Die unschuldige Geliebte
ausgerechnet das zu fragen.
Hilflos
überlegte Lucas, ob sie Gedanken lesen konnte.
"Sie
sind beide tot."
"Erzähl
mir, was passiert ist", flüsterte sie.
Sie
spürte, wie seine Brust sich hob und senkte, als er einund
dann langsam wieder ausatmete.
"Die
Mutter der beiden hat uns Informationen geliefert. Ihr Mann, der
Vater der Kleinen, war im Widerstand und wurde getötet. Sie
wollte ihn rächen, indem sie uns dabei half, ihr Volk zu
befreien. Es war eine gefährliche Situation für sie, und
deshalb durfte niemand von ihrer Identität erfahren und davon,
dass sie für uns arbeitet."
"Aber
jemand hat es getan." Suzy hob den Kopf und versuchte, ihm ins
Gesicht zu sehen.
"Ja",
bestätigte er.
Sie
merkte, wie zornig er war, denn sein Herz klopfte plötzlich
schneller. Und in dem Moment wurde es ihr klar.
"War
es … eine Reporterin?" riet sie intuitiv.
Lucas
spürte ihre Atemzüge. Suzy blickte ihn also immer noch an.
"Ja",
antwortete er fest. "Irgendwie hat sie von Maram gehört und
beschlossen, sie für einen Artikel zu interviewen. Natürlich
habe ich es ihr strikt untersagt und sie darauf hingewiesen, in was
für eine Gefahr sie Maram bringen würde. Aber sie hat meine
Warnung ignoriert und Marams Namen aus einem jungen Soldaten
herausbekommen, mit dem sie ins Bett gegangen ist. Zwei Tage nach dem
Interview wurde Maram umgebracht, und da habe ich erfahren, was Sarah
getan hatte."
"Vielleicht
war ihr das Risiko nicht bewusst", meinte sie heiser.
"Oh
doch, das war es", entgegnete er schroff. "Ich hatte es ihr
selbst gesagt. Aber ihr war es egal. Für sie zählte nur
ihre Story. Sie hat sogar versucht, Marams Kinder zu fotografieren,
als man sie aus dem abgebrannten Haus geborgen hat – obwohl
Marams Leiche noch dort lag."
"Jerry
hat mir erzählt, dass du für die Behandlung der Kinder
aufkommst", sagte sie leise.
"In
ihrem Land konnten sie die medizinische Versorgung, die sie
brauchten, nicht bekommen. Und sie konnten nur nach England gebracht
werden, wenn jemand sich bereit erklärte, die Kosten für
ihre Behandlung zu übernehmen. Es war das Mindeste, was ich tun
konnte, denn schließlich war ich für den Tod ihrer Mutter
verantwortlich."
"Nein!
Es war nicht deine Schuld", protestierte Suzy sofort.
"Ich
war der befehlshabende Offizier, und ich wusste aus Erfahrung, wie
hartnäckig Reporter sein können. Also hätte mir klar
sein müssen, dass ihre Karriere dieser Sarah wichtiger war als
das Leben einer anderen Frau", erwiderte Lucas grimmig.
"Und
deswegen hasst du Reporterinnen?" erkundigte sie sich leise.
"Weil sie sie auf dem Gewissen hat?"
"Sagen
wir einfach, dass sie mich in meiner Meinung über ihre
Kolleginnen bestätigt hat", stimmte er zu. "Eine Frau
wurde umgebracht, zwei Kinder wären fast ums Leben gekommen,
drei meiner Männer wurden erschossen und ich selbst
angeschossen."
"Du
wurdest angeschossen?" rief sie besorgt. Dann wurde ihr
allerdings etwas klar, und sie fügte leise hinzu: "Diese
Narbe … Ist das …?"
"Ja",
antwortete er angespannt. "Zum Glück haben die Kinder
überlebt. Und sobald sie dazu in der Lage sind, werden sie in
ihr Heimatland zurückkehren und bei ihrer Tante leben, die sie
so lieben wird, als wären es ihre eigenen. Warum weinst du?"
fragte er sanft.
"Das
tue ich nicht", schwindelte Suzy.
Doch
sie tat es, und ihre Tränen galten den Kindern. Gleichzeitig
waren es allerdings auch Freudentränen, weil sie so stolz auf
den Mann war, den sie liebte.
Der
Mann, den sie liebte! Plötzlich hatte sie das Bedürfnis,
ihm ihre Gefühle zu gestehen, ihm zu sagen, wie viel er ihr
bedeutete. Dass sie schon bei ihrer ersten Begegnung geglaubt hatte,
das Schicksal hätte sie mit ihm zusammengeführt und er wäre
ihre große Liebe, ihr Seelenverwandter. Dass er ihre Liebe
nicht erwiderte, spielte keine Rolle. Sie wollte nicht sterben, ohne
ihr Herz erleichtert zu haben.
"Lucas
…" begann Suzy mit bebender Stimme. "Wenn wir hier
nicht rauskommen …"
"Wir werden es schaffen", fiel er ihr ins Wort und verstummte,
als plötzlich laute Geräusche von oben zu hören waren.
"Keine Angst", beruhigte er sie. "Es bedeutet nur,
dass sie Fortschritte machen."
Starr
blickte sie in die Dunkelheit und wünschte, sie könnte sein
Gesicht und seine Augen sehen, um den Ausdruck darin zu erkennen.
Glaubte Lucas wirklich, was er sagte, oder wollte er sie nur trösten?
"Suzy
…"
Es
klang so eindringlich, dass sie sich zu ihm umwandte.
"Es
ist alles meine Schuld", erklärte er
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