Die Unermesslichkeit
Fell. Keine String-Tangas oder Wonderbras aus Tierhaut. Trotzdem machte es ihn an, sich eine Frau vorzustellen, die dort auf einem Fell lag. Er würde sie ausziehen, ihr die Felle herunterreißen.
Es machte ihn richtig an, auch wenn er wusste, wie töricht das war, vor allem für einen Kenner der angelsächsischen Geschichte. Gary blickte zum Zelt hinüber. Es war lange her und selten genug, dass er überhaupt etwas spürte. Aber Irene würde ihn für verrückt halten, mitten im Sturm mit einem Ständer hereinzukommen, nass und kalt, und Abhilfe zu erwarten. Also ging Gary um die Hütte herum, lehnte sich gegen die vordere Blockwand, Rücken zum ungeheuerlichen Wind, und knöpfte die Hose auf. Er schloss die Augen und sah dieFrau vor sich, wie er ihr die Schenkel öffnete. Sie wehrte sich immer noch, versuchte, ihm die Augen auszukratzen, also drang er in sie ein, drückte ihre Arme nieder.
Er spürte den Druck und kam gegen die Hüttenwand, jämmerliche kleine Spritzer, zuckende Hüften, und er drückte sich ans Holz, Augen noch immer geschlossen, drückte sich gegen die Wand und wartete, bis sein Atem sich beruhigt hatte.
Dann bückte er sich und wischte sich die Hand an einigen Farnblättern ab, griff sich ein Büschel, um seinen Schwanz an der Spitze abzuwischen, und knöpfte sich wieder zu. Die Hütte zu säubern, die Mühe machte er sich nicht. Irene würde das niemals auffallen, schon gar nicht bei dem vielen Regen.
Gary ging wieder zum Podest und nahm Hammer und Nägel. Er war müde jetzt, schämte sich seiner brutalen Phantasie. Eine Frau zu vergewaltigen. Das sah ihm nicht ähnlich, und es sollte ihn auch nicht erregen. Es war so lange her, dass Irene und er miteinander geschlafen hatten. Er wusste nicht, warum. Der Schmerz in ihrem Kopf, sicherlich, aber auch davor schon. Er verstand die Ehe nicht. Die schrittweise Verweigerung aller Begierden, der frühe Tod des Selbst und aller Möglichkeiten. Die frühzeitige Beendigung des Lebens. Aber das stimmte nicht, das wusste er. So wirkte es nur zur Zeit, in einer schlechten Phase. Wenn Irene sich erholt hatte und zu ihrer alten Form zurückgekehrt war, würde er sich anders fühlen. Er stand mit dem Gesicht im Wind und Regen, Augen geschlossen, und versuchte, sich ihr nah zu fühlen, versuchte zu erspüren, was dasBeste war, das Gefühl, dass sie beide einander Geborgenheit schenkten, Nestwärme, nicht allein zu sein auf der Welt, aber momentan spürte er einfach überhaupt keine Verbindung. Am liebsten würde er sie nie mehr sehen. Und vielleicht war das seine Schuld. Vielleicht war er einfach so. Vielleicht war er zu einer solchen Verbindung gar nicht fähig. Aber darüber mochte er nicht nachdenken. Also legte er den Arm über eine Wand, klemmte sie mit seinem ganzen Gewicht fest und schlug einen Nagel in den oberen Baumstamm, hämmerte, bis er durch war, bis er sich in den nächsten Stamm gebohrt hatte und die Lagen zusammenpresste, dann trat er einen Schritt zurück und schlug den nächsten Nagel ein.
R hoda versuchte, einen Golden Retriever zu retten, eine Hündin, die wochenlang ohne Futter in einem Schuppen eingesperrt gewesen war. Ausreichend Wasser hatte sie gerade mal so am Leben gehalten. Das rotgoldene Fell schmutzig und verfilzt, Rippen und Wirbelsäule vorstehend, ein Schädel mit schlaff herabhängender Haut. Und trotz alledem noch gutmütig. Leckte Rhodas Hand, sah sie liebevoll an, musste dann wieder den Kopf ablegen, keine Energie mehr. Das brachte Rhoda um, wenn Tiere misshandelt wurden. Sie verstand nicht, wie jemand dazu fähig war.
Braves Mädchen, sagte Rhoda, als sie die Infusion vorbereitete. Wir päppeln dich schon wieder auf. Ein kleines Aufbäumen, ängstlich beim Stich der Nadel, aber Rhoda blieb bei ihr und beruhigte sie. Wie schön du bist, sagte Rhoda. Wir bauen dich wieder auf. Aber sie wusste, die Hündin konnte schon am nächsten Morgen tot sein. Diesen Aspekt ihrer Arbeit hasste sie.
Also ging sie in die Mittagspause. Sie musste hier raus, und es war sowieso fast zwei. Volle Regenmontur, nur um zum Wagen zu kommen. Es schüttete wie aus Kübeln, irrwitziger Wind. Und kalt. Sie fragte sich, wie klug es war, in diesem Wetter irgendwohin zu fahren, sie blieb noch auf dem Parkplatz und versuchte erneut, ihre Mutter zu erreichen, kam aber nicht durch. Siehatte ihr ein Handy geschenkt, aber vielleicht hatte die Insel keine Verbindung. Sie hätten es vorher ausprobieren sollen, anstatt auf Unwetter zu warten. Was, wenn da
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