entschuldigen, Doktor. Ich habe viel zu erledigen.«
     
    »Die Nachricht war ein großer Schock. Ich bin gekommen, sobald es mir möglich war.« Francis Russell umarmte seinen Bruder. Er war erst nach der Beerdigung in Woburn eingetroffen.
    »Ich hielt es nicht für nötig, die Beerdigung hinauszuschieben, Francis. Ihre Schwestern wollten sie möglichst rasch begraben sehen und hatten es sehr eilig, wieder nach Hause zu kommen. Meine Beziehung zu ihnen ist zum Zerreißen gespannt. Würden sie nicht einen Skandal fürchten, hätten sie mich vermutlich beschuldigt, meine Hand beim Tod Elizabeths im Spiel gehabt zu haben. Ich bin deinem umsichtigen Butler zu großem Dank verpflichtet. Er war
mir eine große Hilfe, denn er hat für die Beerdigung alles arrangiert und sich mit größter Umsicht bereitwillig um Elizabeths Familie gekümmert, was mir natürlich sehr lieb war.«
    »So ist er immer. Woburn läuft wie eine gut geölte Maschine. War Elizabeths Tod ein Selbstmord?«, fragte sein Bruder rundheraus.
    »Sie starb an einer Überdosis Laudanum. Ich habe keinen Beweis, dass Absicht dahintersteckte, obwohl ich es leider vermute.«
    »Um Gottes willen, John, plag dich bloß nicht mit Vorwürfen.« Francis wechselte das Thema. »Sind die Jungen da?«
    »Ja. Ich habe entschieden, dass sie bei der Beerdigung ihrer Mutter zugegen sein müssten, um Abschied nehmen zu können. Ein

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