Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Tür. Einen Moment später kam der Wachmann ins Zimmer und schob ihn wieder hinaus.
Als die Tür ins Schloss fiel, wählte Richard bereits eine Nummer. Es klingelte so lange, dass er schon ganz nervös wurde, aber schließlich hörte er eine vertraute Stimme.
»Hallo?«
»Geht es euch gut?«, stieß Richard hervor. »Ist mit Susie alles okay?«
»Uns beiden geht es gut«, erwiderte Seeger, dessen Stimme misstrauisch klang. »Ich habe euch gestern angerufen, und jemand, den ich nicht kannte, ist rangegangen. Ich dachte schon, ihr wärt tot.«
»Noch nicht.«
»Was ist passiert?«
»Der Plan hat gut funktioniert, bis zu dem Moment, wo sie uns festgehalten haben«, berichtete Richard und hielt das Handy soweit vom Ohr weg, dass Carly mithören konnte. »Sie haben unsere Geschichte überprüft und uns eben das Handy zurückgegeben. Könntest du Susie ans Telefon holen?«
»Sie schläft. Ich kann sie aufwecken, aber sie ist ziemlich erschöpft. Das alles ist nicht leicht für sie, Richard. Sie sieht gar nicht gut aus, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
In Carlys Gesicht spiegelte sich ihre Panik wider.
»Schon okay«, erwiderte Richard und versuchte, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. »Du musst sie nicht wecken. Sie bekommt doch immer ihre Medizin, oder?«
»Natürlich. Genau so, wie ihr es gesagt habt.«
»Dann kannst du nichts weiter tun. Sorge einfach dafür, dass sie sich viel ausruht.«
»Vielleicht sollte ich sie zu euch bringen. Xander kann sie beschützen, und sie hätte wieder einen geregelten Tagesablauf.«
Richard sah seine Frau an. Sie kaute nervös auf ihrer Lippe herum und schüttelte dann den Kopf. Offenbar war sie sich hinsichtlich ihres Gastgebers genauso unsicher wie er.
»Ich weiß noch nicht, ob es hier sicher ist«, sagte er. »Es wäre uns lieber, wenn sie noch eine Weile bei dir bleiben könnte.«
42
1800 Meilen östlich von Australien
14. Mai
Oleg Nazarov machte einen weiten Bogen um die Statue aus Bronze und Stahl. Er hatte sie schon immer als ziemlich grotesk empfunden, aber nachdem er mehr als achtundvierzig Stunden nicht geschlafen hatte, kam sie ihm sogar leicht bedrohlich vor.
Er genoss nicht mehr den Luxus, sich nur auf das Wichtigste konzentrieren und alles andere delegieren zu können, sondern musste jedes einzelne Beweisstück selbst in Augenschein nehmen. Nichts war irrelevant und er konnte dem Urteilsvermögen anderer nicht mehr vertrauen, da ihm klar war, dass der nächste Fehler vermutlich sein letzter sein würde. Es war offensichtlich, dass er nur aus dem Grund nicht ebenso wie Chris Graden beseitigt worden war, weil man ihn nicht ersetzen konnte, solange sich die Dinge so schnell entwickelten.
»Haben Sie gute Neuigkeiten?«, erkundigte sich Karl, als sich der Russe näherte. »Haben Sie sie gefunden?«
»Nein. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass sich jemand sehr für unsere Organisation interessiert.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen. Wir wissen doch bereits, dass die Dramans …«
»Es sind nicht die Dramans. Die ausländischen Wohlfahrtsorganisationen und Konten, über die wir Geld transferieren, werden unter die Lupe genommen und Chris Gradens Tod wird ebenfalls untersucht. Außerdem gibt es Berichte, dass nicht identifizierte Männer in der Asche von Masons Haus in Argentinien herumgelaufen sind.«
»Wer?«, wollte Karl wissen. Seine Stimme klang ruhig und gelassen, doch diese Monotonie war viel einschüchternder als die gelegentlich aufblitzenden Anfälle von Zorn oder Frustration, zu denen es in den letzten Wochen gekommen war. So viel unmenschlicher. »Ist es der Soldat? Seeger? Er muss Kontakte haben …«
»Nein. Das ist eine Stufe höher, als er jemals operiert hat«, erwiderte Nazarov und nahm all seinen Mut zusammen, um zu berichten, was er herausgefunden hatte. »Anscheinend haben die Dramans einen Weg gefunden, mit Andreas Xander Kontakt aufzunehmen.«
Die Fassade, die Karl stets aufrecht hielt und die an eine Totenmaske erinnerte, bekam leichte Risse. Seine Wangen wurden rot und der Muskel in seinem Kiefer zuckte deutlich. »Xander? Sind Sie sicher?«
Nazarov nickte. »Ich habe vor weniger als einer Stunde erfahren, dass er es ist.«
Eigentlich wusste er das schon etwas länger. Der alte Bastard gab sich nicht die geringste Mühe, seine Einmischung zu verbergen, aber das musste er Karl ja nicht auf die Nase binden. Nazarov wusste, dass er unter ständiger Beobachtung stand und dass er sich keine Gelegenheit entgehen
Weitere Kostenlose Bücher