Die Unsterblichen
geschlafen, als ich gestern Abend nach Hause gekommen bin. Du bist doch nicht krank, oder?«
Ich strebe auf die Dusche zu und weiß nicht recht, was ich antworten soll. Denn obwohl ich mich nicht krank fühle, kann ich mir nicht vorstellen, warum ich so lange geschlafen habe.
»Sollte ich über irgendetwas Bescheid wissen? Gibt es irgendetwas, was du mir sagen möchtest?«, fragt sie draußen vor der Tür.
Ich schließe die Augen und spule das Wochenende zurück. Erinnere mich an den Strand, Evangeline. Dass Damen hier übernachtet und für mich gekocht hat, gefolgt vom Frühstück ... »Nein, es ist nichts passiert«, sage ich schließlich.
»Na, beeil dich lieber, wenn du es noch pünktlich zur Schule schaffen willst. Ist wirklich alles in Ordnung?«
»Ja.« Ich bemühe mich, eindeutig und unzweifelhaft zu antworten, so sicher, wie man nur sein kann, als ich die Hähne aufdrehe und unter den Strahl trete, und ich weiß nicht genau, ob ich lüge oder die Wahrheit sage.
Auf dem ganzen Weg zur Schule redet Miles nur von Eric. Erklärt mir, was Sache ist, schildert den gesamten Ablauf ihrer SMS-Trennung am Sonntagabend und versucht, mich zu überzeugen, dass ihn das völlig kalt lässt, dass er absolut und total über ihn hinweg ist, was ziemlich eindeutig belegt, dass das keineswegs der Fall ist.
»Hörst du mir überhaupt zu?« Seine Miene ist finster.
»Natürlich«, murmele ich und halte an einer Ampel, nur einen Block weit von der Schule entfernt, während mein Verstand die Ereignisse meines eigenen Wochenendes Revue passieren lässt und immer beim Frühstück endet. Egal, wie sehr ich mich bemühe, danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.
»War ich nie drauf gekommen.« Er feixt und schaut zum Fenster hinaus. »Ich meine, wenn ich dich langweile, dann sag's doch einfach. Weil, glaub mir, mit Eric bin ich so was von durch. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, wie er mal -«
»Miles, hast du mit Haven gesprochen?«, frage ich und werfe ihm einen raschen Blick zu, bevor die Ampel auf Grün schaltet.
Er schüttelt den Kopf. »Du?«
»Ich glaube nicht.« Ich trete aufs Gaspedal und frage mich, warum es mich schon mit Furcht erfüllt, nur ihren Namen auszusprechen.
»Du glaubst nicht?« Seine Augen werden riesengroß, während er in seinem Sitz herumrückt.
»Nicht seit Freitag.«
Ich fahre auf den Parkplatz, und mein Herz beginnt, dreimal so schnell zu schlagen wie sonst, als ich Damen auf seinem üblichen Platz sehe, wo er an sein Auto gelehnt auf mich wartet.
»Na, wenigstens bei einem von uns beiden besteht eine Chance auf ein Happy End«, knurrt Miles und nickt Damen zu, der zur Fahrerseite meines Autos kommt, eine rote Tulpe in der Hand.
»Guten Morgen.« Er lächelt, reicht mir die Blume und küsst mich auf die Wange, während ich eine unverständliche Antwort stammele und auf das Tor zueile. Die Klingel ertönt, Miles sprintet auf seinen Klassenraum zu, und Damen nimmt meine Hand und geht mit mir zum Englischunterricht. »Mr. Robins ist unterwegs«, flüstert er mir zu und drückt meine Finger, als er mich an Stacia vorbeigeleitet. Sie macht ein finsteres Gesicht und streckt mir einen Fuß in den Weg, den sie erst im allerletzten Moment wieder einzieht. »Er hat aufgehört zu saufen, er will seine Frau wiederhaben.« Seine Lippen wölben sich an meinem Ohr, als ich meine Schritte beschleunige und mich von ihm löse.
Ich lasse mich auf meinen Platz rutschen und lege meine Bücher ab. Dabei frage ich mich, wieso ich mich in Gegenwart meines Freundes so komisch und gereizt fühle. Dann greife ich in meine iPod-Tasche und gerate in Panik, als ich merke, dass ich ihn zuhause vergessen habe.
»Den brauchst du nicht«, sagt Damen, greift nach meiner Hand und streicht über meine Finger. »Du hast ja jetzt mich.«
Ich schließe die Augen; ich weiß, dass Mr. Robins gleich hier sein wird, in drei, zwei, eins ...
»Ever«, flüstert Damen, und seine Finger zeichnen die Adern an meinem Handgelenk nach. »Alles okay?«
Ich presse die Lippen zusammen und nicke.
»Gut.« Er zögert. »Ich fand das Wochenende toll, ich hoffe, du auch.«
Ich öffne die Augen, gerade als Mr. Robins hereinkommt, und bemerke, dass seine Augen nicht mehr so verquollen sind und sein Gesicht nicht mehr so gerötet ist, obwohl seine Hände nach wie vor ein bisschen zittern.
»Gestern war's schön, findest du nicht?«
Ich drehe mich zu Damen um und sehe ihm in die Augen; meine Haut ist warm und kribbelt, bloß weil
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