Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
ich Ihnen sagen soll. Ich tue, was ich kann.«
Xander deutete auf die offene Tür. »Trommeln Sie Ihre Leute zusammen. Wir verschwinden von hier.«
Garrison nickte und ging den Flur hinunter, während Xander reglos dasaß und ein vertrocknetes, eingetopftes Bäumchen in der Ecke anstarrte.
Richard Draman arbeitete jetzt seit fünf Tagen an dem Material, das sie aus August Masons Labor mitgenommen hatten, und immer, wenn sie miteinander sprachen, erzählte er dieselbe Geschichte, nur mit anderen Worten. Nicht schlüssig. Mache Fortschritte. Ein Schritt in die richtige Richtung. All die Worte, die Xander als die Plattitüden von Menschen kannte, die eigentlich keine Ahnung hatten, was sie taten.
Er musste sich langsam eingestehen, dass es zehn Jahre dauern konnte, bis Draman etwas Nützliches entdeckte, und sogar noch länger, bis Garrison einem dieser Menschen nahe genug kam, um ihn gefangen zu nehmen. Doch Xanders Ärzte waren sich einig, dass er nicht mehr so viel Zeit hatte.
Während er durch den Flur rollte, suchte er in den Habseligkeiten eines Mannes, der den Tod besiegt hatte, der das Letzte, was ihn noch mit den gewöhnlichen Menschen auf der Straße verband, abgeworfen hatte, nach Antworten. Dieser Mensch wusste, wie es war, wenn man seine Kraft wiedererlangte.
Immer mehr Menschen erschienen im Flur und wandten den Blick ab, wenn sie auf dem Weg zur Tür an ihm vorbeigingen. Als Garrison endlich wieder auftauchte, war es im Haus still geworden.
»Ich bin draußen, falls Sie irgendetwas brauchen, Andreas.«
Xander starrte nur weiter mit leerem Blick auf den dahinsiechenden Baum und war vorübergehend in der Vergangenheit gefangen. Als er hörte, dass die Tür geschlossen wurde, rollte er zu einem kleinen Tisch und legte einen verschlossenen Umschlag darauf.
Die Adresse bestand nur aus drei Worten, die er mit eigener zitternder Hand geschrieben hatte.
An die Unvergänglichen.
56
Irgendwo im Staat New York
22. Mai
Richard Draman hob den Kopf vom Mikroskop und sah zu den Kameras an der Decke hinauf. Fast eine ganze Woche verbrachte er jetzt schon in dem temporären Labor, in das ihn Xander eingesperrt hatte, und hatte nur wenige Male kurz mit Carly und Susie telefonieren dürfen. Das war eine unterschwellige Ermahnung daran, dass sein Leben nicht mehr ihm selbst gehörte, und dass sie alle nur noch existierten, um die Wünsche des alten Mannes zu erfüllen.
Er beugte sich erneut über das Mikroskop, da er unbedingt den Anschein aufrechterhalten musste, dass er dabei war, August Masons Lebenswerk zu entschlüsseln. Doch das war alles, was er hier tat – er war Darsteller in einem Schauspiel, das nur dazu diente, den zunehmend ungeduldigeren und verzweifelteren Andreas Xander davon zu überzeugen, dass die Untersterblichkeit und nicht etwa der Tod auf ihn wartete.
Die Phiole, die sie gefunden hatten, enthielt zahlreiche Viren und Bakterien, die er nur teilweise hatte identifizieren können. Doch ihre Funktion war klar: Sie sollten in Zellen eindringen undwinzige Stränge aus genetischem Material hinterlassen, die das Genom der Testperson auf eine Art veränderten, wie es die Natur niemals vorgesehen hatte.
Aber wie? Welche Teile der DNS wurden angesprochen? Von welchen Kreaturen stammten die Ersatzstränge – oder hatte man sie komplett im Labor hergestellt? Wie würde das Immunsystem des Patienten auf die Trägerkeime reagieren? Das waren nur einige der unzähligen Fragen, die er bisher nicht beantworten konnte.
Im Grunde genommen war es hoffnungslos. Selbst mit einer Armee aus Topleuten würde es Jahre dauern zu verstehen, was Mason erreicht hatte, wenn nicht gar Jahrzehnte. Aber er hatte keine Jahre, nicht einmal Monate. Die Träger im Serum starben bereits ab. Er ging davon aus, dass diese Dosis für eine bestimmte Person hergestellt worden war und nicht längerfristig gelagert werden sollte.
Seiner Schätzung zufolge würde das Serum in etwa einer Woche völlig nutzlos geworden sein. Noch sieben Tage, dann wäre alles vorbei. Für jeden von ihnen.
Richard stand auf und versuchte, sich für die Kameras völlig natürlich zu bewegen. Er öffnete den Kühlschrank und schloss mit dem Schlüssel, der um seinen Hals hing, den Tresor darin auf, um die Phiole herauszuholen.
Seine Hand zitterte, als er sie in eine Zentrifuge stellte, wo sich bereits eine identische Phiole befand, die er an diesem Morgen heimlich hineingestellt hatte. Seit seiner Ankunft hatte er mehr Zeit mit dem Studium der
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