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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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schaltete das Gerät ein. Dann sah sie zu, wie Geys Maschine sich langsam in Bewegung setzte.
     
    Henrietta blieb die beiden nächsten Tage in der Klinik und erholte sich von der ersten Radiumbehandlung. Die Ärzte untersuchten sie von Kopf bis Fuß, steckten ihr neue Katheter in die Blase, Finger in Scheide und After, Kanülen in die Venen. In die Krankenakte schrieben sie Notizen wie »farbige Frau von 30 Jahren liegt ruhig und ohne Anzeichen von Unwohlsein im Bett« oder »Patientin fühlt sich heute Abend recht wohl. Ihre Stimmungslage ist gut, und sie ist entlassungsfähig.«

    Bevor Henrietta das Krankenhaus verließ, musste sie sich noch einmal auf den gynäkologischen Stuhl setzen, und ein Arzt entfernte das Radium. Dann schickte er sie mit der Anweisung, sich bei Problemen sofort in der Klinik zu melden, nach Hause. Ansonsten solle sie in zweieinhalb Wochen zur zweiten Radiumtherapie wiederkommen.
    Nachdem Mary Henriettas Zellen in die Kulturgefäße überführt hatte, begann sie jeden neuen Tag mit der üblichen Sterilisierungsprozedur. Sie blickte in die Röhrchen und dachte: Nichts passiert. Was für ein Wunder. Aber zwei Tage nachdem Henrietta entlassen worden war, sah Mary rund um die Blutgerinnsel am Boden der Röhrchen kleine weiße Ringe, die an geronnenes Eiweiß erinnerten. Die Zellen wuchsen, aber Mary machte sich darüber keine großen Gedanken. Auch andere Zellen hatten im Labor schon eine gewisse Zeit überlebt.
    Aber Henriettas Zellen überlebten nicht nur, sie vermehrten sich mit rätselhafter Heftigkeit. Am nächsten Morgen hatte sich ihre Zahl verdoppelt. Mary verteilte den Inhalt jedes Röhrchens auf zwei neue Gefäße und verschaffte ihnen so weiteren Platz zum Wachsen. Innerhalb von 24 Stunden hatten sie sich erneut verdoppelt. Wenig später verteilte sie die Zellen auf vier Röhrchen, dann auf sechs. Henriettas Zellen vermehrten sich und nahmen so viel Raum ein, wie Mary ihnen gab. Aber Gey mochte noch nicht feiern. »Die Zellen können jeden Augenblick absterben«, sagte er zu Mary.
    Sie starben aber nicht ab. Sie wuchsen, wie man es noch nie beobachtet hatte, verdoppelten sich alle 24 Stunden, schoben sich zu Hunderten übereinander, sammelten sich zu Millionen an. »Die vermehren sich wie Unkraut«, sagte Margaret. Sie wuchsen zwanzigmal schneller als Henriettas normale Zellen, die wenige Tage nach der Überführung in die Zellkultur abgestorben waren. Solange Henriettas Krebszellen genügend Nahrung und Wärme hatten, konnte offenbar nichts sie aufhalten.

    Wenig später sagte Gey seinen engsten Kollegen, sie hätten in seinem Labor vermutlich zum ersten Mal unsterbliche menschliche Zellen gezüchtet.
    Woraufhin sie fragten: Könnte ich vielleicht ein paar davon haben? George sagte ja.

5
    »Alles schwarz da drin«
    H enrietta hatte keine Ahnung, dass ihre Zellen in einem Labor wuchsen. Nachdem man sie aus dem Krankenhaus entlassen hatte, kehrte sie in den Alltag zurück. Sie hatte die Stadt nie gemocht, und deshalb fuhr sie fast jedes Wochenende mit den Kindern nach Clover, wo sie auf den Tabakfeldern arbeitete oder stundenlang auf den Stufen des Home-House saß und Butter knetete. Radium verursacht zwar häufig quälende Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühle und Anämie, es gibt aber keine Berichte darüber, dass bei Henrietta irgendwelche Nebenwirkungen aufgetreten wären, und niemand kann sich erinnern, dass sie über Beschwerden geklagt hätte.
    Wenn sie nicht in Clover war, kochte sie zu Hause für Day, die Kinder und alle Vettern, die zufällig gerade zu Besuch waren. Sie machte ihren berühmten Reispudding und gedünstetes Gemüse, Kutteln und große Töpfe voller Spaghetti mit Fleischklößen, die sie immer auf dem Herd stehen hatte, falls ein hungriger Vetter vorbeikam. Wenn Day keine Nachtschicht hatte, blieb er abends mit Henrietta zu Hause. Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatten, spielten sie Karten und hörten Radio, gern Bennie Smith an der Bluesgitarre. In den Nächten, in denen Day arbeiten musste, warteten Henrietta und Sadie, bis die Tür ins Schloss fiel. Dann zählten sie bis 100, sprangen aus dem Bett, zogen ihre Tanzkleider an und schlichen sich aus dem Haus, wobei sie darauf achteten, die Kinder nicht zu wecken. Draußen schwenkten sie die Hüften, kreischten und hüpften die Straße hinunter zu den Tanzböden in der Adams Bar und den Twin Pines.
    »Da haben wir richtig auf den Putz gehauen«, erzählte Sadie
mir viele Jahre später. »Wir konnten

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