Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
sagte Richard. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn sie noch ein wenig bei dir bleibt?«
Er hörte, wie eine Tür geschlossen wurde, und stellte sich vor, dass Seeger gerade nach draußen gegangen war. Das war auch alles, was er tun konnte: es sich vorstellen. Sie hatten keine Ahnung, wo Susie und er waren und was sie machten. Sie wussten nicht, ob sie einen Fehler gemacht hatten, den Masons Leute ausnutzen konnten. Das ließ sie ihre Machtlosigkeit nur umso deutlicher spüren und machte das Ganze fast schon unerträglich.
»Ich mache mir langsam Sorgen«, erwiderte Seeger. »Wir müssen viel herumfahren, und ich glaube, es wird zu viel für sie. Außerdem vermisst sie euch. Es ist schwer für ein Kind in ihrem Alter, so lange von den Eltern getrennt zu sein.«
Carly stiegen Tränen in die Augen und Richard legte einen Arm um sie.
»Ich habe Angst«, fuhr Seeger fort. »Ich habe Angst, dass ich etwas tue … oder unterlasse … das ihr schaden kann.«
»Wir könnten auch nicht mehr für sie tun.«
»Du bist Experte … Du weißt, worauf du achten musst, wenn sie …« Seine Stimme versagte kurz. »Bei euch könnte sie an einem Ort bleiben und zur Ruhe kommen.«
Richard ging einem Mann aus dem Weg, der eine Kiste voller Papiere und CDs in der Hand hielt. »Das Wort ›Ruhe‹ beschreibt unsere Situation nicht gerade gut.«
»Wir vertrauen dir«, stieß Carly hervor. »Und wir werden dir keine Schuld geben. Nur noch ein wenig, okay?«
»Okay. In Ordnung.«
»Sie soll sich so oft es geht ausruhen. Und sorge dafür, dass sie ihre Medikamente nimmt.«
»Einige davon gehen uns langsam aus.«
»Carly hat dir Kopien der Rezepte gegeben. Nicht alle Apotheken haben immer alles vorrätig, also solltest du lieber vorher anrufen. Aber du wirst alles bekommen.«
»Okay. Ich muss jetzt los. Wir sind ohnehin schon viel zu lange hier. Wir versuchen, euch morgen wieder anzurufen, aber macht euch keine Sorgen, falls es nicht klappt. Wir könnten auch in einem Funkloch stecken.«
44
Nördlich von Baltimore, Maryland
14. Mai
Chris Gradens sonst so ordentliches Haus war von Xanders Männern gehörig durcheinandergebracht worden. Demontierte Telefone und Lampen baumelten an Kabeln herab, Heizkörper waren achtlos auf kostbare Teppiche geworfen worden und der Großteil der Möbel war umgestoßen worden. Richard war sich nicht sicher, was diese Leute hier suchten, aber falls es hier war, dann würden sie es auch finden.
Sie entdeckten Xander in einem riesigen Zimmer, das Chris nur für große Feiern genutzt hatte. Der alte Mann klopfte nervös mit den Fingern auf der Armlehne seines Rollstuhls herum, während er sich mit dem Mann unterhielt, der ihn zuvor gerufen hatte.
»Richard! Carly!«, meinte Xander, als er sie im Türrahmen stehen sah. »Kommen Sie her. Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.«
Sie kamen näher, und er deutete auf den Mann, der vor ihm stand. »Das ist Bill Garrison, ein Harvard-Absolvent, den ich dem FBI geklaut habe, damit er mein Sicherheitschef werden konnte. Er leitet diese Untersuchung.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte der Mann und reichte ihnen die Hand. Im Vergleich zu dem seit ihrer Ankunft immer aufgeregteren Xander wirkte er auf seltsame Weise ernst.
»Wir geht es Ihrer Tochter?«, erkundigte sich der alte Mann, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte sie an. Sein Tonfall ließ vermuten, dass ihn ihr Wohlergehen nicht sonderlich interessierte, sondern eher die Tatsache, dass es in seinem Universum etwas gab, das er nicht kontrollierte.
»Gut«, antwortete Carly.
»Sie sollten sie in mein Haus bringen lassen. Dort wäre sie in Sicherheit.«
»Ja, das wäre vielleicht eine gute Idee«, erwiderte Richard und tat so, als würde er sich dafür begeistern.
»Sagen Sie uns, wo sie ist, dann kann Bill sie von einem Team abholen lassen.«
»Schon gut«, warf Carly ein. »Die Person, bei der sie sich aufhält, kann sie auch herbringen.«
Daraufhin schwieg Xander und schien darüber nachzudenken, ob er ihr weiter zusetzen sollte.
»Haben Sie irgendetwas gefunden?«, fragte Carly und wechselte das Thema.
»Hier war definitiv alles verwanzt, aber die Geräte wurden entfernt«, antwortete Garrison. »Doch man kann nicht alle Spuren verwischen. Außerdem haben wir festgestellt, dass die Einschüsse, von denen Sie berichtet haben, mit großer Sorgfalt repariert worden sind. Abgesehen davon haben wir kaum etwas entdeckt.«
Für Richard klang das wie eine deutliche
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