Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
schüttelte argwöhnisch den Kopf.
    Die gute Laune des Oberbadda war durch nichts zu erschüttern. »Entschuldige, wenn ich deine Zweifel zu zerstreuen versuche, aber du kannst dem Gründer deines Ordens ruhig vertrauen. Außerdem – wünschst du dir nicht eine ungestörte Hochzeitsnacht mit deiner Braut?« Ceobbas rechtes Glupschauge zwinkerte.
    Trevir spürte, wie sich Dwina an ihn schmiegte, ihren Kopf auf seine Schulter legte und leise seufzte. Er wurde rot. »Du sprichst nicht zufällig von Saint Dryden’s Temple?«
    »Doch.«
    »Sagtest du nicht, das Schwarze Heer bewache diesen Ort wie sonst nur die Britannische Bibliothek?«
    »Doch.«
    »Und dir ist schon klar, dass die Kuppel dort in Mologs abgefeimtem Plan eine zentrale Rolle spielt?«
    »Doch.«
    »Kannst du eigentlich auch etwas anderes sagen als doch?«
    »Doch.«
    Trevir stöhnte. »Entschuldige, Ceobba, aber ich begreife nicht, warum wir ausgerechnet in dem Tempel sicher sein sollen.«
    Der Badda grinste schelmisch. »Zum einen, weil er ein bedeutender Schwingungsknoten ist und zum anderen, gerade weil Molog ihn so streng bewacht. Wir haben beobachtet, dass weder der Kriegslord noch sein Zögling, geschweige denn die Soldaten den Tempel betreten. Offenbar fürchten sie den Ort oder sie wollen ihn nicht entweihen oder haben Angst, etwas zu zerstören. Jedenfalls ist Saint Dryden’s Temple zwar lückenlos vom Schwarzen Heer umstellt, aber die Krieger halten Abstand.«
    »Es sind noch zwanzig Tage bis zur sechsten Welle. Wir könnten durch Zufall entdeckt werden.«
    »Nicht wenn ihr euch die meiste Zeit unter dem Tempel aufhaltet.«
    »Dort gibt es auch Tunnel?«
    »Und Höhlen. Dambaragh zieht sich gerne dorthin zurück, wenn er seine Studien betreibt. Er meint, der Ort habe etwas Inspirierendes. Über unserem Reich gibt es eine Krypta. Erst dann kommt der große Kuppelsaal des Tempels.«
    Trevir sah fragend die Braut an. »Was meinst du?«
    Dwina strahlte. »Ein Ort nur für uns allein, ein Platz für deine Studien, Freunde ganz in der Nähe und die idealen Voraussetzungen, um sich gegen Mologs Machenschaften zu wappnen – was willst du mehr?«
    Dambaragh stellte den Jungvermählten seine Zweithöhle zur Verfügung, die tief unter der Kuppel von Saint Dryden’s Temple lag. Eigentlich handelte es sich um fünf Felskammern, die untereinander verbunden waren. Da der Gelehrte schon seit langem allein lebte, schickte man ein vierköpfiges Aufräumkommando voraus, zu dem auch Kitta gehörte. So konnte der Schock abgemildert werden, der jene zu befallen pflegte, die unvorbereitet in Dambaraghs Studierhöhle traten. Mit Ausnahme des Arbeitszimmers bot die unterirdische Zimmerflucht beim Eintreffen des Hochzeitspaares einen durchaus behaglichen Eindruck.
    Als Trevir und Dwina ihre »Liebeslaube« in Besitz nahmen, brandete Beifall auf. Während die Fledermaus erschrocken in eine dunkle Ecke floh, nahm der Bräutigam den Zuspruch dankbar entgegen. Trevir dräute, dass nun der komplizierte Teil der Nacht begann. Ihr sonst so ausgeprägtes Taktgefühl schien die Badda offenbar nicht daran zu hindern, das Brautpaar beim Austausch von Zärtlichkeiten zu beobachten und hingerissen zu seufzen. Obwohl Dwina allgemein sehr offen und gewiss nicht prüde war, zeigte sie in diesem Punkt eine überraschende Befangenheit. Sie konnte die neugierigen Helfer gar nicht schnell genug hinauskomplimentieren. Als die Badda abgerückt waren, wirkte sie wie ausgewechselt.
    Nun befiel jedoch Trevir eine sonderbare Scheu. Er hatte Dwina zwar schon oft berührt, unzählige Male die warme Nähe ihres Körpers gespürt und den Duft ihres Haars geatmet, aber seine Leidenschaft dabei stets im Zaum gehalten. Als Tochter eines Medicus besaß sie einige sehr spezielle Kenntnisse über das andere Geschlecht. Trevir dagegen war in einer Gemeinschaft von Ordensbrüdern aufgewachsen und in solchen Fragen eher unkundig. Auf Dwina schien seine Unsicherheit sogar anregend zu wirken. Nachdem die zwei ihr Hochzeitsmahl eingenommen hatten, ergriff sie seine Hand und führte ihn in die Schlafhöhle. Zwei kleine Betten waren hier zu einem langen zusammengeschoben und mit weißen Laken bezogen worden. Auf einem Tischchen in der Ecke leuchtete warm ein winziges gelbes Licht. Der Duft getrockneter Kräuter lag in der Luft. Kitta hatte mit sicherem Gespür alles wunderbar hergerichtet.
    Trevir stand vor dem Bett und wirkte ein wenig ratlos. Mit bangen Blicken verfolgte er, wie Dwina sich erstaunlich

Weitere Kostenlose Bücher