Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
beiden bewusst. Mason würde Argentinien inzwischen längst verlassen haben, und da ihnen klar geworden war, dass Xander mit der Sache nichts zu tun hatte, war Chris Graden die einzige Spur, die sie noch verfolgen konnten.
Richard verspannte sich, als die Tür geöffnet wurde, aber dahinter stand nur Chris in einer Jeans und einem alten Sweatshirt von der Penn State University. Für einen kurzen Moment kam es ihm so vor, als wäre all das nie passiert und sie würden ihn nur zum Essen besuchen.
Graden schien kurz verwirrt zu sein, doch dann begriff er, wer da vor ihm stand. »Oh mein Gott! Carly. Du bist am Leben!«
Er wollte sie gerade in den Arm nehmen, doch bevor es dazu kommen konnte, ging Richard dazwischen und schubste ihn so heftig nach hinten, dass Graden beinahe rücklings auf den Boden gestürzt wäre.
Sie traten ein, und Carly knallte die Tür zu, um sich dann neben ein Fenster zu stellen, durch das sie die Auffahrt gut im Blick hatte.
»Himmel!«, rief Graden. »Wo in aller Welt habt ihr beide nur gesteckt? Alle Welt hält euch für tot.«
Richard zog eine von Burt Seegers Pistolen aus dem Gürtel und zielte damit auf seinen alten Freund. Das Bedauern und die nostalgischen Gefühle, von denen er geglaubt hatte, dass sie ihn in diesem Moment lähmen würden, wollten sich nicht einstellen. Stattdessen verspürte er einen gewissen Reiz, tatsächlich den Abzug zu drücken.
»
Ich
stelle hier die Fragen.«
»Was machst du denn? Ich bin es. Chris. Wir sind …«
»Halt verdammt noch mal die Klappe«, schnauzte ihn Richard an. »Arbeitet heute noch jemand hier?«
»Was? Nein. Es ist Sonntag.«
Richard schwenkte die Pistole. »Geh.«
»Wohin?«
»Ins Arbeitszimmer.«
»Steck die Waffe weg, Richard.«
»Wenn du dich nicht umdrehst und in Bewegung setzt, werde ich auf dich schießen. Ich fange mit den Beinen an und arbeite mich langsam nach oben.«
Graden starrte ihn einige Sekunden lang an und ging dann gehorsam in den hinteren Teil des Hauses. Richard warf Carly einen Blick zu, als er ihm folgte, und sie schenkte ihm ein angedeutetes Lächeln. Es sah fast so aus, als wäre sie zu mehr einfach nicht mehr in der Lage.
»Im Ernst, Richard. Nimm die Waffe runter. Du benimmst dich ja wie ein Irrer.«
Das Arbeitszimmer wirkte unverändert. Es war staubig und voller Bücher, alter Zeitungen und antiker Möbelstücke. Seltsamerweise war Graden auf den meisten Fotos, die an der Wand hingen, alleine abgebildet, aber auf einigen waren auch andere Personen zu sehen, die offenbar seine Freunde waren. Richard fragte sich, ob er sie auch ausspioniert hatte. Ob er ihren Kindern eines Tages ebenfalls einen Killer auf den Hals hetzen würde.
»Wo bist du die ganze Zeit gewesen?«, fragte sein alter Freund, der den Blick nicht von der Waffe abwandte.
»Du hast versucht, uns umzubringen«, erwiderte Richard.
»Was redest du denn da? Der Jet? Das war …«
»Ich habe Ray Blane angerufen. Er hat in dieselbe Richtung geforscht wie Annette und ich, und du hast ihn ebenfalls aufgehalten.«
»Ray Blane? Ich habe ihm eine großzügige Spende verschafft. Die Menschen, die das Geld gestiftet hatten, wollten, dass er sich auf eine Sache konzentriert. Und was meinst du mit ›ebenfalls‹?Ich habe deine Forschung
unterstützt
, hast du das vergessen? Verdammt, ich habe dir sogar einen Privatscheck ausgestellt und dich aus dem Gefängnis geholt.«
Seine Darbietung war unglaublich überzeugend und wurde durch ihre gemeinsame Vergangenheit nur gestärkt, doch sie kam ein wenig zu spät.
»Du hast mir gerade so viel Geld gegeben, dass du mich im Auge behalten konntest … Damit du sicherstellen konntest, dass ich mich auf die Progerie konzentriere und mein Forschungsgebiet nicht erweitere. Dann bekam ich Annettes Notizen in die Hände und du hast begonnen, dir Sorgen zu machen. So viele Sorgen, dass du versucht hast, meine Tochter umzubringen.
Meine Tochter
, Chris.«
»Susie umbringen?«, stammelte er. »Hörst du, was du da sagst, Richard? Um Himmels willen …«
»Wo ist August Mason, Chris?«
»Was?«
»In den Zeitungen stand, er hätte in unserem Flugzeug gesessen, als es abgestürzt ist. Aber wir wissen beide, dass das nicht wahr ist.«
»Ich … Ich habe keine Ahnung.«
»Wirklich nicht? Ich schon. Wir haben ihn in Argentinien aufgespürt. Und Südamerika muss ihm gut bekommen, denn er sah großartig aus.«
»Du redest ja dummes Zeug«, entgegnete Chris, auf dessen Oberlippe der Schweiß
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