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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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sprechen, und sie erkundigte sich, wer ich sei. »Rebecca«, erwiderte ich. Wenn ich mehr sagte, so meine Befürchtung, würde sie auflegen.
    »Moment.« Sie seufzte und ließ das Telefon sinken. »Bring das zu Day«, sagte sie zu einem Kind. »Sag ihm, er hat ein Ferngespräch, eine Frau namens Rebecca ruft wegen der Zellen von seiner Frau an.«
    Das Kind griff nach dem Telefon, drückte es ans Ohr und lief zu Day. Dann folgte ein langes Schweigen.
    »Opa, wach auf«, flüsterte das Kind. »Da is jemand wegen deiner Frau.«
    »Wer …«
    »Steh auf, da is jemand wegen den Zellen von deiner Frau.«
    »Was? Wer?«
    »Zellen von deiner Frau … am Telefon … steh auf.«
    »Wo ihre Zellen?«
    »Hier«, sagte der Junge und gab Day das Telefon.
    »Ja?«
    »Hi, ist da David Lacks?«
    »Ja.«
    Ich nannte meinen Namen und wollte erklären, warum ich anrief, aber ich hatte noch nicht viel gesagt, da stieß er einen tiefen Seufzer aus.

    »Willichnurwissen«, murmelte er im tiefsten Südstaatenakzent, die Worte verwaschen, als hätte er einen Schlaganfall gehabt.
    »Sie ham Zellen von meiner Frau?«
    »Ja«, erwiderte ich. Ich glaubte, er wolle wissen, ob ich wegen der Zellen seiner Frau anrief.
    »Ja?«, sagte er, plötzlich aufgeweckt und munter. »Sie haben die Zellen von meiner Frau? Sie weiß, dass Sie mit mir reden?«
    »Ja«, sagte ich in dem Glauben, er habe gefragt, ob Deborah wusste, dass ich ihn anrief.
    »Na ja, dann sollen die Zellen von meiner Alten eben mit Ihnen reden und mich in Ruhe lassen«, schimpfte er. »Ich hab genug von euch Typen.« Dann legte er auf.

7
    Tod und Leben der Zellkultur
    A m 10. April 1951, drei Wochen nachdem Henriettas Strahlentherapie begonnen hatte, trat George Gey bei WAAM Television in Baltimore auf. Die Sendung war ganz seiner Arbeit gewidmet. Zu einer dramatischen Hintergrundmusik verkündete der Ansager: »Heute Abend werden wir erfahren, warum die Wissenschaftler überzeugt sind, dass man den Krebs besiegen kann.«
    Dann schwenkte die Kamera auf Gey. Er saß vor einer Wand, an der viele Bilder von Zellen hingen. Er hatte ein langes, hübsches Gesicht mit spitzer Nase, trug eine schwarze Kunststoffbrille mit Bifokalgläsern und ein Charlie-Chaplin-Bärtchen. Er saß steif und aufrecht da, das Tweedjackett sauber gebügelt, ein weißes Taschentuch in der Brusttasche, die Haare glatt zurückgekämmt. Seine Augen blitzten vom Bildschirm und richteten sich auf die Kamera, während er mit den Fingern auf den Tisch trommelte. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Die normalen Zellen, aus denen unser Körper besteht, sind winzige Dinger. Fünftausend von ihnen würden auf einen Stecknadelkopf passen«, sagte er. Seine Stimme klang zu laut und ein wenig gekünstelt. »Wie normale Zellen zu Krebszellen werden, ist immer noch ein Rätsel.«
    Dann gab er den Zuschauern mithilfe von Schaubildern und einem langen hölzernen Zeigestock einen Überblick über Zellstrukturen und Krebs. Er zeigte Filme, in denen Zellen über den Bildschirm krochen und sich immer weiter ausbreiteten. Dann sah man eine Krebszelle in Nahaufnahme: Ihre Ränder waren rund und glatt, bis sie zu zittern begann, heftig vibrierte und schließlich explosionsartig zu fünf Krebszellen wurde.

    An einer Stelle sagte Gey: »Jetzt möchte ich Ihnen eine Flasche zeigen, in der wir eine Riesenmenge von Krebszellen gezüchtet haben.« Er griff nach einer durchsichtigen Glasflasche, die ungefähr einen halben Liter fasste und höchstwahrscheinlich mit Henriettas Zellen gefüllt war. Während er sie in den Händen hin und her schüttelte, erklärte er, in seinem Labor würden diese Zellen benutzt, um Wege zur Bekämpfung von Krebs zu finden. Er sagte: »Es ist durchaus möglich, dass wir aus solchen grundlegenden Untersuchungen eines Tages eine Methode ableiten können, mit der man Krebszellen beeinträchtigen oder völlig beseitigen kann.«
    Um dazu beizutragen, schickte Gey nun Henriettas Zellen an alle Wissenschaftler, die sie in der Krebsforschung verwenden konnten. Lebende Zellen der Post anzuvertrauen – was heute allgemein üblich ist – war damals nicht möglich. Gey versendete sie stattdessen mit dem Flugzeug, und zwar in Röhrchen, die ein paar Tropfen Kulturmedium enthielten, gerade genug, um die Zellen für kurze Zeit am Leben zu erhalten. Manchmal steckten Piloten oder Stewards die Röhrchen in ihre Hemdtaschen, damit die Zellen bei Körpertemperatur aufbewahrt wurden, als wären sie noch im Brutschrank. Bei anderen

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