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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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kann.
    Sobald ich ihr Auto aus dem Carport fahren höre, kippe ich die Cornflakes in den Ausguss, gehe nach oben und hole eine Wodkaflasche unter meinem Bett hervor. Rasch schraube ich den Verschluss ab, voller Vorfreude auf den Rausch der warmen, süßen Flüssigkeit, die mein Inneres zur Ruhe bringen, all meinen Schmerz lindern und die Ängste und die Beklemmungen wegfressen wird.
    Allerdings kann ich aus irgendeinem Grund nicht aufhören, den Kalender anzustarren, der über meinem Schreibtisch hängt. Das Datum springt mich an, schreit und winkt und stupst, wie andauernde lästige Rippenstöße. Also stehe ich auf, trete zum Kalender und betrachte das leere Feld eingehend: keine Termine, niemandes Geburtstag weit und breit, nur das Wort WINTERSONNENWENDE in winzigen schwarzen Blockbuchstaben, ein Datum, das der Verlag für wichtig gehalten hat, mir allerdings überhaupt nichts sagt.
    Ich lasse mich wieder aufs Bett plumpsen, den Kopf auf einem Haufen Kissen, während ich abermals einen langen Zug aus der Flasche nehme. Dann schließe ich die Augen, als diese wohlige, wundervolle Wärme mich durchströmt, meine Adern durchspült und meinen Verstand beruhigt - so wie Damen es immer mit nur einem einzigen Blick getan hat.
    Ich trinke noch einen Schluck, und dann noch einen, zu schnell, zu leichtsinnig, gar nicht so, wie ich es geübt habe. Doch jetzt, da ich die Erinnerung an ihn wieder zum Leben erweckt habe, will ich sie nur noch auslöschen. Also mache ich so weiter, trinke, nippe, schlucke, kippe - bis ich endlich Ruhe finde, bis er endlich verblasst und verschwunden ist.
     
    Beim Aufwachen erfüllt mich ein unglaublich warmes, friedliches Gefühl allumfassender Liebe. Als wäre ich in einen goldenen Sonnenstrahl gehüllt, so glücklich, so geborgen, dass ich bleiben und dort für immer leben möchte. Mit aller Kraft kneife ich die Augen zu, klammere mich an den Augenblick, entschlossen, ihn festzuhalten, bis ein Kitzeln an meiner Nase, ein kaum merkliches Flattern, mich die Augen wieder öffnen und mich mit einem Satz aus dem Bett schießen lässt.
    Beide Hände gegen die Brust gepresst, während mein Herz so heftig pocht, dass ich es fühlen kann, starre ich die schwarze Feder an, die auf meinem Kissen liegt.
    Die schwarze Feder, die ich an jenem Abend getragen habe, als ich mich als Marie Antoinette verkleidet hatte.
    Die schwarze Feder, die Damen als Andenken mitgenommen hat.
    Und ich weiß, dass er hier gewesen ist.
    Rasch werfe ich einen Blick auf die Uhr und frage mich, wie ich so lange habe schlafen können. Und als ich den Blick durchs Zimmer wandern lasse, sehe ich das Bild, das ich in meinem Kofferraum gelassen hatte, aufrecht an der gegenüberliegenden Wand stehen, so hingestellt, dass ich es sehen kann. Doch anstelle von Damens Version der Frau mit gelbem Haar, die ich erwartet hatte, sehe ich das Bild eines jungen blonden Mädchens vor mir, das durch eine finstere, neblige Schlucht läuft.
    Genau so eine Schlucht wie die in meinem Traum.
    Und ohne zu wissen, warum, greife ich nach meinem Mantel, ramme die Füße in Flipflops und renne dann in Sabines Zimmer, wo ich meinen Autoschlüssel hole, den sie in ihrer Schublade versteckt hat, ehe ich die Treppe hinunterflitze und in die Garage hetze. Ich habe keine Ahnung, wo ich hinwill oder warum, ich weiß nur, dass ich dort hinmuss und dass ich es wissen werde, wenn ich es sehe.
    Ich fahre auf der PCH nach Norden, geradewegs nach Laguna hinein. Winde mich durch die übliche Engstelle am Main Beach, ehe ich auf den Broadway abbiege und Fußgängern ausweiche. Und sobald ich aus diesen überfüllten Straßen heraus bin, trete ich das Gaspedal durch und fahre rein nach Instinkt, lege etliche Kilometer zwischen mich und Downtown, ehe ich auf den Parkplatz des Wildparks abbiege, Autoschlüssel und Handy einstecke und auf den Pfad zueile.
    Der Nebel rollt rasch vom Meer heran, und man kann kaum etwas sehen. Obwohl da dieser Teil von mir ist, der mir sagt, ich soll umkehren, nach Hause fahren, dass es nichts anderes als Irrsinn ist, im Dunkeln hier zu sein, ganz allein, kann ich nicht anhalten. Ich bin gezwungen weiterzulaufen, als würden sich meine Füße von selbst bewegen, und alles, was ich tun kann, ist, ihnen einfach zu folgen.
    Vor Kälte schaudernd schiebe ich die Hände tief in die Taschen, während ich dahinstolpere, ohne die leiseste Ahnung zu haben, wo ich eigentlich hingehe, ohne ein Ziel im Kopf, genauso, wie ich hergekommen bin; ich werde

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