Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
Vom Netzwerk:
Richtung.
    »Suchst du ein Mädchen?«, fragte eine Stimme neben ihm.
    Der Mann drehte sich um und stand einem etwa fünfzehnjährigen schmächtigen Halbstarken gegenüber, dessen Gesicht von Pickeln gesprenkelt war.
    »Nein.«
    Der Junge kratzte sich mit den Fingernägeln die Wange auf und kaute einen Kaugummi.
    »Was willst du dann hier?«
    »Fragen stellen.«
    Der Mann bemerkte das silberne Funkeln eines Springmessers. Er wich einen Schritt zurück und nahm die Hände hoch.
    »Wir mögen hier keine Fragen.«
    Der Mann schwieg und lächelte flüchtig, als Dutzende von Alarmpfiffen aus den Dünen erschallten. Der Halbstarke verrenkte sich den Hals, um den riesigen weißen Kreis wahrzunehmen, der sehr schnell am Horizont aufstieg. Die Huren stürzten aus ihren Löchern heraus und löschten die Laternen. Auf dem Kamm der Dünen wiegten sich die hohen Gräser, und die Jungs, die Schmiere gestanden hatten, rannten Hals über Kopf davon. Der Lärm von Sirenen und Motoren brach los wie ein Knall, dessen Echo sich überschlug.
    Forman Stona nutzte den Überraschungseffekt, um dem Jungen einen Schlag gegen die Schläfe zu versetzen. Dieser machte noch ein paar Schritte, ehe er zusammenbrach. Die Scheinwerfer mehrerer Jeeps leuchteten plötzlich über ihnen auf. Die Lichtflut blendete sie und vermittelte die Illusion, die Nacht wäre nur eine Sonnenfinsternis gewesen.
    » LEGT DIE WAFFEN NIEDER !«
    Auf den Ladeflächen der Fahrzeuge standen Polizisten, deren Oberkörper über die Windschutzscheiben hinausragten, und zielten auf die Gestalten weiter unten. Ein Schuss verhallte in der Luft.
    Forman Stona sah, wie die Zuhälter ihre Gewehre wegwarfen und die Hände hinter dem Kopf verschränkten, ehe sie sich niederknieten. Zwei Freier flohen nackt am Ufer entlang, sie waren schon weit weg. Er drehte sich um, als er hörte, wie sich der Kommissar von Damasak näherte.
    »Sind Sie zufrieden?«, fragte der Polizist mit finsterer Miene.
    »Schaffen Sie die Kerle aufs Revier«, antwortete Stona. »Ich will sie verhören.«
    In der Nähe der Jeeps hatten zwei Polizisten einen bewusstlosen Jungen mit blutverschmiertem T-Shirt unter den Achseln gepackt und zogen ihn über den Boden, seine Beine hinterließen eine lange Spur im Sand. Am Ufer durchsuchten andere Polizisten die Hütten und hatten ihren Spaß daran, die Prostituierten herumzustoßen und die Buden auf den Kopf zu stellen. Der Zuhälter und seine Männer lagen in Handschellen auf dem Bauch. Ab und zu hörte man Schreie, die vom fernen Hang der Dünen kamen, und die gedämpften Schlaggeräusche von Knüppeln auf Körpern, gefolgt von Schweigen, manchmal von Schluchzen.
    »Wir hatten eine Abmachung mit ihnen«, fuhr der Kommissar fort. »Wir haben sie in Ruhe gelassen, und sie haben uns im Gegenzug Informationen geliefert.«
    »Das interessiert mich nicht«, versetzte Stona, während er seine Schachtel Zigaretten herauszog. »Ich bin hier, um Yaru Aduasanbi aufzuspüren, egal, wie. Egal, welche Absprachen Sie haben.«

81
    Im hintersten Winkel seiner Zelle kauerte sich der Zuhälter zusammen und rang nach Atem. Blaue Schlagflecken überzogen seinen Körper, ein dunkler Blutstropfen trat an der Augenbraue aus und floss über seine Wange. Er neigte den Kopf auf die Seite und starrte die Gestalt an, die in der Mitte des Raumes stand.
    »Warum interessierst du dich für Kesiah?«
    »Ich will wissen, was ihr zugestoßen ist«, antwortete Stona.
    »Offen gesagt, bist du nicht der Einzige.«
    »Hast du sie nicht wiedergesehen?«
    »Nein … «
    »Also hast du sie nicht umgebracht?«
    Der Zuhälter lächelte erschöpft.
    »Wenn es so wäre, glaubst du, dass ich es dir sagen würde? Im Ernst? Du siehst dir zu viele Filme an … «, murmelte er zu sich selbst.
    Forman Stona trat einen Schritt vor.
    »Und du weißt nichts darüber, was in der Krankenstation passiert ist?«
    »Ich weiß nur, dass ich einen Deal mit den Polypen hatte, Mann . Und dass es nicht gut fürs Geschäft ist, eine Absprache einseitig aufzukündigen.«
    Stona hob die Eisenstange, die er in der rechten Hand hielt. Der Zuhälter krümmte sich noch etwas mehr zusammen.
    »Ich weiß, dass du mir nicht alles sagst.«
    »Ich schwöre dir, dass ich nichts weiß!«
    Die Eisenstange sauste durch die Luft und traf den Gefangenen im Nacken.
    Er öffnete den Mund und versuchte zu schreien, aber die Laute steckten in seiner Kehle fest.
    »Ich habe deine Mädchen verhört«, fuhr Stona fort, während er sich langsam um sich

Weitere Kostenlose Bücher