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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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nur geseufzt, sich ihre Autoschlüssel gegriffen und ist zum Pilates-Training gefahren. Und ihr Dad war gar nicht lange genug zuhause, um genau hinzusehen. Ihr kleiner Bruder Austin war zuerst ganz schön erschrocken, hat sich aber ziemlich schnell daran gewöhnt. Und da die meisten anderen in der Schule so an das abgedrehte Auftreten gewöhnt sind, das durch die MTV-Kameras vom letzten Jahr ausgelöst wurde, ignorieren sie sie normalerweise.
    Doch ich weiß zufällig, dass unter all diesen Totenschädeln und Stacheln und dem Totenrocker-Make-up ein Mädchen steckt, das einfach nur gesehen, gehört, geliebt und beachtet werden will - etwas, das ihre früheren Inkarnationen nicht bewerkstelligen konnten.
    Wenn sie also das Gefühl hat, sie sei wichtig, wenn sie vor einem Raum voller Leute aufsteht und sich eine rührselige Geschichte über ihren qualvollen Kampf gegen die jeweilige Sucht des Tages aus den Fingern saugt, wer bin ich, mir ein Urteil zu erlauben?
    In meinem alten Leben hatte ich mit Leuten wie Miles oder Haven nichts zu tun. Ich hatte keine Beziehung zu den Problemkids oder zu den komischen Vögeln oder zu denen, die immer von allen runtergemacht wurden. Ich gehörte zu den Beliebten, jenen Kreisen, wo die meisten von uns hübsch, sportlich, talentiert, klug, reich, gefragt oder all das auf einmal waren. Ich ging zu Schulfesten, hatte eine beste Freundin namens Rachel (die auch Cheerleader war, genau wie ich), und ich hatte sogar einen Freund, Brandon, der zufällig der sechste Junge war, den ich jemals geküsst hatte (der erste war Lucas, aber das war damals bloß wegen einer Wette in der sechsten Klasse, und glaubt mir, die dazwischen sind kaum der Rede wert). Und obgleich ich niemals gemein zu irgendjemandem war, der nicht zu unserer Gruppe gehörte, war's auch nicht so, als hätte ich die anderen wirklich zur Kenntnis genommen. Diese Kids hatten ganz einfach nichts mit mir zu tun. Also tat ich so, als wären sie unsichtbar.
    Aber jetzt bin ich ebenfalls eine von den Ungesehenen. Das wusste ich an dem Tag, als Rachel und Brandon mich im Krankenhaus besuchten. Nach außen taten sie so nett und hilfsbereit, während die Gedanken in ihrem Inneren eine ganz andere Geschichte erzählten. Die kleinen Plastikbeutel, aus denen Flüssigkeit in meine Venen tropfte, machten ihnen Angst, meine Schrammen und blauen Flecke, die Gipsverbände an meinen Gliedern. Es tat ihnen leid, was geschehen war, dass ich so viel verloren hatte, doch während sie sich alle Mühe gaben, die gezackte rote Narbe auf meiner Stirn nicht anzustarren, wollten sie eigentlich am liebsten davonlaufen.
    Und ich sah zu, wie ihre Auren ineinanderwallten, sich zu demselben stumpfen Braun vermengten, und wusste, dass sie sich von mir zurückzogen und sich einander zuwandten.
    Anstatt also meine Zeit mit den üblichen Schikane-Ritualen von Schülern wie Stada und Honor zu verschwenden, wandte ich mich an meinem ersten Tag in Bay View daher direkt an Haven und Miles, die beiden Außenseiter, die meine Freundschaft annahmen, ohne Fragen zu stellen. Und obwohl wir wahrscheinlich ganz schön merkwürdig aussehen - die Wahrheit ist, ich wüsste nicht, was ich ohne sie machen würde. Ihre Freundschaft ist eines der wenigen guten Dinge in meinem Leben. Dank ihrer Freundschaft fühle ich mich beinahe wieder normal.
    Und genau deswegen muss ich mich von Damen fernhalten. Denn seine Fähigkeit, meine Haut mit einer Berührung elektrisch aufzuladen und die Welt mit seiner Stimme verstummen zu lassen, ist eine gefährliche Versuchung, auf die ich mich nicht einlassen darf.
    Ich werde meine Freundschaft mit Haven nicht aufs Spiel setzen.
    Und ich kann es nicht riskieren, ihm zu nahe zu kommen.
     
     

SECHS
    Damen und ich haben zwar zwei Kurse zusammen, wir sitzen aber nur in Englisch nebeneinander. Daher kommt er erst auf mich zu, als ich nach Kunst in der sechsten Stunde meine Sachen zusammenpacke und hinausgehe.
    Er kommt angerannt und hält mir die Tür auf, während ich mich an ihm vorbeidrücke, den Blick fest auf den Boden geheftet, und überlege, wie ich ihn wieder ausladen kann.
    »Deine Freunde haben gemeint, ich soll heute Abend vorbeikommen«, sagt er, und seine Schritte passen sich den meinen an. »Aber ich werd's nicht schaffen.«
    »Oh!«, stoße ich völlig überrumpelt hervor und merke betreten, dass mich meine Stimme gerade verraten hat, weil sie so glücklich klingt. »Ich meine, bist du sicher?« Ich gebe mir Mühe, sanfter zu klingen,

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