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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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gehen«, flüstert er endlich. »Aber, Ever, wenn du mich lieben willst, wenn du wirklich mit mir zusammen sein willst, dann musst du akzeptieren, was wir sind. Ich verstehe es, wenn du das nicht kannst.«
    Und dann küsse ich ihn, drücke mich fest an ihn, brauche das Gefühl seiner Lippen auf den meinen, schwelge in dem wundervollen, warmen Leuchten seiner Liebe, und der Augenblick wächst und dehnt sich aus, bis er allen Raum ausfüllt, jede Nische, jeden Winkel.
    Als ich die Augen öffne und mich von ihm löse, bin ich wieder in meinem Zimmer, ganz allein.
     
     

ZWEITUNDDREISSIG
    «Was war denn? Wir haben überall gesucht und dich nicht gefunden. Ich dachte, du wärst unterwegs gewesen?«
    Ich rolle mich herum, kehre dem Fenster den Rücken zu und mache mir insgeheim Vorwürfe, weil ich mir keine Ausrede ausgedacht habe. Das bringt mich jetzt in die unbehagliche Lage, etwas aus dem Ärmel schütteln zu müssen. »War ich auch, aber dann - na ja, ich hab so Krämpfe gekriegt, und -«
    »Aufhören!«, befiehlt Miles. »Kein Wort mehr, im Ernst!«
    »Hab ich was verpasst?«, erkundige ich mich und schließe die Augen vor den Gedanken in seinem Kopf; die Worte laufen wie das Spruchband einer Sondermeldung bei CNN vor meinem inneren Auge ab:
I
iih! Voll eklig! Wieso müssen die über so was auch noch reden?
    »Abgesehen davon, dass Drina nicht aufgetaucht ist? Nö, überhaupt nichts. Den ersten Teil des Abends habe ich damit zugebracht, Haven zu helfen, nach ihr zu suchen, und den zweiten mit dem Versuch, sie davon zu überzeugen, dass sie ohne sie besser dran ist. Ich schwör's, man könnte meinen, die beiden sind ein Paar. Die gruseligste Freundschaft aller Zeiten, Ever.«
    Ich halte mir mit beiden Händen den Kopf und krieche aus dem Bett; dabei wird mir klar, dass dies seit einer Woche das erste Mal ist, dass ich ohne Kater aufgewacht bin. Und obwohl ich weiß, dass das etwas sehr Gutes ist, ändert das nichts daran, dass ich mich mieser fühle als je zuvor.
    »Also, was ist? Hast du Lust auf ein bisschen Fashion-Island-Weihnachtsshopping?«
    »Ich kann nicht. Hab immer noch Hausarrest«, antworte ich, während ich mich durch einen Stapel Sweatshirts wühle und innehalte, als ich das finde, das Damen mir bei unserem Disneyland-Date gekauft hat; bevor alles anders geworden ist, ehe sich mein Leben von sehr merkwürdig zu außerordentlich merkwürdig verändert hat.
    »Wie lange noch?«
    »Kann ich nicht sagen.« Ich lege das Handy auf die Kommode und ziehe mir ein limonengrünes Kapuzensweatshirt über den Kopf. Dabei weiß ich genau, dass es eigentlich keine Rolle spielt, ob Sabine mir Hausarrest verpasst; wenn ich ausgehen will, werde ich ausgehen. Ich werde nur dafür sorgen, dass ich wieder zuhause bin, ehe sie von der Arbeit zurückkommt. Ich meine, es ist schwer, eine Hellseherin einzusperren. Allerdings liefert Hausarrest einem auch die beste Entschuldigung dafür, zuhause zu bleiben, den Kopf einzuziehen und all die ziellose Energie zu meiden. Was auch der einzige Grund dafür ist, dass ich dabei mitmache.
    Ich hebe das Handy gerade noch rechtzeitig auf, um Miles sagen zu hören: »Okay, na schön, ruf mich an, wenn du auf freien Fuß gesetzt wirst.«
    Ich steige in eine Jeans und setze mich dann an meinen Schreibtisch. Obwohl mir der Kopf dröhnt, die Augen brennen und die Hände zittern, bin ich fest entschlossen, diesen Tag ohne Alkohol, ohne Damen und ohne unerlaubte Ausflüge auf irgendwelche Astralebenen durchzustehen. Insgeheim wünsche ich mir, ich wäre hartnäckiger gewesen - hätte verlangt, dass Damen mir zeigt, wie man sich abschirmt. Ich meine, wieso scheint die Lösung immer wieder zu Ava zurückzuführen?
    Sabine klopft behutsam an meine Zimmertür, und ich drehe mich um, als sie eintritt. Ihr Gesicht ist blass und verkniffen, ihre Augen sind rot gerändert, und ihre Aura ist fleckig und grau. Ich krümme mich innerlich, als mir klar wird, dass das alles wegen Jeff ist und sie schließlich seinen Riesenberg aus Lügen entdeckt hat. Lügen, die ich ihr von Anfang an hätte offenbaren können. Ich hätte ihr all den Kummer ersparen können, wenn ich nur meine Bedürfnisse nicht über ihre gestellt hätte.
    »Ever«, sagt sie und bleibt neben meinem Bett stehen. »Ich habe nachgedacht. Da mir diese ganze Hausarrestgeschichte nicht so recht gefällt und da du ja fast erwachsen bist, denke ich, ich könnte dich ebenso gut wie eine Erwachsene behandeln, also ...«
    Also ist dein Hausarrest

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