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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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nur an und sage: »Ah, wenn du nichts dagegen hast, ich muss mal eine Weile allein sein.«
    »Ist alles okay?«, fragt er zum x-ten Mal.
    Ich nicke nur, steige in mein Auto und wünsche mir inständig, die Tür zuzuschlagen und ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen. »Ich muss bloß ein paar Sachen nachholen, aber wir sehen uns morgen, okay?« Und ohne ihm Gelegenheit zu geben, zu antworten, setze ich zurück und fahre los.
     
    Als ich nach Hause komme, bin ich so unbeschreiblich müde, dass ich sofort ins Bett gehe; ich habe vor, ein kurzes Nickerchen zu halten, bevor Sabine heimkommt und wieder anfängt, sich Sorgen um mich zu machen. Doch als ich mitten in der Nacht erwache, mit hämmerndem Herzen und schweißfeuchten Kleidern, habe ich das unleugbare Gefühl, dass ich nicht allein im Zimmer bin.
    Ich greife nach meinem Kissen und umklammere es, als könnten die weichen Daunen als eine Art Schild dienen. Dann spähe ich in die dunkle Leere vor mir und flüstere: »Riley?« Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie es nicht ist.
    Ich halte den Atem an und höre leise, gedämpfte Geräusche, wie Hausschuhe auf einem Teppich, drüben bei der Balkontür, und ich überrasche mich selbst damit, dass ich »Damen?« flüstere, während ich in die Finsternis starre und meine Sinne nichts anderes ausmachen können als ein leises Rascheln.
     
    Ich taste nach dem Lichtschalter, kneife vor der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammen und sehe mich nach dem Eindringling um. So überzeugt bin ich, dass jemand hier war, dass ich fast enttäuscht bin, mein Zimmer leer vorzufinden.
    Ich steige aus dem Bett und umklammere noch immer mein Kissen, als ich die Balkontür verriegele. Dann schaue ich in den Kleiderschrank und unters Bett, so wie mein Dad es an jenen längst vergangenen Abenden immer gemacht hat, wenn er zum Monster-Wachdienst antrat. Doch ich finde nichts, krieche wieder ins Bett und überlege, ob es möglicherweise mein Traum war, der all diese Ängste ausgelöst hat.
    Er war ganz ähnlich wie der, den ich vor einiger Zeit hatte, als ich durch eine dunkle, windige Schlucht gerannt bin und mein dünnes weißes Kleid nur wenig Schutz vor der Kälte bot, den Wind gegen meine Haut peitschen ließ, so dass ich fror bis ins Mark. Und doch bemerkte ich es kaum, ich war so sehr aufs Laufen konzentriert, meine nackten Füße gruben sich in die feuchte, schlammige Erde, hielten auf eine nebulöse Zuflucht hin, die ich nicht ganz erkennen konnte.
    Alles, was ich weiß, war, dass ich auf ein sanftes, schimmerndes Licht zulief.
    Und weg von Damen.
     
     

FÜNFUNDZWANZIG
    Am nächsten Tag parke ich in der Schule auf meinem üblichen Platz, springe aus dem Wagen und renne geradewegs an Damen vorbei, auf Haven zu, die am Tor wartet. Obwohl ich normalerweise alles tue, um Körperkontakt zu vermeiden, packe ich sie an den Schultern und drücke sie an mich.
    »Okay, okay. Ich hab dich auch lieb.« Sie lacht kopfschüttelnd und schiebt mich weg. »Ich meine, Mann, ich wäre doch nicht ewig sauer auf euch gewesen.«
    Ihr rot gefärbtes Haar ist spröde und schlaff, ihr schwarzer Nagellack blättert ab, die Ringe unter ihren Augen sehen dunkler aus als gewöhnlich, und ihr Gesicht ist eindeutig blass. Auch wenn sie mir versichert, dass es ihr gut geht, kann ich nicht anders, ich umarme sie noch mal.
    »Wie fühlst du dich?«, frage ich und betrachte sie eingehend, versuche, ihre Gedanken zu lesen, doch außer dass ihre Aura mir grau, schwach und durchsichtig erscheint, kann ich sonst nicht viel sehen.
    »Was ist denn los mit dir?«, will sie wissen und schiebt mich von Neuem weg. »Was soll denn das ganze Gekuschel? Ich meine, ausgerechnet du, mit deinem ewigen iPod und deiner Kapuze?«
    »Ich habe gehört, du warst krank, und als du gestern nicht in der Schule warst...« Ich gerate ins Stocken und komme mir ziemlich lächerlich dabei vor, sie so zu beglücken.
    Haven lacht bloß. »Ich weiß, was hier abgeht.« Sie zeigt mit dem Finger auf Damen. »Das ist deine Schuld, nicht wahr? Du musstest unbedingt aufkreuzen und meine eiskalte Freundin auftauen und sie in ein sentimentales, gefühlsduseliges Weichen verwandeln.«
    Und obgleich Damen ebenfalls lacht, reicht sein Lachen nicht ganz bis an seine Augen heran.
    »Es war doch nur 'ne Darmgrippe«, sagt sie, als Miles sich bei ihr einhakt und wir durchs Tor gehen. »Und dass ich wegen Evangeline total deprimiert war, hat's wahrscheinlich noch viel schlimmer gemacht. Ich meine,

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