Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
viel? Was wird es mit ihr anstellen?«
»Alles. Und ich weiß es nicht.«
Seeger sprach jetzt noch leiser. »Was soll das heißen, dass du es nicht weißt? Wird es sie umbringen?«
Schweigen.
»Großer Gott, Richard. Ich werde es nicht tun. Ich …«
»Wir haben keine Wahl, Burt. Du kennst sie jetzt lange genug. Lange genug, um zu erkennen, was geschieht.«
»Ist dir klar, worum du mich bittest? Du bist nicht derjenige mit der Nadel. Du bist nicht derjenige, der danebenstehen und mit ansehen muss …« Er konnte nicht mehr weitersprechen.
»Das ist meine Entscheidung, Burt. Wenn ihr etwas passiert, ist es mein Fehler und nicht deiner.«
61
Irgendwo im Staat New York
24. Mai
»Ich kann nicht fassen, dass dir das passiert ist. Du bist doch immer so vorsichtig.«
Carly tupfte seine Stirn mit einem kalten Tuch ab und er sank tiefer in die Kissen. Er war an diesem Morgen aus dem Krankenhaus entlassen und mit einem Krankenwagen auf Xanders Anwesen gebracht worden, wobei der Fahrzeugtross jetzt anscheinend noch Luftunterstützung bekommen hatte.
»Richard? Hörst du mich? Geht es dir gut?«
Er zwang sich zu einem Lächeln. In gewisser Weise hatte er sich nie im Leben mehr gefreut, jemanden zu sehen. Aber er hatte auch Angst – Angst um sie, Angst, weil er wieder in dem luxuriösen Gefängnis war, das Xander für sie geschaffen hatte. Vor dem, was er getan hatte.
Er drückte ihre Hand so kräftig, wie er nur konnte. »Ich bin nur sehr müde und ausgelaugt. Mir geht es bald wieder besser.«
»Ach, komm schon. Ich kenne dich. Es ist mehr als …«
Er legte einen Finger auf ihren Mund und zog sie so nah an sich heran, dass die im Raum verborgenen Abhörgeräte seine Stimme nicht mehr hören konnten. »Wir müssen reden.«
»Was ist los? So langsam mach ich mir …«
Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte, und er hätte sie beinahe vom Bett gestoßen, als er danach griff.
»Hallo?«
»Ich habe angerufen, als ich in die Stadt gekommen bin, wie wir abgemacht hatten. Aber es ist jemand ans Telefon gegangen, den ich nicht kannte.«
Burt Seegers Stimme, die genau das sagte, was sie über die Telefonleitung im Krankenhaus, von der Richard hoffte, dass sie nicht abgehört worden war, besprochen hatten.
»Ich hatte einen Unfall im Labor und musste ins Krankenhaus, aber jetzt geht es mir wieder gut. Du kannst sie herbringen.«
Wie verabredet, schwieg Seeger daraufhin erstmal. Richard ließ sich vom Bett gleiten und humpelte zum Fenster, während ihn seine Frau beobachtete. Sie sah so verängstigt aus, dass er den Blick abwenden musste und auf das hell erleuchtete Anwesen und die patrouillierenden Sicherheitsleute herabsah.
»Ich weiß nicht so recht«, meinte Seeger schließlich.
»Was?«
»Woher soll ich wissen, dass sie dich nicht umgedreht haben?«
»Pass auf, ich bin jetzt in Xanders Haus. Wir können ein paar seiner Leute zu dir schicken und …«
»Woher soll ich wissen, dass es seine Leute sind? Woher weiß ich, dass es nicht die Männer sind, die in meinem Haus waren, um mich umzubringen?«
»Wir haben keine Zeit für diesen Blödsinn«, sagte Richard mit gespieltem Ärger. »Susie braucht ihre Medikamente, und du hast gesagt, du kannst sie ihr nicht besorgen. Würde ich dich bitten, sie herzubringen, wenn es hier nicht sicher wäre?«
»Nichts für ungut, Doc, aber du wirkst nicht gerade wie ein harter Kerl. Ein paar Bambusschösslinge unter die Fingernägel, und wer weiß, was du dann alles sagen würdest.«
»Verdammt noch mal, sie ist meine Tochter! Du wirst tun, was immer ich dir sage!«
Carly kam zu ihm, und ihre Angst war jetzt einer ausgemachten Panik gewichen. Er warf ihr einen beruhigenden Blick zu, aber sie schien es nicht zu bemerken.
»Ich werde Folgendes tun«, meinte Seeger. »Ich werde mit Susie erstmal auf Sicherheitsabstand gehen und mich später noch mal melden. Dann werden wir ja sehen, ob du mich davon überzeugen kannst, dass wirklich alles in Ordnung ist.«
»Auf keinen Fall! Wir …«
»Der Plan ist nicht verhandelbar, Doc. Genau so machen wir’s.«
Richard stieß frustriert die Luft aus, was erstaunlich überzeugend klang. »Wenn ihr irgendwas zustößt …« Er hielt kurz inne. »Wie geht es ihr?«
»Nicht so gut. Sie ist krank und hat 38 Grad Fieber.«
Das war so nicht besprochen worden, und Richard spürte, wie er einen trockenen Mund bekam. Er sagte sich, dass das zu erwarten gewesen war, weil ihr Immunsystem die Trägerkeime des Serums attackierte,
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