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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hängte sich das Amulett um den Hals. Kühl glitt es auf seine Brust und erwärmte sich dort langsam.
    Dann erst erlaubte er sich einen zweiten Blick auf die Wände des alten Stollens. Ja, sie waren vor langer Zeit bearbeitet worden, und
irgendwer hatte hier etwas abgebaut, das von Wert war. Er befand sich in einer uralten Mine.
    Und plötzlich fing er an zu lachen.
    An einer Stelle, an der ein Riss entstanden war, vielleicht durch ein Erdbeben, hatte sich Geröll gelöst. Grün schimmerte darin im Lichtschein der Kristall auf.
    Einem weniger gut ausgebildeten Mann wäre möglicherweise die Bedeutung entgangen, ihm jedoch nicht. Vorsichtig entfernte er mit dem Hammer das umliegende Gestein und legte den Smaragd frei.
    Er war nicht der einzige.
    Das Glück war zu ihm zurückgekehrt.

Kinderglück
    WEISST, WO ES KEINEN HERRN UND DIENER GIBT?
WO EINS DEM ANDERN DIENT, WEIL EINS DAS ANDRE LIEBT.
    Friedrich Rückert
     
     
    Geschickt handhabte Ursel das kleine Bügeleisen, um die Spitzenvolants an einem Unterrock zu plätten. Ihrem eigenen, wohlgemerkt. Drei Stück hatte sie inzwischen davon, und sie war so stolz darauf, dass sie sich beständig größte Mühe gab, sie fleckenlos weiß und immer ein bisschen gestärkt zu halten. Auch ihre Kleider behandelte sie mit der gleichen Sorgfalt wie die, mit der sie auch die der Gnädigen zu pflegen hatte. Nur Lennard musste sie manchmal schimpfen, denn der polierte zwar seine Stiefel mit Ehrgeiz spiegelblank, hatte aber oftmals schmuddelige Ärmel oder auch einen Riss am Hosenboden. Das Leben war beinahe vollendet schön geworden. Nur hin und wieder noch hatte sie böse Träume, aber meist weckte Lennard sie, und sie sagte sich immer wieder, es waren wirkliche Menschen, die da diese komischen Masken trugen. Und dass die Katzenfrau bestimmt die aufdringliche Danwitz war. Die mochte sie wirklich nicht, schon weil sie sie immer so hochnäsig anschaute, wenn sie die Gnädige besuchte.
    Immerhin waren die Besuche weit seltener geworden, und das war erfreulich. Erfreulich war auch, dass die Gnädige sich die langen Haare hatte kürzen lassen, denn das Ausbürsten und Aufstecken, vor allem aber das Waschen, war eine lästige Arbeit gewesen.
    Seit Weihnachten behandelte man sie und ihren Bruder fast wie Kinder des Hauses. Eigentlich sollten sie sogar Herr und Frau Mansel zu der Herrschaft sagen, aber das wollte ihnen beiden noch nicht so recht von den Lippen kommen. Es blieb bei den Gnädigen, und niemand beanstandete es.
    Ja, und dann war da der Unterricht! Ein junger Studiosus war eingestellt worden, um ihnen dreimal wöchentlich vormittags Lektionen in Englisch, Latein, Mathematik, Geometrie und Geschichte zu erteilen. Lustigerweise nahm die Gnädige an den Englischstunden
teil, weil sie sagte, sie würde die Sprache auch gerne lernen. An zwei Tagen gab sie selbst Unterricht in Mechanik, Literatur und Klavierspiel, und am Wochenende hielt der Herr ihnen Vorträge über Naturkunde. Sie waren alle drei streng mit ihnen und verlangten Aufmerksamkeit und Fleiß. Aber ganz anders als der blöde Pfarrer waren sie immer bereit, ihre Fragen zu beantworten, ja sie forderten sie sogar heraus. Und wenn sie etwas nicht verstanden hatten, erklärten sie es geduldig noch einmal.
    Sorgsam faltete Ursel den Unterrock zusammen und legte ihn in den Wäschekorb. Das Plätteisen stand auf der Herdplatte, um sich neu zu erhitzen. Sie rollte eines der angefeuchteten Hemden des Gnädigen auseinander, um es in faltenlose Form zu bügeln.
    Sie bügelte gerne, es bereitete ihr Genugtuung, den Korb mit exakt zusammengelegten Wäschestücken zu füllen. Es waren auch nur die kleinen Teile, die in ihren Aufgabenbereich fielen, die großen Tücher und Laken glätteten Jette und das Küchenmädchen einmal im Monat.
    Leise summte sie vor sich hin, die Lieder, die die Gnädige ihnen beibrachte, gefielen ihr, auch wenn man ihr Klavierspiel noch nicht als perfekt bezeichnen konnte. Aber Spaß machte es auf jeden Fall.
    Nur einen kleinen Wermutstropfen gab es in diesem Haushalt - es herrschte kein Glück zwischen der Gnädigen und dem Herrn. Nicht dass sie sich je gestritten hätten, aber als sie vor drei Wochen an Neujahr von Aachen zurückgekommen waren, fühlte sich die Luft zwischen ihnen sehr winterlich an. Er ging seiner Arbeit nach, gut, das musste er wohl, und sie kümmerte sich um das Haus und machte Besuche, aber sie lachte nicht mehr oft. Schon gar nicht mit ihm, so wie es zwischen Weinachten und Neujahr der

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