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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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Missionsleiter und der junge Arzt mit Brille überprüften ihre Vitalfunktionen.
    »Ihr Puls ist unregelmäßig! Wie heißt sie?«
    »Hallo? Hallo? Hören Sie mich?«
    »Wir müssen ihr eine Infusion legen!«
    »Wir brauchen Blutkonserven! Schnell!«
    »Bereiten Sie den OP vor!«
    Die tschadische Krankenschwester eilte zum OP -Trakt, gefolgt von einem Pflegehelfer, der die Treppe hinunterrannte. Während Megan zur Trage eilte, nahm sie die Verwirrung, das Chaos in sich auf.
    »Mist! Kann mir jemand sagen, was hier passiert ist?«, schrie der Einsatzleiter.
    Megan hastete nach draußen und erblickte einen alten Ford mit geöffneten Türen, der davor parkte. Blutstropfen im Staub zeichneten eine ununterbrochene Linie bis zur Rückbank. In der Nähe des Autos fingerte ein alter Mann, der ganz offensichtlich unter Schock stand, nervös an einem hölzernen Rosenkranz herum.
    »Haben Sie sie hergebracht?«, fragte die Krankenschwester.
    Er wandte ihr sein schmales, von der Sonne zerfurchtes Gesicht zu.
    »Ja, ich bin Pater David … «
    »Was ist passiert?«
    »Sie heißt Haoua … sie kam zur Missionsstation und bat uns um Hilfe … Sie hatte Bauchschmerzen, aber keiner von uns ist Mediziner, wir wussten nicht, was wir tun sollen. Da haben wir ihr Medikamente gegeben … «
    »Welche Medikamente?«, unterbrach sie ihn.
    »Spasfon und … « Der Priester konzentrierte sich, um sich zu erinnern, aber die Blutflecken zogen seinen Blick geradezu magnetisch an. »… außerdem Ibuprofen … aber sie begann zu bluten und … «
    »Wann hat die Blutung begonnen?«
    »Ich hab sie sofort, als die Blutung eingesetzt hat, hierhergebracht … Die Fahrt von der Missionsstation bis zur Klinik dauert eine Viertelstunde … «
    »Hat sie unterwegs viel Blut verloren?«
    »Ja … aber bitte sagen Sie mir, dass die Medikamente nicht dafür verantwortlich sind … «
    »Alles deutet darauf hin, dass sich ihre Plazenta abgelöst hat. Die Medikamente haben nichts damit zu tun.«
    Seine Hand umklammerte den Rosenkranz fester.
    »Mein Gott, armes Kind … «
    »Kennen Sie sie gut?«
    »Ja, sie besuchte einige der Kurse, die wir geben.«
    »Im wievielten Monat ist sie?«
    »Warten Sie … « Seine Augen verrieten panische Angst. »Sie müsste im achten Monat sein … «
    »Hat sie schon früher über Schmerzen geklagt? Hatte sie schon Blutungen?«
    »Nein, nicht dass ich mich entsinne … aber … «
    Megan ließ ihn nicht zu Ende sprechen, sie hastete zurück ins Krankenhaus.
    Sie betrat den OP in dem Moment, wo der MSF -Missionschef und der junge Arzt die Frau anhoben und sie auf den OP -Tisch aus Edelstahl legten.
    »Mist, kennt jemand ihren Vornamen?«
    »Sie heißt Haoua«, sagte Megan und streifte sich einen Mundschutz über.
    »Haoua, hören Sie mich? Geben Sie mir ein Zeichen, wenn Sie mich hören … «
    Die junge Frau nickte.
    »Rufen Sie den Chirurgen an! Er muss sie sofort operieren!«
    Die tschadische Krankenschwester legte den Telefonhörer auf.
    »Der Chirurg ist noch nicht wieder zurück! Ihr Auto hatte eine Reifenpanne … «
    »Verdammt! Und wo genau sind sie?«, fragte der Chefarzt.
    »Etwa vierzig Kilometer südlich von Kouloudia.«
    »Schicken Sie sofort jemanden los, der ihn holt!«
    »Aber … «
    »Wir brauchen einen Chirurgen! Sie wird eine Uterusruptur erleiden. Ohne Kaiserschnitt stirbt sie!«
    Die Krankenschwester lief aus dem OP . Der Arzt mit der Brille tastete ihren Bauch ab.
    »Das Kind ist nicht in Steißlage.«
    »Im wievielten Monat ist sie schwanger?«
    »Im achten Monat«, antwortete Megan.
    Sie ließ sich von ihren Handlungsroutinen leiten und folgte der eingeübten Choreografie, nach der sich alle in diesem Raum richteten.
    Wortlos und mit erstaunlicher Gewandtheit nahm sie Kompressen, Jod, Infusionen und Morphium heraus. Jede ihrer Handbewegungen war zielgerichtet und präzise, als hätten die langjährigen praktischen Erfahrungen in Chicago ihr Gehirn geprägt, ihre Bewegungsabläufe automatisiert. Keine Hast. Nicht die geringste Panik. Sie schien sich in vollkommener Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Mediziner zu bewegen, ihren Bitten zuvorzukommen, die nächste Handlung vorherzusehen und die kleinste Komplikation zu erahnen.
    »Tief sitzende Plazenta oder retroplazentares Hämatom?«, fragte der junge Mediziner, während er die Gebärmutter mit den Fingern abtastete.
    Die junge Schwarze schrie und bohrte ihre Fingernägel ins Metall.
    »Meine Kurse in Geburtshilfe liegen lange zurück, weißt

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