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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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Handschellen angelegt worden waren, dass er nicht das Zeug zu einem Märtyrer hatte. Als ihn die Männer des Innenministeriums daher gefragt hatten, ob er bereit sei, mit ihnen zusammenzuarbeiten und Yaru Aduasanbi für sie zu fangen und das Mädchen zurückzubringen, hatte er sich einverstanden erklärt. Er hatte Vorbestrafte angeheuert, die sich durch das Kopfgeld überzeugen ließen, das die Regierung ausgesetzt hatte, und sie waren zu einer Art Wildwestabenteuer aufgebrochen. Er selbst hatte seine Ideale gegen das Versprechen einer neuen Identität und eines Flugtickets nach Europa verraten. Jede Überzeugung hat einen Preis, sagte er sich, als er in die Finsternis starrte.
    Die Hyäne wandte den Kopf in Richtung einer der Hütten und knurrte. Der Mann an der Seite von Umaru stand bereits. In seine Gedanken versunken, hatte der Albino den verzweifelten Hilferuf nicht gehört. Es wurde kurz still, dann übertönte ein weiterer Schrei das Rauschen des Windes in den Stechginsterbüschen.

44
    Als die Tür der Hütte aufgerissen wurde, hatte Billy aufgehört, zuzuschlagen. Kesiah lag quer auf der Matratze, ihr Körper war übersät von blauen Flecken. Blut durchnässte die Leintücher, und eine blutige Arabeske zierte die Rückwand des Raumes.
    »Verdammt … «
    Billy wich zurück, als er das Tier sah, das der Mann an der Leine hielt. Das heisere Keuchen der Prostituierten vermischte sich mit dem Knurren der Hyäne. Der Mann mit den Dreadlocks blieb einige Sekunden sprachlos, da er nicht verstand, woher all dieses Blut kam. Billy schlüpfte in seine Hose, wischte sich die Hände an den Schenkeln ab und musterte den Zuhälter. Der Mann zögerte, in dem Wissen, dass der Albino in seinem Rücken war. Er starrte Billy an und hätte ihn am liebsten an der Kehle gepackt, tat jedoch nichts.
    Die Schreie hatten die übrigen Mitglieder der Bande angelockt. Sie zogen sich Hals über Kopf an, stürzten aus den Pfahlhütten und kehrten zum Strand zurück. Die Prostituierten standen nackt in den Türen und verrenkten sich den Hals, um nachzusehen, was los war.
    »Warum hat sie dieses Foto?«, fragte Billy Bob.
    Er zeigte dem Zuhälter die Aufnahme von Yaru Aduasanbi und Naïs. Einige Blutstropfen und ein Daumenabdruck hatten die Aufnahme rot gefärbt. Der Mann schwieg. Das Mädchen auf dem Bett schien ihn zu hypnotisieren.
    »Warum hat sie dieses Foto?«, fragte Billy noch einmal.
    »Pfeif deinen Köter zurück und beantworte die Frage.«
    Die massige Gestalt Umarus kam mit vorgehaltener Waffe näher. Die Augen niedergeschlagen, gehorchte der Mann und zog an der Leine. Er ging dicht an dem Albino vorbei nach draußen, um das Tier an einem Pfahl des Anlegestegs festzubinden. Umaru wartete geduldig, bis er die Hyäne angeleint hatte, und bedeutete ihm dann, zum Strand zu gehen.
    »Das ist der, den ihr sucht, oder?«, sagte der Zuhälter, während er die Hände hob. »Ich weiß nicht, wo er ist, ich … «
    »Du antwortest nicht auf die Frage.«
    »Die Nutte hat mir gesagt, die Polizei hätte es ihr gegeben«, schaltete sich Billy ein.
    »Wozu hat die Polizei ihr das Foto gegeben?«, fragte Umaru.
    »Vor einer Woche haben wir einen Deal gemacht … Sie lassen meine Mädchen in Ruhe, und die müssen dafür ihre Kunden nach diesem Mann und diesem Kind fragen. Ich habe Kumpel in Abuja und in Lagos, denen man den gleichen Vorschlag gemacht hat.«
    »Wozu?«
    »Sie sind hinter ihm her, wie ihr. Mehr weiß ich nicht.«
    Umaru blieb nachdenklich. Bis jetzt hatte die Regierung die Polizei nicht an der Treibjagd beteiligen wollen. Sie glaubte, dass es Umaru als ehemaligem Mitglied der MEND leichter fallen würde, sich Aduasanbi zu nähern und sein Misstrauen zu zerstreuen. Die Tatsache, dass er ihnen im Niger durch die Maschen geschlüpft war, hatte sie zweifellos dazu veranlasst, ihre Taktik zu ändern.
    »Was ist das für eine komische Nummer?«, flüsterte Billy. »Ich hab gedacht, wir wären die Einzigen, die hinter ihnen her sind.«
    »Das hab ich auch geglaubt«, antwortete der Albino.
    »Und was heißt das? Dass die Regierung uns linken will? Damit wir die Prämie nicht kassieren?«
    »Vermutlich.«
    Umaru hütete sich, zu sagen, dass es jetzt nicht mehr um die Prämie, sondern um ihr Leben ging. Armer Idiot, dachte er. Die Hoffnung, das Land zu verlassen, hatte ihn an der Nase herumgeführt, eingelullt. Diejenigen, die ihm diesen Auftrag erteilt hatten, hatten nie die Absicht gehabt, ihre Versprechungen zu halten. Eine Kugel in den

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