Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
wurde von allen Seiten bedroht. Ich war umzingelt. Ich wurde gezwungen, mich zu wappnen. Zu ihrer Verteidigung darf ich sagen, dass ich schon vorher daran hätte denken müssen, und habe ich es nicht gesagt, dass ich eine Weile bis über beide Ohren verliebt und nicht im Stande war, langfristig zu denken? Aber warum sagte ich nicht einfach, wie es war, dass ein Kind nicht meine Sache war, und machte damit der erbärmlichen Farce ein Ende? Damit hätte ich allen viel Leid erspart. Weil wir Kantigen nicht aufbegehren. Deshalb. Ganz einfach.
»Bist du einverstanden?«, wiederholte Einar Juell.
»Ja«, sagte ich. »Außerdem hat sie einen wunderbaren Aufschlag.«
Endlich konnten wir weiterfahren. Das Verhör war beendet. Aber nur für dieses Mal.
»Hast du jemanden da in der Großstadt, Bernhard?«, fragte er plötzlich.
»Wie bitte?«
»Die ganzen Weihnachtstage freiwillig arbeiten? Mich führst du nicht so einfach hinters Licht.«
»Das war nicht freiwillig. Das war eine Pflicht. Eine von oben angewiesene Verpflichtung.«
»Ja, ja. Nicht, dass es mich etwas angeht, aber ein Oberarzt in weißem Kittel, der hat sich über ein mangelndes Angebot sicher nicht zu beklagen, oder?«
»Assistenzarzt«, korrigierte ich.
»Ich glaube, du bist ein richtiger Trunkenbold«, sagte Einar Juell.
»Ein Trunkenbold?«
»Schwanz im Riesenrad. Hast du das nicht gesagt? Entspann dich. Wir haben alle unsere Leichen im Keller, Bernhard.«
Er lachte über seinen eigenen Scherz. Darauf konnte ich verzichten, Schwiegervater und Schwiegersohn verschworen auf solch erbärmliche Art und Weise. Ich wollte ihn an seinen Platz verweisen. Ich sagte:
»Na, an Kellerräumen mangelt es dir ja jedenfalls nicht.«
Ich rechnete damit, dass das saß.
Einar Juell lachte nicht mehr.
»Du kannst machen, was du willst, Bernhard, solange du Sigrid nicht verletzt und für ein Enkelkind sorgst. Möglichst einen Jungen. Aber ich bin nicht unverschämt. Ein Mädchen würde natürlich auch mit offenen Armen aufgenommen werden. Wobei ich nicht damit rechne, dass Sigrid sich mit einem Kind zufrieden geben wird.«
Das letzte Stück legten wir schweigend zurück.
Sigrid empfing mich mit offenen Armen, sie wirkte gesund und munter, genau wie ihre Mutter, meine Schwiegermutter. Sie ließen sich von den schlechten Zeiten und dem Holzschlag nicht die Laune verderben. Aber es lag etwas in der Luft. Ich nahm an, dass das etwas mit dem Gespräch zwischen Einar und mir im Auto auf dem Weg hierher zu tun hatte. Wir Kantigen wittern so etwas sofort. Wir sind misstrauisch. Das müssen wir sein, um zu überleben. Zum Glück war Tora auch da, diese direkte, sitzengelassene, herrliche Person. Sie konnte uns im Ernstfall ablenken. Wenn unsere Zivilisation auf einem niedrigeren Niveau gewesen und Bigamie zugelassen wäre, hätte ich sie gern beide genommen, Sigrid und Tora. Ach, wenn es doch möglich gewesen wäre. Ich gab ihr zumindest einen Kuss auf die Wange. Nachdem diese Zeremonie überstanden war, ging ich gleich auf unser Zimmer, um mich umzuziehen. Sigrid folgte mir. Sie sagte, sie könne nicht warten. Also legten wir los. Wir kopulierten, dass sich die Balken bogen. Sie war viel Ski gelaufen. Und welche Worte mir dabei einfielen! Meine gerissene Bekassine! Ich will dich drainieren! Ich werde dich in deinen eigenen zähen Säften angeln. Ich rieb ihren Hintersteven und spielte Morra auf ihren Tangenten, und zum Schluss nahm ich sie von hintern. Da die Toilette so weit entfernt lag, war das die beste Möglichkeit. Wir stöhnten gleichzeitig, und ich zog mich aus dem Schlitz heraus, entleerte die Schmiere in die Hand und rieb sie schnell ins Bettlaken. Sigrid drehte sich auf den Rücken, offensichtlich zufrieden.
»Hast du mit Vater gesprochen?«
Hatte ich es nicht gesagt? Hier wussten alle so ziemlich Bescheid. Es war geplant. Ich saß sozusagen auf der Anklagebank.
»Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch über das Flößen«, sagte ich.
Sigrid lächelte.
»Du hast am vierten Februar einen Termin bei Doktor Frost. Wenn nichts in der Zwischenzeit passiert.«
Wir zogen uns um.
Also: mein Moratorium.
Beim Essen kam Tora mit einer aufsehenerregenden Neuigkeit, zumindest für mich war sie neu: Sie hatte eine Weihnachtskarte von Notto bekommen! Ich ließ das Besteck fallen und musste mich an der Serviette festhalten.
»Von Notto? Das ist ja unglaublich aufmerksam von ihm.«
Die Damen tauschten kichernd Blicke aus, sogar meine Schwiegermutter
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