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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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vielleicht möchtest du's noch mal damit versuchen?«
    Stumm starre ich sie an, mir ist schwindlig vom Drehen, von dem Restalkohol, der noch in meinen Adern fließt, von ihrer kaum verhohlenen Drohung.
    »Schon mal gesehen, wie eine Katze eine Maus erlegt?« Sie lächelt, und ihre Augen glühen, während ihre Zunge sich über ihre Lippen schlängelt. »Wie sie endlos lange mit ihrer armen, jämmerlichen Beute spielt, bis es ihr schließlich zu langweilig wird und sie das Ganze zu Ende bringt?«
    Ich schließe die Augen, ich will nichts mehr hören. Wenn sie so scharf darauf ist, mich umzubringen, denke ich bei mir, warum macht sie dann nicht voran und tut es endlich?
    »Na ja, das wäre dann das Süße, zumindest für mich.« Sie lacht. »Und das Saure? Bist du denn gar nicht neugierig auf das Saure?« Als ich nicht antworte, seufzt sie. »Also, du bist ganz schön langweilig, wie? Aber ich sag's dir trotzdem. Verstehst du, das Saure ist - ich tue so, als würde ich dich laufen lassen, und dann stehe ich ganz ruhig da und sehe zu, wie du im Kreis rennst und versuchst, mir zu entkommen, bis du dich schließlich völlig verausgabst und ich mich an das Süße mache. Also, was darf's denn sein? Ein langsamer Tod? Oder ein qualvoller, langsamer Tod? Komm schon, beeil dich, die Uhr läuft!«
    »Warum willst du mich umbringen?« Ich sehe sie an. »Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Damen und ich sind doch gar nicht mehr zusammen, ich habe ihn seit Wochen nicht mehr gesehen!«
    Aber sie lacht nur. »Nimm's nicht persönlich, Ever. Nur, Damen und ich kommen anscheinend immer so viel besser miteinander aus, wenn du ... eliminiert worden bist.«
    Und obgleich ich gedacht hatte, ich würde einen schnellen Tod wollen, habe ich es mir jetzt anders überlegt. Ich weigere mich, kampflos aufzugeben. Selbst wenn es ein Kampf ist, den zu verlieren mir vorherbestimmt ist.
    Kopfschüttelnd betrachtet sie mich, und Enttäuschung macht sich auf ihrem Gesicht breit. »Also los. Du hast dich für Saures entschieden, stimmt's?« Weder schüttelt sie den Kopf. »Na dann, ab mit dir!«
    Sie lässt meinen Arm los, und ich fliehe durch den Canyon; mir ist klar, dass es wahrscheinlich nichts gibt, was mich retten kann, dennoch muss ich es versuchen.
    Blindlings stürze ich durch den Canyon, in der Hoffnung, den Pfad zu finden, wieder dorthin zu gelangen, wo ich losgegangen bin. Meine Lunge droht zu explodieren, während meine Flipflops sich in ihre Bestandteile auflösen. Trotzdem renne ich weiter. Renne weiter, während die scharfkantigen, kalten Steine mir die Fußsohlen aufreißen. Renne weiter, während ein heißer, sengender Schmerz ein Loch durch meine Rippen brennt. Renne an Bäumen vorbei, deren spitze, nackte Äste sich in meinen Mantel krallen und ihn mir glatt vom Leibe reißen. Renne um mein Leben - auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es lebenswert ist.
    Und dabei erinnere ich mich an ein anderes Mal, als ich so gerannt bin.
    Doch genau wie in meinem Traum habe ich auch jetzt keine Ahnung, wie das hier endet.
    Gerade habe ich den Rand der Lichtung erreicht, von der man wieder auf den Pfad kommt, als Drina aus dem Nebel tritt und direkt vor mir steht.
    Obwohl ich ihr ausweiche und versuche, an ihr vorbeizukommen, hebt sie träge das Bein und lässt mich mit dem Gesicht voran zu Boden gehen.
    Blinzelnd liege ich am Boden, in einer Lache meines eigenen Blutes, und höre ihr abfälliges Gelächter. Als ich vorsichtig mein Gesicht betaste, kippt meine Nase zur Seite, und ich weiß, dass sie gebrochen ist.
    Mühsam komme ich auf die Beine, spucke Steine aus und krümme mich entsetzt, als dabei auch ein Strom aus Blut und Zähnen herauskommt. Und sehe, wie Drina den Kopf schüttelt. »O Mann, du siehst grauenvoll aus, Ever.« Angewidert verzieht sie das Gesicht. »Echt grauenvoll. Da fragt man sich doch, was Damen jemals an dir gefunden hat.«
    Schmerz schüttelt meinen Körper, mein Atem geht flach und unregelmäßig. Jede Menge Blut überzieht meine Zunge mit einem Geschmack, der metallisch und bitter ist.
    »Nun, ich nehme an, du willst alle Einzelheiten wissen, obwohl du dich beim nächsten Mal nicht mehr daran erinnern wirst. Trotzdem, es macht immer wieder Spaß, den Schock auf deinem Gesicht zu sehen, wenn ich dir das Ganze erkläre.« Sie lacht. »Ich weiß nicht, wieso, aber aus irgendeinem Grund wird mir diese spezielle Episode nie langweilig, ganz egal, wie oft wir sie wieder aufführen. Und außerdem, wenn ich

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