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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hätte mir gerade noch gefehlt. Da setzte ich mich lieber dorthin, wo früher der Springbrunnen stand, Vaters Tatort, nicht meiner. Übrigens begann ich diese Festschrift mit der Andeutung, dass er, mein Vater, keinen Humor besaß. Blödsinn. Ich ziehe hiermit diese Behauptung zurück. Mein Vater war ein großer Humorist. Um ihm eine gewisse Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen, behaupte ich jetzt, dass wohl kaum ein größerer Humorist auf Besserud gelebt hat, weder vor noch nach ihm. Es war nicht der Konkurs, der zu dem Selbstmord geführt hat. Mit dem wäre er fertig geworden, dessen bin ich mir ganz sicher. Es war die Verlängerung der Holmenkollenbahn, die den Ausschlag gab. Mit meiner Mutter war das etwas anderes. Sie besaß diese Sturheit und dieses Gefühl des Gekränktseins, das sich nur schwer mit dem Lachen vereinen lässt. Im Laufe meines Lebens habe ich erfahren, dass Selbstmörder im Grunde genommen oft einen Sinn für Humor haben, der sogar eine Art versöhnlichen Schleier über diese jämmerliche und im tiefsten Sinne egoistische Handlung wirft, auch wenn das Lachen an einem Tatort streng verboten ist, es kann einen die Ehre, den Job und noch mehr kosten. Was mir übrigens nur entgegenkam, da meine Zähne verschwanden und ich deshalb sowieso aufhörte zu lachen. Aber nehmen wir nur diesen Mann, der in einem Kellerverschlag im Munkedamsveien gefunden wurde, gleich neben den Eisenbahngleisen, was wohl erklären konnte, dass niemand etwas gehört hatte, denn es muss dort ziemlich lautstark vonstatten gegangen sein. Er lag in einer großen Blutlache, die Axt noch immer in den Händen. Sein Kopf war so zugerichtet, dass er nicht mehr wiederzuerkennen war, nicht einmal von seinen nächsten Angehörigen. Ich zählte insgesamt 35 Hiebe in Stirn und Scheitelregion, dazu drei tiefe Hiebe an der linken Schläfe. Es konnte zunächst einmal wie ein bestialischer Raubmord aussehen, abgesehen davon, dass nicht das Geringste gestohlen worden war. Dann musste ja wohl Eifersucht hinter dieser Untat stecken, denn nur Eifersucht kann eine derartig heftige Gewalt auslösen, wie sie hier an den Tag gelegt worden war, aber der Mann war nicht verheiratet, er hatte wenige bis gar keine Frauenbekanntschaften und war auch nicht in irgendeine Form homoerotischer Aktivitäten involviert gewesen, ganz und gar nicht, und ansonsten wurde er von allen, mit denen wir sprachen, geschätzt. Es war der Mann selbst, der hinter dieser Tat stand. Er hatte sich das Leben genommen, und es gehörte eine große Willensstärke und Entschlusskraft dazu, eine derartige Schlacht mit sich selbst, oder genauer gesagt, gegen sich selbst zu kämpfen. Er muss die Axt mit beiden Händen gehalten und von hinten losgedroschen haben, 35 Mal, bis er einen Volltreffer landete und endlich tot umfallen konnte. Mindestens zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde lang war er dabei. Zwischen den Schlägen wankte er herum, wir fanden mehrere Meter von dem Punkt entfernt, an dem er zum Schluss seinen Frieden fand, Blut an den Wänden, ja, bis hoch an die Decke hatte es gespritzt. Ein weniger erfahrener Gerichtsmediziner, einer, der nicht gerichtsmedizinisch dachte , hätte die Tat wie schon gesagt als Mord eingestuft. Doch dabei hätte er übersehen, dass nur die Fingerabdrücke des Toten am Axtstiel zu finden waren, was man natürlich damit hätte erklären können, dass wir es mit einem ungewöhnlich kaltblütigen Mörder zu tun hätten, der nach 35 Hieben immer noch die Fassung bewahrt hatte, seine Spuren abgewischt und die Axt dem Opfer in die Hand gelegt hatte, um den Verdacht auf den Toten zu lenken. Aber wer kann so eine Wut auf einen Mann haben, dass er ihm mindestens 35 Hiebe auf den Schädel gibt, so dass Knochensplitter und Hautfetzen an der Wand kleben? Mit anderen Worten, man braucht in diesem Fach eine gewisse Phantasie. Und ein Mann, der so entschlossen und besessen davon ist, sich von dieser Welt zu lösen, zu verabschieden, dass er mit der Axt auf sich selbst einschlägt, verdient trotz allem Respekt. Humor ohne Ende. Ich beschloss, es so zu sehen, anders war es nicht möglich. Humor minus Lachen. Das ist der Modus des Gerichtsmediziners. Es stellte sich heraus, dass der Mann seit einem Schock, den er sich bei der Explosion in Filipstad während der Okkupation zugezogen hatte, deprimiert gewesen war. Fragt nicht nach meinem Mitleid. Hätte er nicht lieber 35 Deutsche erschlagen können? Außerdem konnte ich es nur schwer glauben, einen Monat

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