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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sehe, dass Damen gar nicht da ist.
     
    Sobald ich den Lunchbereich betrete, halte ich Ausschau nach Damen, aber da ich ihn nirgends entdecke, gehe ich zu meinem üblichen Platz, wo ich zur gleichen Zeit ankomme wie Haven.
    »Sechster Tag, und kein Wort von Evangeline«, verkündet sie, lässt die Schachtel mit ihrem Törtchen vor sich auf den Tisch fallen und setzt sich mir gegenüber.
    »Hast du bei den anonymen Gruppen rumgefragt?« Miles rutscht neben mir auf die Bank und dreht die Verschlusskappe seines Vitaminwassers auf.
    Haven verdreht die Augen. »Die sind doch anonym, Miles.«
    Miles rollt seinerseits die Augen. »Ich habe ihre Betreuerin gemeint.«
    »Die nennt man Sponsoren. Und, ja, die ist überhaupt keine Hilfe, hat nichts von ihr gehört. Allerdings findet Drina, dass ich übertreibe, sie sagt, ich mache viel zu viel Tamtam deswegen.«
    »Ist die immer noch hier?« Miles sieht sie unverwandt an.
    Mein Blick huscht zwischen den beiden hin und her, die Schärfe in ihren Stimmen hat mich aufmerken lassen, und ich warte auf mehr. Da fast alles, was mit Damen und Drina zu tun hat, hellseherisch tabu ist, bin ich ebenso neugierig auf die Antwort wie Miles.
    »Ah, ja, Miles, sie wohnt jetzt hier. Wieso? Ist das ein Problem?« Ihre Augen werden schmal.
    Miles zuckt mit den Schultern und trinkt einen Schluck. »Nein, das ist kein Problem.« Allerdings sagen seine Gedanken etwas anderes, und seine gelbe Aura wird dunkel und undurchsichtig, während er sich mit der Entscheidung abmüht, ob er sagen soll, was er will, oder ob er ganz den Mund halten soll. »Es ist nur ...«, fängt er an.
    »Nur was?« Mit zusammengekniffenen Augen und schmalen Lippen sieht sie ihn an.
    »Naja ...«
    Ich starre ihn an und denke: Los, Miles, sag es! Drina ist arrogant und ätzend, schlechter Einfluss, Arger in seiner reinsten Form! Du bist nicht der Einzige, der das sieht, ich sehe es auch, also sag es schon - sie ist das Letzte!
    Er zögert, die Worte nehmen auf seiner Zunge Gestalt an, während ich den Atem einsauge und darauf warte, dass sie losgelassen werden. Dann atmet er geräuschvoll aus, schüttelt den Kopf und brummt: »Ach, nichts.«
    Ich werfe Haven einen raschen Blick zu, sehe ihr wütendes Gesicht, wie ihre Aura aufflammt und an den Rändem überall Funken wirft und lodert und einen Ausbruch größeren Ausmaßes ankündigt, und zwar in drei... zwei... eins...
    »Entschuldige, Miles, aber das kaufe ich dir nicht ab. Wenn du also was zu sagen hast, dann tu's gefälligst.« Wütend funkelt sie ihn an, und ihr Törtchen ist vergessen, während sie mit den Fingern auf den Fiberglastisch trommelt. Und als keine Antwort folgt, macht sie weiter. »Wie du willst, Miles. Du auch, Ever. Nur weil du nichts sagst, heißt das noch lange nicht, dass du weniger schuldig bist.«
    Miles schaut mich an, die Augen weit aufgerissen, die Brauen hochgezogen, und ich weiß, dass ich etwas sagen, etwas tun, eine Show abziehen und fragen sollte, welchen Vergehens ich mich genau schuldig gemacht hätte. Aber die Wahrheit ist, ich weiß es bereits. Ich bin des Vergehens schuldig, Drina nicht leiden zu können. Ihr nicht zu trauen. Etwas Verdächtiges, sogar Unheilvolles zu erahnen. Und nicht annähernd genug zu unternehmen, um mir diesen Argwohn nicht anmerken zu lassen.
    Haven schüttelt den Kopf; sie ist so wütend, dass sie die Worte förmlich hervorspeit. »Ihr kennt sie überhaupt nicht! Und ihr habt kein Recht, über sie zu urteilen! Nur zu eurer Information, ich mag Drina zufällig gern. Und in der kurzen Zeit, die ich sie kenne, war sie mir eine bessere Freundin als ihr beide!«
    »Das ist nicht wahr!«, brüllt Miles mit blitzenden Augen. »Das ist so was von totaler Blöd -«
    »Sony, Miles, aber es ist wohl war. Ihr beide ertragt mich, ihr macht mit, aber ihr versteht mich nicht wirklich, so wie sie es tut. Drina und ich mögen dieselben Dinge, wir haben dieselben Interessen. Sie will nicht heimlich, dass ich mich ändere, so wie ihr. Sie mag mich so, wie ich bin.«
    »Ach, und deshalb hast du dein Aussehen komplett verändert, weil sie dich so mag, wie du wirklich bist?«
    Haven schließt die Augen und atmet langsam durch, dann sieht sie Miles an und steht auf. Während sie ihre Sachen zusammensucht, sagt sie: »Lass mich in Ruhe, Miles. Lasst mich beide in Ruhe.«
    »Und jetzt, Ladys und Gentlemen, folgt der große dramatische Abgang!« Miles hat eine finstere Miene aufgesetzt. »Ich meine, soll das ein Witz sein? Ich habe doch nur

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