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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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bin?«
    Notto Fipp nickte.
    »Ich denke an die Rede«, sagte er.
    Welche Aufopferung, welch Disziplin und Umsicht! Welch ungeheure Menschlichkeit! Er hatte sein Gehen, sein Wesen, seinen Sinn an sich, beiseitegeschoben und stattdessen still dagesessen, schlaflos und wach, um bereit zu sein und mir zur Verfügung zu stehen: mein Trauzeuge. Ich kann mich nicht erinnern, je ein schöneres Bild gesehen zu haben, weder in Museen, Träumen oder sonst wo auf der Welt. Ich fühlte mich erbärmlich, demütig und dankbar. Ich hätte hinknien und seine unberührten Lackschuhe küssen können. Hatte ich jemals etwas Ähnliches zustandegebracht? Kaum. Nein, nicht nur kaum, nie hatte ich das. Ich habe immer nur an mich selbst und noch einmal an mich selbst gedacht, um sicher zu sein, dass ich es war, an den ich dachte.
    »Wir haben andere, wichtigere Dinge zu bedenken als die Rede, Notto!«
    Endlich drehte er sich zu mir um, bleich und hohlwangig wie die Schlaflosen.
    »Zeit!«, rief ich, »Zeit! Donner, Doria und Zeit!«
    Zum Schluss gelang es mir, ihn aus dem Zimmer und hinunter zur Rezeption zu verfrachten, unter den Augen aller, doch dort wartete ein Telefon auf mich und irritierte mich, und ich musste hinter den Tresen, den Hörer nehmen und Zeit vergeuden. Es war Alfred Melingen.
    »Alfred Melingen«, sagte er.
    »Was gibt’s?«, fragte ich.
    »Du bist derjenige, der anruft. Nicht ich.«
    Und da fiel es mir natürlich wieder ein, wie hätte ich es vergessen können?
    »Lieber Alfred. Ich möchte dich wieder installieren.«
    »Installieren?«
    »Du bist nicht mehr nicht mein Chauffeur. Ich möchte, dass du uns, so schnell es geht, nach Drammen fährst.«
    »Ja, du sollst heute heiraten. Ich habe es in der Zeitung gelesen.«
    »Genau. Das ist ein großartiger Tag.«
    »Dann willst du mich wieder einstellen? Als Chauffeur?«
    »Jetzt verstehen wir uns. Als Chauffeur. Als Gefährte. Und anschließend wirst du den besten Platz am Tisch bekommen.«
    Eine Weile blieb es still am anderen Ende, in Cochs Pension. Übrigens war ich froh, dass niemand mithörte.
    Dann sagte Alfred Melingen, dieser hinkende Teufel mit zwei verschiedenen Schuhen:
    »Bernhard Hval. Dein Vater …«
    Sofort unterbrach ich ihn.
    »Ich bin es. Bernhard Hval. Worum geht es? Was hat das mit meinem Vater zu tun?«
    »Das will ich dir sagen, wenn du es dir nicht selbst sagen kannst. Dein Vater war ein Mann von Ehre. Deine Mutter, und du kannst von ihr sagen, was du willst, sie ist eine Frau von Ehre. Aber du, Bernhard Hval, du bist ein simpler Emporkömmling.«
    Ich ließ diese Worte in mir sacken.
    Alfred Melingen hatte doch Humor. Ich hatte mich also gründlich in ihm geirrt.
    »Hast du getrunken?«, fragte ich.
    »Und nicht nur das, Bernhard Hval. Du bist nicht ganz bei Verstand. Du bist nicht bei Sinnen. Du gehörst eingesperrt, ja, das gehörst du. Vielleicht kannst du einem auch nur leidtun.«
    Ich lächelte über beide Ohren und hielt den Hörer mit beiden Händen.
    »Darf ich das so verstehen, dass du mein generöses Angebot ablehnst und nicht mein Chauffeur sein willst?«
    Es wurde aufgelegt, während ich sprach. Dennoch sprach ich weiter.
    »Und du? Ja, du, Alfred Melingen! Wer bist du? Nichts anderes als ein hinkendes Faktotum und ein elender Chauffeur mit dem ausgetretenen Schuh des Schmieds auf dem Gaspedal, oder war es die Bremse? Du hättest denselben Weg gehen sollen wie Hammer! Jetzt ist es endlich einmal gesagt!«
    Warum war ich nicht derjenige, der auflegte? Warum schmiss ich nicht einfach den Hörer hin und ließ Alfred Melingen Selbstgespräche in Cochs Herberge führen, statt dass ich dies in Frau Byes Hotel tat? Weil wir höflich sind.
    Ich wandte mich Notto Fipp zu und rief:
    »Keine Zeit! Wir haben nie genug Zeit! Zur Sache!«
    Und um es kurz zu machen: Wir begaben uns zum Skovveien, und dieses Mal war es Notto Fipp, der mich anziehen musste, den Ring in die Westentasche, dann fuhren wir schneller als der Blitz im Roadster nach Drammen, oh, ich hätte gern meine Füße in Kneipps zweifache Fußbäder gesteckt, während ich fuhr, etwas, das sich aus offensichtlichen Gründen nicht machen ließ, diese Pedale waren ja im Weg, weshalb ich die, die etwas von diesen Dingen verstehen, mit Entschiedenheit auffordere, Autos ohne Pedale zu bauen, so dass man ein Fußbad nehmen kann, entweder ein zweifaches oder ein einfaches, heiß oder kalt, während man fährt, das würde höchstwahrscheinlich die Anzahl der Unfälle verringern, und die ist

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