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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die beiden Kampfhähne zu empfangen. Polizei und Feuerwehr waren auch zugegen, für den Fall, dass die Begeisterung überhandnahm. Wieder muss ich Zuflucht bei den Schilderungen dieser faulen und aufdringlichen Schmierfinken suchen, wie sie auch in Einar Jodds bescheidenem, aber dafür umso heftiger zugeneigten Pamphlet wiedergegeben werden, und ich möchte noch hinzufügen, dass ich es damals und übrigens auch heute noch äußerst unpassend finde, einen Kommentar von einem Sportler zu fordern, der bereits seit einer Woche gegangen ist und sich jetzt seinem Ziel nähert. Doch das Steak wurde ja auf ähnliche Art und Weise angesprochen, alles, was recht ist. Wenn aber jemand geglaubt hat, dass Notto ein gebrochener Mann war, als er ankam, der kannte Nottos Wesen nicht und irrte sich gewaltig. Er lächelte wie nie zuvor über sein ganzes mageres Gesicht und trat trotz seiner zerschlissenen Tracht elegant auf. Wobei er jedoch ein Bein etwas nachzog.
    »Sind Sie müde?«
    »Müde? Sind Sie verrückt? Ich war noch nie in meinem Leben weniger müde. Am liebsten würde ich loslaufen!«
    »Aber Sie müssen doch zumindest erschöpft sein?«
    »Ich habe einige Probleme mit dem einen Bein. Deshalb habe ich letzte Nacht geschlafen, und das war wohl die Rettung.«
    »Glauben Sie immer noch, dass Sie gewinnen können?«
    »Oh ja. Und außerdem bin ich schneller als das Steak.«
    Menschenhorden folgten Notto bis nach Oslo.
    Um fünf Uhr überschreitet das Steak die Stadtgrenze. Er ist in Oslo. Er hat eine unglaubliche Geschwindigkeit, während er eine seiner ewigen Zigarren raucht. Erst 45 Minuten später kommt Notto, lächelnd und liebenswert. Der Abstand hat sich also noch vergrößert, doch Notto ist wie immer voller Hoffnung. Die Schlacht ist noch nicht verloren. Und der Einmarsch wird wahrhaft königlich. Ich mache mich nicht größer oder kleiner, als dass ich das mit Bitterkeit in jedem Finger und jedem Buchstaben schreibe. In der Bispegaten ist das Gedränge so groß, dass das Steak kaum durchkommt. Ach, wäre er doch nur nicht durchgekommen. Hätten sie ihn nur niedergetrampelt und liegen lassen! Auf der Karl Johan ist es noch schlimmer. Berittene Polizei muss ihm den Weg bahnen. Genau um sechs Uhr zerreißt das Steak das Zielband, in norwegischen und dänischen Farben, auf Tullinløkken. Das Steak hat gewonnen. Er wird hochgehoben und auf die Bühne getragen, wo er eine Rede halten muss. Er ist sichtlich gerührt über diese nordische Begeisterung, verdammte Scheiße, diese Idioten und Dummköpfe, und es fällt ihm schwer, Worte zu finden. Soll er doch keine finden! Soll er sie alle verlieren! Doch dann eilt der Hoflieferant dem Steak zu Hilfe, wogegen er nicht das Geringste hat. Beide können den Jubel entgegennehmen. Ich stehe im Schatten, allein in dieser wahnsinnigen Menge, ich warte auf Notto, haben sie ihn etwa vergessen?
    Folgendes lässt das Steak vernehmen:
    »Bananen sind gut, aber Fleisch ist doch das Beste! Lange lebe Norwegen!«
    Die Spielmannszüge spielen eine Fanfare. Die Menge jubelt. Notto kommt um sieben Minuten nach sieben. Und es wiederholt sich das Gleiche. Er wird auf die Bühne getragen und muss sich bedanken, auch ich muss dort hinauf, es ist vorbei, der Kampf ist zu Ende.
    Notto dreht an seinem Spitzbart, freundlich wie immer ruft er:
    »Lasst uns das Steak feiern!«
    Erneuter Jubel.
    Ich hätte nie auf dieser Plattform stehen sollen, zwischen Laub und Fahnen.
    Auch ich muss das Wort ergreifen:
    »So spricht ein guter Verlierer!«
    Es wird vollkommen still. Ich habe nicht gewusst, dass eine Menschenmenge auf einmal so still werden kann. Selbst die Musiker legen ihre Instrumente hin. Von allem, was ich hätte sagen können, ist das vielleicht das Schlimmste, und ich habe es mit voller Überzeugung gesagt, denn ich habe es leider so gemeint.
    Notto unterbricht mich.
    »So spricht eine gute Nummer Zwei!«, ruft er.
    Erneut bricht der Jubel los.
    Ja, so spricht eine schlechte Nummer Zwei. Notto Fipp hat verloren und die Herzen aller Menschen und die Schlagzeilen gewonnen, während ich, der Hornochse, zur Seite geschoben wurde, es wurde über mich getuschelt, und ich wurde ins unterste Stockwerk befördert, in die Mäusehalle, das kälteste Ziel, an dem niemand gewinnt. Und mir kam ein unmöglicher Gedanke, dass Sigrid und ich vielleicht doch ein Kind hätten haben können, ein Kind wie Notto. Zu spät.
    Eine gute Nummer Zwei.
    Bald würde ich die Nummer Eins werden.
    Beide Männer wurden auf

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