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Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition)

Titel: Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Smith
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es ist», sagte er. «Viel Spaß am Wochenende.»
     
    Und so saßen wir denn am nächsten Nachmittag unter der drückenden Sonne Nevadas im Whirlpool des Mandalay-Bay-Hotels – sieben schwer verkaterte Goldman-Mitarbeiter plus Miss Silikon. Ein eiskaltes Red-Stripe-Bier zog dem Kater die Krallen, doch mein Kopf schwirrte trotzdem. Mein Unwohlsein hatte soziale, hierarchische und ethische Gründe. Es hatte nichts mit dem weitgehend unbekleideten Mädchen zu tun – diesen Aspekt fand ich klasse. Was mir Unbehagen bereitete (abgesehen von meinem Kater), war, dass ich mich mit Leuten in dieser Situation befand, die mehr oder weniger mein Schicksal in ihren Händen hielten. Da war mein Chef Connors mit seiner ramponierten TrandWatch-Kappe. Da war erstaunlicherweise auch der «Pre IPO»-Partner Dave Heller, der als einer der Heads of Trading zwei Ebenen über Bill-Jo und drei Ebenen über Connors und den anderen VPs im Whirlpool rangierte. Von meiner Warte aus befand er sich irgendwo links von Alpha Centauri.
    Kurz gesagt: Heller war ein Rockstar bei Goldman Sachs. Er hatte diesen Ruf, einfach weil er so verdammt gut war. Obwohl er Tausende Untergebene hatte, die für ihn arbeiteten, hieß es, dass er sich jederzeit in den Handelssaal setzen konnte und jeden Trade ohne jede Hilfe auch selbst hinbekommen würde und wahrscheinlich besser als die Trader, die diesen Job täglich machten. Er war sich seines Status auch bewusst, doch er strahlte ein stilles Selbstbewusstsein aus, besaß darüber hinaus Humor und war niemals arrogant. Anfang der neunziger Jahre, als junger Derivatehändler in Tokio, hatte er etwas geschafft, was bei Goldman Sachs zur Legende wurde: Er hatte gigantische Summen verdient in der Folge der unautorisierten Deals von Nick Leeson, die letzten Endes die Barings Bank zu Fall brachten. Man darf nicht vergessen: Jedem Verlierer bei einer Transaktion steht auf der anderen Seite ein Gewinner gegenüber. Es hat mir gegenüber nie jemand bestätigt, aber es ging das Gerücht, dass Hellers Geschick der Firma Millionen einbrachte, und aus Dankbarkeit und in Anerkennung seiner Fähigkeiten wurde er im Alter von achtundzwanzig oder neunundzwanzig Jahren zum Goldman-Partner ernannt – dem jüngsten in der Geschichte der Firma.
    Ich hatte Dave Heller schon zuvor einige Male getroffen. 2003, als ich noch recht neu in der Abteilung Futures Executions war, kam er manchmal vorbei, oder (das war die Regel) er rief Corey und mich an und bat uns, einen Eigenhandel für ihn auszuführen oder ein Firmenrisko abzusichern. Was mir an Heller auffiel: Er hatte immer recht. Wenn er Futures verkaufte, dann fiel der Markt am nächsten Tag. Wenn er Futures kaufte, dann zog der Markt an. Meine letzte Begegnung mit Dave hatte allerdings nichts mit der Börse zu tun. Es war eine dieser leicht unangenehmen Situationen: Am Morgen nach Daffeys ausschweifender Abschiedsparty im Soho House hatte er sich im One New York Plaza in der Herrentoilette im neunundvierzigsten Stock an das Urinal neben mir gestellt, mir einen Blick zugeworfen und die unsterblichen Worte gesprochen: «Tolle Party gestern Abend.»
    Damals hatte Heller nur Smalltalk gemacht. Doch jetzt, weniger als ein Jahr später, traf er schon wieder mit dem kleinen Angestellten zusammen und wieder im Zusammenhang mit Ausschweifungen des Managements.
    Heller war zu der Party gekommen, weil er die Idee amüsant fand, nach Vegas zu fliegen, weil Connors ein cooler Typ war und es Spaß machte, mit ihm befreundet zu sein. Ein wichtiger Grund war zweifellos auch, dass Connors’ sechsundzwanzigjährige Verlobte mit Hellers ähnlich junger Ehefrau befreundet war. Diese Freundschaft mochte zufällig zustande gekommen sein oder nicht, in jedem Fall war sie ziemlich förderlich für Connors’ Karriere bei Goldman.
    Ich dagegen war ein Mitarbeiter, den Heller gut genug kannte, um ihn mit «Hallo» zu begrüßen, aber ich war und blieb Fußvolk, ein Untergebener, der sich immer daran erinnern würde, wie er mit Dave Heller und einer barbusigen Dreiundzwanzigjährigen in Las Vegas im Whirlpool gesessen hatte. Aber wie würde sich das auf meine Karriere bei Goldman auswirken?
    Was noch zu meinen Sorgen hinzukam, war die kleine Sache mit den 1000 Dollar in Form von Spielchips, die mir ein sehr betrunkener Bill-Jo am Abend zuvor in die Hand gedrückt hatte. Hätte ich sie ihm sofort zurückgeben sollen mit den Worten: «Bill, das kann ich nicht annehmen»? Wahrscheinlich. Aber ich hatte es

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