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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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bin.
    Mit einem Plumps lasse ich mich auf die Bank fallen, sehe Haven und Miles blinzelnd an und fange dann ohne ersichtlichen Grund an zu lachen. Oder zumindest ohne für sie ersichtlichen Grund. Aber könnten die beiden nur ihre eigenen Gesichter sehen, dann würden sie bestimmt auch lachen, das weiß ich.
    »Was ist denn mit der los?«, will Miles wissen und schaut von seinem Drehbuch auf.
    Haven macht ein finsteres Gesicht. »Sie ist sternhagelvoll, absolut total breit. Ich hab sie auf dem Klo erwischt, wie sie sich ausgerechnet mit Stada Miller die Kante gegeben hat.«
    Miles starrt ungläubig, die Stirn in so tiefe Falten gelegt, dass ich wieder loslache. Und als ich mich gar nicht beruhigen will, beugt er sich zu mir, kneift mich in den Arm und sagt: »Psst!« Rasch blickt er sich um und sieht dann wieder mich an. »Im Ernst, Ever, spinnst du? Mein Gott, seit Damen weg ist, bist du -«
    »Seit Damen weg ist, bin ich was?« Ich reiße mich so schnell los, dass ich das Gleichgewicht verliere und fast von der Bank falle; ich kann mich gerade noch rechtzeitig fangen, um zu sehen, wie Haven den Kopf schüttelt und hämisch grinst. »Na los, Miles, spuck's schon aus.« Wütend funkele ich ihn an. »Du auch, Haven, spuck's aus.« Nur kommt das mehr als schbbugggsaus heraus, und glaubt bloß nicht, dass sie das nicht mitbekommen.
    »Du willst, dass wir's ausschbbuggn?« Miles schüttelt den Kopf, während Haven die Augen verdreht. »Also, das würden wir bestimmt gern tun, wenn wir nur wüssten, was das heißen soll? Weißt du, was das heißt?« Er sieht Haven an.
    »Klingt wie 'ne Fremdsprache«, meint sie und mustert mich finster.
    Ich rolle die Augen und stehe auf, um wegzugehen, nur koordiniere ich das Aufstehen nicht besonders gut und stoße mir heftig das Knie an. »Auaaf«, jaule ich, sacke wieder auf die Bank und umklammere mein Bein, die Augen vor Schmerz fest zugekniffen.
    »Hier, trink das«, drängt Miles und schiebt mir sein Vitaminwasser hin. »Und rück deinen Autoschlüssel raus, denn du fährst mich ganz bestimmt nicht nach Hause.«
     
    Miles hatte Recht, ich fuhr ihn ganz bestimmt nicht nach Hause. Weil er das nämlich selbst tat.
    Ich wurde von Sabine nach Hause gebracht.
    Sie verstaut mich auf dem Beifahrersitz und geht dann auf ihre Seite hinüber, und als sie den Motor anlässt und vom Parkplatz fährt, schüttelt sie den Kopf und sagt: »Rausgeschmissen? Wie wird man als eine der besten Schülerinnen der ganzen Schule rausgeschmissen? Kannst du mir das bitte mal erklären?«
    Ich schließe die Augen und drücke die Stirn gegen die Fensterscheibe; das glatte, saubere Glas kühlt meine Haut. »Nur vorübergehend«, murmele ich undeutlich. »Weißt du nicht mehr? Du hast sie doch runtergehandelt. Und zwar echt eindrucksvoll, wenn ich das sagen darf. Jetzt weiß ich auch, wieso du die dicke Kohle scheffelst.« Ich schiele aus dem Augenwinkel zu ihr hinüber, gerade als der Schock, den meine Worte ausgelöst haben, ihre Miene von besorgt auf empört umschalten lässt und ihre Züge sich auf eine Weise neu formieren, wie ich es noch nie gesehen habe. Obwohl ich weiß, dass ich ein schlechtes Gewissen haben, mich schämen, mich schuldig und noch schlimmer fühlen sollte - Tatsache ist, dass ich sie nicht gebeten habe, einzuschreiten. Ich habe sie nicht darum gebeten, auf mildernde Umstände zu plädieren. Zu behaupten, dass mein Alkoholkonsum auf dem Schulgelände eindeutig durch die schwer wiegende Situation abgemildert würde, in der ich mich befände, durch den enormen Tribut, den es erfordert, seine gesamte Familie zu verlieren.
    Auch wenn sie das alles in gutem Glauben gesagt hat, auch wenn sie sicher ist, dass es stimmt, heißt das nicht, dass es wirklich so ist.
    Denn die Wahrheit ist, ich wünschte, sie hätte überhaupt nichts gesagt. Ich wünschte, sie hätte einfach zugelassen, dass ich von der Schule fliege.
    In dem Moment, in dem sie mich vor meinem Spind erwischten, verflog der Schwips, und die Ereignisse des Tages stürzten von Neuem auf mich ein, wie die Vorschau eines Films, den ich lieber nicht sehen würde. Und blieben bei der Szene hängen, in der ich vergessen hatte, Stacia dazu zu bringen, das Bild zu löschen. Später, im Büro des Direktors, als ich erfuhr, dass Stacia Honors Handy benutzt hatte und sie wegen einer unglücklichen »Lebensmittelvergiftung« nach Hause gegangen war (allerdings nicht, ehe sie es so eingefädelt hatte, dass Honor das Bild zusammen mit ihrer

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