Die Unseligen: Thriller (German Edition)
mehr, als Billy Bob seinen Gürtel öffnete. Die Musik von der Straße und das fröhliche Lachen der Kinder im Schwimmbad drangen verzerrt und wie von fern an ihr Ohr.
»Streif ein Kondom drüber … «, flehte sie ihn an.
»Was?!«
»Ein Kondom … bitte … «
Die Gürtelschnalle klirrte, als sie auf die Fliesen fiel.
»Tut mir leid, meine Süße.« Er kniete sich hinter sie. »Ein Kondom verdirbt den Spaß.«
Er legte seine Hände auf ihre Hüften, als die Tür plötzlich aufsprang. Das Licht des Wohnzimmers durchflutete das Badezimmer, und die Silhouette von Umaru Atocha zeichnete sich in der Tür ab. Geblendet warf Billy Bob den Kopf herum.
»Besetzt!«, brüllte er.
»Raus hier, Billy.«
»Hau ab!«
»Raus hier, Billy«, wiederholte Umaru kalt.
Der Junge schlug mit der Faust auf die Fliesen. Er stand auf und schnallte den Gürtel wieder um, wobei er seinem Chef den Rücken zuwandte. Megan rollte sich zur Seite, zog das Handtuch zu sich und bedeckte ihre Brust. Sie schluchzte immer heftiger.
»Was ich mit ihr mache, geht dich nichts an!«
Umaru packte ihn am Arm und zog ihn aus dem Badezimmer hinaus.
»Ich will nicht, dass du sie anrührst.«
Durch ihre Tränen hindurch sah Megan ihre Schatten auf der Wand des Wohnzimmers, und von dort, wo sie war, glichen diese Schatten zwei ausgerissenen großen Flügeln.
»Ach ja? Na, wenn du nicht willst, dass ich sie anrühre, dann gib mir gefälligst meinen Anteil«, keifte Billy Bob. »Denn solange ich und die anderen unsere Knete nicht haben, werde ich mir das, was mir zusteht, auf meine Weise holen.« Sein Schatten näherte sich auf der mit obszönen Graffiti beschmierten Tapete dem von Umaru und zeigte aufs Badezimmer. »Und wenn ich sie dafür ficke, dann geht dich das nichts an, Boss «, blaff te er, das letzte Worte betonend.
»Du wirst deine Knete kriegen, Billy Boy.«
»Und wann, Boss ? Ich stelle mir nämlich Fragen, viele Fragen …«
»Sag sie mir.«
Der Tonfall von Umaru war eisig, er verriet weder Zorn noch Furcht. Die Gesprächsfetzen von unten waren verstummt. Megan streifte sich ihr T-Shirt und ihren Slip über und schürfte sich die Knie auf, als sie sich der Tür näherte.
»Wir sind drei Monate lang hinter dem Mädchen her gewesen, und du hast uns versprochen, wir wären reich, sobald wir sie erwischt haben.« Billy Bob zog die Nase hoch und strich sich mit der Hand durch die Haare. »Aber mich stört, dass wir noch immer hier sind, und nimm’s mir nicht übel, Boss , aber das hier ist nicht gerade der Buckingham Palace.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich würd’ gern wissen, was konkret abgeht … Und sicher sein, dass du uns nicht reinlegst, indem du mit dem Geld abhaust.«
»Solche Verhandlungen brauchen Zeit.«
»Das hast du mir schon vor vier Monaten gesagt.«
»Und heute sage ich es dir noch einmal. Unsere Mittelsmänner stehen in Verbindung mit dem Konsulat der Vereinigten Staaten und dem französischen Außenministerium. Sie wollen nicht zahlen …«
»Was?!«
Megan reagierte genauso wie der Halbstarke. Ihr Herz schlug plötzlich schneller, und sie bekam einen trockenen Mund.
»… im Moment«, fuhr Umaru unbeirrt fort. »Sie wollen neue Garantien bezüglich der Geiseln. Aus diesem Grund haben wir sie gefilmt.«
»Neue Garantien?! Und was sonst noch?!« Der Schatten von Billy Bob entfernte sich in Richtung Treppe, und er war nur noch ein dünner schwarzer Faden, als er sich umdrehte.
»Hör mir gut zu, Boss, wenn sie in einem Monat nicht gezahlt haben, bring ich den Priester, dieses Miststück von Krankenschwester und das Mädchen um. Und dann machen wir es unter uns aus. Verstehst du? Zwischen dir und mir «, fügte er hinzu, ehe er die Tür hinter sich zuschlug.
Umaru verharrte reglos im Wohnzimmer und wartete, bis die Geräusche der Schritte im Treppenhaus verhallten. Megan sah seinen Schatten schwanken wie den eines Mannes, der den Halt verliert und der weiß, dass er fallen wird. Dieses Zögern dauerte nur eine Sekunde, aber es genügte, um sie erahnen zu lassen, dass alles verloren war.
Die Vereinigten Staaten würden das verlangte Lösegeld nicht zahlen. Das Fünkchen Hoffnung, an das sie sich geklammert hatte, hatte sich von einem Moment auf den nächsten in Luft aufgelöst. Sie ermaß nicht voll und ganz, was das bedeutete. Etwas in ihr verschloss sich dieser Einsicht. Sie sah zu dem Albino auf, der sie mit einem Ausdruck tiefer Traurigkeit ansah.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
Die junge Frau
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