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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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seines Alters zeigte auch Billy eine übersteigerte Neugierde für die weibliche Anatomie. Das enge Zusammenleben mit Megan, das Dope und die Hormone machten ihn dauergeil. Sie biss sich auf die Innenseite der Wangen, als er mit der Hand über ihre Brust strich.
    »Lass sie in Ruhe, du Monster«, zischte die Prostituierte und entzündete ihre Pfeife an der Flamme des Feuerzeugs.
    Billy Bob ließ Megan los.
    »Was hast du gesagt?«, brüllte er.
    Sie starrte ihn an und kaute einen imaginären Kaugummi.
    »Ich hab gesagt: Lass sie in Ruhe.« Sie zog ihren Rock mit einer lasziven Geste weit an ihren Oberschenkeln hoch. »Nimm lieber mich … Es sei denn, du lässt dir noch immer lieber von Typen einen blasen … «
    Billy Bob wurde blass. Man spürte, wie sich eine irrsinnige Anspannung in seinem Körper aufbaute. Megan hatte Brocken von Gesprächen aufgeschnappt, die sich um Billys Vergangenheit drehten, Gerüchte, wonach er an den Stränden von Lagos auf den Strich gegangen war, ehe er wegen schweren Diebstahls eingebuchtet wurde. Und offenbar lag ihm sehr viel daran, diese Gerüchte zum Schweigen zu bringen. Er ging langsam mit erhobener Faust auf die Prostituierte zu. Zu bekifft, um die Gefahr zu erkennen, lachte diese laut auf.
    »So ist’s gut, Bulle, Herzchen, Bulle!«, lachte sie. »Du weißt, dass mir das gefällt … «
    »Halt’s Maul!«
    Billy Bob zielte auf die Nase. Ein kurzes Geräusch wie von einem Keks, der zerdrückt wird, ging dem Gluckern des Blutes voraus, das auf das Sofa spritzte. Die Prostituierte schrie, im selben Moment benetzten Tränen ihre Wangen. Sie ließ die Kifferpfeife fallen und fasste sich mit den Händen ins Gesicht. Das Blut sprudelte zwischen ihren Fingern hindurch und lief ihre Unterarme hinunter. Irgendwo im Haus kläffte ein Welpe, und das Weinen eines Kindes antwortete dem der Frau, die sich wie ein Fötus zusammenkauerte.
    »Scheiß Crackhure … « Er wandte sich mit weit aufgerissenen Augen Megan zu. »Und du, worauf wartest du, hä? Hörst du nicht, dass sie flennt?«
    Die junge Frau gehorchte sofort. Sie stürzte in Naïs’ Zimmer, verfolgt von dem Stöhnen, das aus dem Wohnzimmer kam. Das Mädchen saß auf seinem Bett und drückte die Decke an sich. Der Welpe, den ihr Umaru geschenkt hatte, zog an der Leine, die am Fuß des Bettgestells festgebunden war.
    »Ich bin da, mein Engel«, flüsterte Megan und nahm sie in die Arme. »Alles ist gut … «
    Sie spürte Naïs’ Tränen auf ihre Oberschenkel fallen. Sie umarmte sie fester. Der Hund – ein Mischling, der einem Malteser glich – sprang auf die Decken und leckte die nackten Beine Megans.
    Naïs zitterte und klammerte sich mit den Fingern am T-Shirt der Krankenschwester fest. Ein heiseres, asthmatisches Ächzen entfuhr ihrer Kehle. Ihr Herz schlug zu schnell. Megan strich ihr lange zärtlich übers Haar, sprach mit ihr, um sie zu beruhigen. Sie nahm ein Päckchen Plumpy’Nut aus der Schachtel am Fuß des Bettes. Sie riss die Verpackung mit den Zähnen auf und drückte ein bisschen von der Paste auf ihren Zeigefinger. Als ihm der Geruch der Erdnussbutter in die Nase stieg, hörte das Kind auf zu schluchzen. Behutsam schob Megan ihren Finger zwischen die Lippen von Naïs, die anfing, daran zu saugen wie an einer Brust.
    »Schon gut … es ist vorbei … «
    Ihre freie Hand stützte den Kopf des Mädchens. Sie blickte um sich – auf das heruntergekommene Zimmer mit den Wänden, die aufgrund der unerträglich hohen Feuchtigkeit, in der das Haus vermoderte, ganz verrottet waren.
    Hinter den Zeitungsblättern, die die Sicht versperrten, färbte sich der Himmel glutrot. Die Strahlen der untergehenden Sonne vergilbten das an die Fensterscheiben geklebte Zeitungspapier, und plötzlich erfüllte ein diffuses goldbraunes Licht den Raum. Wie jeden Tag zur gleichen Stunde spürte Megan die Wärme der Sonne auf ihrer Haut. Sie fragte sich, wie viele Abenddämmerungen, wie viele Nächte sie wohl noch erleben würde.
    Mit einer mechanischen Geste gab sie erneut ein wenig Paste auf ihren Finger. Nur wenn sie dieses Kind am Leben hielt, würde sie selbst überleben, und dieses Bemühen glich einem rituellen Akt, der selbst ihre Erinnerungen und ihre Gefühle beherrschte. Sie vergaß immer häufiger, dass sie ein anderes Leben gehabt hatte, wie wenn ihr Unterbewusstsein sie beschützen wollte, indem es jede Hoffnung, sie könnte eines Tages hier herauskommen, erstickte.
    Sie sah zu der Prostituierten auf, die sich an den

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