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Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Titel: Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Smith
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telefonierte gerade mit einem Kunden. Ich brach das Gespräch ab. Als ich das Büro betrat, starrte sie abwesend auf ihre Monitore. «Setzen Sie sich», sagte sie. Ich nahm Platz. Dann sah sie mich mit versteinerter Miene an. «Was gibt’s?», fragte sie.
    Jetzt war ich dran. Mir blieb nichts anderes übrig, als sofort zur Sache zu kommen. Demütig. «Ich möchte mich entschuldigen», sagte ich. «Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht gezeigt habe, wie dankbar ich Ihnen bin. Aber nachdem mir Corey erklärt hat, wie weit Sie sich für mich aus dem Fenster gelehnt haben, wurde mir klar, dass dies eine große Sache ist.» Ich erwähnte Corey absichtlich. Sie wusste, dass er mein Mentor war, und ich wusste, dass sie und er sich nahestanden. Ich verschwieg lediglich, dass er mir gesagt hatte, ich müsse mich entschuldigen. Ich wollte, dass sie dachte, alles gehe von mir aus. Und ich sagte ihr die Wahrheit. Corey hatte unmissverständlich klargemacht, dass sie sich wirklich für mich eingesetzt hatte. Sie hatte Daffey gesagt: «Wir haben vor, dir Greg zu schicken.»
    Ich gab zu, dass mich der Gedanke, New York zu verlassen, zunächst schockiert hatte. Ich sagte ihr, wie sehr ich die Stadt liebe. Da der größte Teil meiner Familie in Amerika lebe, hinge ich auch aus familiären Gründen an der Stadt. «Aber», fuhr ich fort, «jetzt, wo ich darüber nachgedacht habe, bin ich begeistert, und ich möchte Sie bitten, mir eine zweite Chance zu geben. Ich möchte mich sehr gern mit unseren Leuten in London treffen. Ich ziehe die Position sehr ernsthaft in Erwägung und sehe darin eine wichtige Chance für mich.»
    Es war eine ziemlich aufwühlende Ansprache, aber Beth zeigte noch immer ihr Pokerface. Sie wollte mich noch ein bisschen zappeln lassen. «Wissen Sie, ich war einigermaßen erstaunt darüber, wie Sie reagiert haben», sagte sie mir.
    «Tut mir leid», erwiderte ich. «Der Gedanke, in ein anderes Land umzuziehen, hat mich einfach überrumpelt. Es war eine spontane emotionale Reaktion. Mir ist klar, dass ich nicht die Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht habe, die angemessen gewesen wäre.»
    Aber sie gab kein bisschen nach. Sie nickte, um mir zu bedeuten, dass sie gehört hatte, was ich zu sagen hatte. «Ich spreche mit Conti», sagte sie. «Ich muss noch ein wenig darüber nachdenken. Sie hören von uns.» Noch vor ein paar Tagen war ich ihr Liebling gewesen, jetzt hatte sie mich, soweit ich es beurteilen konnte, abgehakt. Aber selbst wenn dem so wäre, das war mir klar, dann wäre das noch nicht das Ende vom Lied.
    Zufällig war ich an diesem Abend mit einem Kunden aus Asien, der sich gerade in New York aufhielt, zum Essen verabredet, und Paul Conti, als Co-Head der Abteilung, kam mit. Wir waren nur zu viert: der Leiter des New Yorker Büros des Kunden, der Mitarbeiter aus Asien, Conti und ich. Wir saßen im Alto, einem italienischen Drei-Sterne-Lokal in Midtown Manhattan. Irgendwie kamen wir wieder auf meine Vergangenheit als Tischtennisspieler zu sprechen, und es stellte sich heraus, dass der asiatische Trader ein guter Spieler war, sodass wir uns ziemlich lange über dieses Thema unterhielten. Conti konnte nicht genug davon bekommen. Der Abend war sehr kurzweilig, und wir redeten praktisch nicht über die Arbeit. In dem Bestreben, uns alle zu beeindrucken, orderte Conti eine Flasche Wein für 400 Dollar – was weit über dem Spesensatz von Goldman Sachs lag. (Er sollte den Wein schließlich aus eigener Tasche bezahlen.) Später am Abend schickte er mir eine E-Mail: «Super-Dinner – gut gemacht, gut organisiert.» Über den Wechsel nach London wurde kein Wort verloren.
    Zwei Tage später sagte Beth: «In Ordnung, besorgen Sie sich das Visum. Wir schicken Sie rüber, um ein paar Leute zu treffen.» Es hieß nicht mehr: «Wir halten Sie für den richtigen Mann.» Die Botschaft war klar: Ich müsste die Leute in London überzeugen. Es sollte mir recht sein. Beth wollte mich unter Druck setzen und sich noch ein bisschen rächen, einmal abgesehen davon, dass sie natürlich das Gesicht wahren wollte. Ich verhielt mich ihr gegenüber sehr respektvoll. Ich erkundigte mich bei ihr sogar nach den verschiedenen Leuten im Londoner Büro. Ich spürte, dass sie ein wenig auftaute.
    Vor dem Abflug hatte ich noch ein Gespräch mit Corey. «Sie hätten es beinahe vergeigt», sagte er. «Jetzt stehen Sie wieder ganz bei null. Beth ist nicht begeistert von Ihnen. Daffey, wie es aussieht, auch nicht. Sie müssen rüberfliegen und

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