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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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angehäuft hat.
    Taumelnd komme ich auf die Beine und stolpere in den Flur hinaus, will nur weg aus diesem unheimlichen Raum, diesem scheußlichen, übervollen Mausoleum, diesem gruftartigen Haus. Will so viel Abstand wie nur irgend möglich zwischen uns bringen und niemals, unter gar keinen Umständen, hierher zurückkehren.
    Gerade habe ich die unterste Stufe erreicht, als ich einen lauten, durchdringenden Schrei höre, gefolgt von einem gedämpften Stöhnen, und ohne auch nur nachzudenken, fahre ich herum und renne darauf zu, folge dem Geräusch zum Ende des Flurs und stürme durch eine Tür. Und finde Damen auf dem Fußboden vor, die Kleider zerrissen, das Gesicht bluttriefend, während Haven unter ihm stöhnend um sich schlägt.
    »Ever!«, brüllt er, springt auf und hält mich zurück, während ich mich mit aller Kraft wehre und mit den Füßen um mich trete, um zu ihr zu gelangen.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«, schreie ich und schaue zwischen ihnen hin und her, sehe ihre blasse Haut, wie sich ihre Augen nach oben verdrehen, und weiß, dass ich keine Zeit verlieren darf.
    »Ever, bitte hör auf«, sagt er, und seine Stimme klingt zu sicher, zu gefasst für die belastende Situation, in der er sich befindet.
    »WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT?«, schreie ich gellend, trete, schlage, beiße, kreische und kratze und bringe jedes Quäntchen Kraft auf, das ich habe, doch ich bin ihm nicht gewachsen. Er steht einfach nur da, hält mich mit einer Hand fest und steckt meine Schläge ein, ohne auch nur das Gesicht zu verziehen.
    »Ever, bitte lass mich erklären«, sagt er und weicht meinen Füßen aus, die nach ihm treten.
    Als ich meine Freundin anstarre, die mit schmerzverzerrtem Gesicht heftig blutet, durchzuckt mich eine schreckliche Erkenntnis - deswegen wollte er mich von hier fernhalten!
    »Nein! Das stimmt nicht. Da liegst du völlig falsch. Ja, ich wollte nicht, dass du das siehst, aber es ist nicht so, wie du denkst.«
    Er hält mich in die Luft, und meine Beine baumeln wie die einer Stoffpuppe. Trotz meines Strampelns und all meiner Gegenwehr ist er noch nicht einmal ins Schwitzen gekommen.
    Doch Damen ist mir egal. Sogar ich selbst bin mir egal. Das Einzige, was mir wichtig ist, ist Haven, deren Lippen blau anlaufen und deren Atmung beängstigend schwach wird.
    »Was hast du mit ihr gemacht?« Mit allem Hass, den ich aufbringen kann, funkele ich ihn an. »Was hast du mit ihr gemacht, du Freak?«
    »Ever, bitte, du musst mir zuhören«, drängt er und sieht mich flehend an.
    Und trotz all meiner Wut, trotz all dem Adrenalin, kann ich noch immer jenes warme, träge Kribbeln seiner Hände auf meiner Haut spüren, und ich gebe mir alle nur erdenkliche Mühe, nicht darauf zu achten. Kreischend und schreiend trete ich um mich und ziele auf seine verwundbarsten Stellen, doch ich verfehle ihn jedes Mal, weil er so viel schneller ist als ich.
    »Du kannst ihr nicht helfen, glaub mir, ich bin der Einzige, der das kann!«
    »Du hilfst ihr doch gar nicht, du bringst sie um!«, schreie ich.
    Er schüttelt den Kopf und sieht mich an. Sein Gesicht sieht müde aus, als er flüstert: »Wohl kaum.«
    Wieder versuche ich, mich loszumachen, aber es ist sinnlos, ich komme nicht gegen ihn an. Also höre ich auf und lasse mich schlaff zusammensinken, während ich ergeben die Augen schließe.
    Und denke: So passiert es also. So verschwinde ich.
    Und in dem Moment, als er seinen Griff lockert, trete ich so fest zu, wie ich kann, und mein Stiefel trifft sein Ziel. Er lässt los, und ich falle zu Boden.
    Mit einem Satz bin ich bei Haven, meine Finger rutschen auf ihren blutverschmierten Handgelenken aus, als ich nach einem Puls suche, den Blick starr auf die beiden kleinen Löcher in der Mitte ihres unheimlichen Tattoos geheftet, während ich sie anflehe, weiterzuatmen, durchzuhalten.
    Als ich nach meinem Handy greife, um den Notarzt zu rufen, tritt Damen von hinten an mich heran, nimmt mir das Telefon aus der Hand und sagt: »Ich hatte gehofft, ich würde das nicht tun müssen.«
     

VIERUNDZWANZIG
    Als ich aufwache, liege ich in meinem Bett, und Sabine .steht daneben. Erleichterung malt sich auf ihrem Gesicht ab; ihre Gedanken sind ein einziges Sorgenlabyrinth. »Hey«, sagt sie lächelnd. »Das muss ja ein tolles Wochenende gewesen sein.«
    Ich blinzele zuerst sie und dann den Wecker an. Dann schieße ich aus dem Bett, als mir klar wird, wie spät es ist.
    »Geht's dir gut?«, erkundigt sie sich und folgt mir. »Du hast schon

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