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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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gehen lasse, hast du nichts auf dem Tisch, wenn ich nachher zu euch komme. Ein schrecklicher Gedanke!«
    »Du hast recht, nach diesem wunderschönen Erlebnis, das du mir heute geschenkt hast, hast du etwas wahrlich Gutes verdient.«
    »Außerdem muss ich den Kahn noch in den Hafen bringen, sonst leiht ihn mir der Hafenmeister nie mehr.«
    »Das wäre höchst bedauerlich. Ich würde nämlich zu gerne mal wieder mitfahren, wenn ich darf.«
    Das Boot hatte gedreht, und er zog die Ruder kräftig durch.
    »Du darfst. Wenn du erst meine Frau bist, werde ich dir noch viel mehr solcher Erlebnisse schenken, das verspreche ich dir.«
    Als Esther sich wenig später von ihm verabschiedet hatte und beschwingt nach Hause lief, gingen ihr seine Worte nicht mehr aus dem Sinn. Sie war erfüllt von einem tiefen Glücksgefühl, das ihren Körper wärmte. Wie gut sie es mit diesem Mann doch getroffen hatte! Er sah nicht nur gut aus, sondern konnte sie zum Lachen bringen, sie immer wieder überraschen und war gleichzeitig klug und vernünftig. Er würde ihr ganzes Leben auf sie achtgeben, dessen war sie sich sicher.
     
    »Danke, Schwesterchen, das war köstlich!« Kaspar schob seinen Stuhl vom Tisch zurück, wischte sich mit dem Ärmel über die wulstigen Lippen und streckte die Beine von sich. Er sah ausgesprochen zufrieden aus.
    »Ja, das war es«, stimmte Vitus ihm zu.
    Esther räumte den winzigen Rest des Roggenbrots fort, das sie gebacken hatte. Vom Eintopf, den sie aus Rüben, Getreide und den Schweinepfoten zubereitet hatte, war noch genug übrig, um zwei Tage davon satt zu werden.
    »Denkt euch, ich habe den Müllerssohn vor der Stadt getroffen, der mir damals geholfen hat, den Petter aus dem Wasser zu fischen«, erzählte sie, während sie Dünnbier einschenkte. »Die Mühle liegt zwar recht weit draußen, aber der Weg lohnt sich. Dort gibt es einige Hofbauern, die nicht gern in die Stadt gehen. Bei denen sind Fleisch und Wurst erschwinglich.«
    »Ach ja?« Vitus sah sie aufmerksam über den Rand seines Bechers an, während er einen kräftigen Schluck nahm. »Von der Begegnung mit dem jungen Müller hast du mir vorhin gar nichts erzählt.«
    »Ja, und der alte Müller ist auch sehr nett. Er hat mir sogar etwas Mehl geschenkt.«
    »Du magst diesen Müllerssohn also?«
    »Es war nett von ihm, mir den Hofbauern zu empfehlen und mich zu seinem Vater zu schicken.« Esther sah Vitus fragend an. »Aber mögen … Ich kenne ihn kaum. Warum fragst du?«
    »Nun, du sagtest, der alte Müller sei auch sehr nett. Das heißt doch wohl, dass du den jungen ebenfalls nett findest.«
    Kaspar hatte die Unterhaltung amüsiert verfolgt, sein Blick war von einem zum anderen gewandert. »Hier ist einer im Raum eifersüchtig«, verkündete er fröhlich.
    »Unfug«, entgegneten Esther und Vitus aus einem Mund.
    Kaspars Grinsen wurde noch breiter.
    »Als ob dafür ein Grund bestünde«, ereiferte sich Esther.
    »Dann ist es ja gut«, sagten dieses Mal Kaspar und Vitus gleichzeitig. Für einen Moment war es still, nur im Ofen knackte das Feuer. Im nächsten Augenblick lachten alle drei los.
    »Er war nur freundlich«, erklärte sie abschließend. »Ich dachte, er kann dir womöglich Mehl für einen guten Preis anbieten.«
    Vitus strich sich die Haare zurück. »Warum nicht? Zwar arbeite ich schon seit langem mit den Müllern zusammen, die bereits meinen Vater belieferten, aber das muss nicht für alle Zeit so bleiben.«
    Kaspar reckte die Arme in die Luft, faltete die Hände über dem Kopf und dehnte die Finger. »Ich bin müde«, verkündete er. »Ich werde es mir auf meinem Lager bequem machen.« Damit stand er auch schon auf, kam zu Esther hinüber und küsste sie auf den Scheitel. »Gute Nacht, Schwesterchen.« Vitus klopfte er gönnerhaft auf die Schulter. »Gute Nacht, Vitus.«
    »Gute Nacht, Kaspar.« Vitus sah ihm nach. Als er die Holzstufen der Stiege knarren hörte, die nach oben zu den beiden Schlafkammern führte, sagte er: »So einfältig dein Bruder auch sein mag, so viel Fingerspitzengefühl hat er manches Mal. Das muss wohl an seinem Beruf liegen.« Er lächelte.
    Auch Esther musste schmunzeln. »Gott der Herr ist in der Einfalt des Herzens zu suchen, vergiss das nicht. Aber du hast recht, manches Mal ist er überraschend feinfühlig. Jedenfalls, wenn es nicht gerade um den Umgang mit Galläpfeln oder Pergamentbogen geht.« Tatsächlich hatte Kaspar nicht ein einziges Mal gegähnt oder sonst wie erkennen lassen, dass er müde war. Es war

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