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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Kerze flackerte und loderte wild, als er dem mageren Rücken des Mädchens in ein kaltes Gästezimmer folgte. Sie entzündete ihm eine eigene Kerze auf dem Nachtkästchen und verschwand dann mit einem hastigen »Gute Nacht, Sir« im dunklen Schlund des Flurs.
    Er lag im kalten Bett, das Senfgemüse stieß ihm sauer auf. Er wünschte, er wäre zu Hause, läge neben dem schlaffen warmen Körper von Mrs. Fellowes, einer Frau, der die Natur jegliche Eleganz verweigert hatte und die immer leicht nach gebratenen Zwiebeln roch. Was nicht unbedingt unangenehm war.

Waffenstillstand
    20. Januar 1915
    J etzt kommt schon!«, sagte Bridget verdrossen. Sie stand ungeduldig auf der Schwelle, Teddy im Arm. »Wie oft muss ich euch noch sagen, dass euer Essen auf dem Tisch steht? « Teddy wand sich in der engen Klammer ihrer Arme. Maurice beachtete sie nicht, sondern war tief versunken in die Feinheiten seines indianischen Kriegstanzes. »Komm um Himmels willen von dem Fenster weg, Ursula. Und warum ist es überhaupt offen? Es ist eiskalt, du wirst dir den Tod holen.«
    Ursula hatte gerade in Königin Solanges Schlepptau aus dem Fenster klettern wollen mit der Absicht, sie aus dem Niemandsland des Daches zu holen, als sie irgendetwas veranlasste zu zögern. Ein leiser Zweifel, ein zaudernder Fuß und der Gedanke, dass das Dach sehr hoch war und die Nacht sehr allumfassend. Und dann tauchte Pamela auf und sagte: »Mummy sagt, dass ihr euch vor dem Essen die Hände waschen sollt«, sofort gefolgt von Bridget, die unter Aufsagung des Refrains Euer Essen steht auf dem Tisch die Treppe heraufstapfte, und alle Hoffnung, ihre Hoheit zu retten, war dahin. »Und was dich angeht, Maurice«, fuhr Bridget fort, »du bist kaum besser als ein Wilder.«
    »Ich bin ein Wilder«, sagte er. »Ich bin ein Apache.«
    »Was mich betrifft, kannst du der König der Hottentotten sein, aber EUER ESSEN STEHT NOCH IMMER AUF DEM TISCH.«
    Maurice stieß einen letzten trotzigen Schlachtruf aus, bevor er die Treppe hinunterpolterte, und Pamela benutzte ein altes Lacrossenetz, das sie an einen Gehstock band, um Königin Solange aus den eisigen Tiefen des Dachs zu ziehen.

    Zum Abendessen gab es gekochtes Huhn. Teddy aß ein weichgekochtes Ei. Sylvie seufzte. Zu vielen Mahlzeiten gab es jetzt, da sie ihre eigenen Hühner hielten, Huhn in der einen oder anderen Form. Sie hatten einen Hühnerstall und einen mit Draht eingefassten Auslauf gebaut, wo vor dem Krieg das Spargelbett geplant gewesen war. Der alte Tom hatte sie verlassen, obschon Sylvie gehört hatte, dass »Mr. Ridgely« für ihre Nachbarn, die Coles, noch arbeitete. Vielleicht wurde er doch nicht gern »alter Tom« genannt.
    »Das ist keins von unseren Hühnern, oder?«, fragte Ursula.
    »Nein, Liebes«, sagte Sylvie. »Es ist keins von unseren.«
    Das Huhn war hart und zäh. Seitdem George in einem Gasangriff verletzt worden war, kochte Mrs. Glover nicht mehr wie früher. Er lag noch immer in einem Feldlazarett in Frankreich, und als Sylvie sich erkundigte, wie schwer er verletzt war, sagte sie, dass sie es nicht wisse. »Wie schrecklich«, sagte Sylvie. Sie dachte, wenn sie einen weit weg von zu Hause verletzten Sohn hätte, würde sie sich aufmachen, um ihn zu suchen. Ihren armen Jungen pflegen und heilen. Vielleicht nicht Maurice, aber Teddy auf jeden Fall. Bei dem Gedanken, dass Teddy irgendwo verletzt und hilflos lag, brannten Tränen in ihren Augen.
    »Alles in Ordnung, Mummy?«, fragte Pamela.
    »Absolut«, sagte Sylvie, zog das Gabelbein aus dem Hühnergerippe und gab es Ursula, die sagte, sie wüsste nicht, was sie sich wünschen sollte. »Also, im Allgemeinen wünschen wir uns, dass unsere Träume in Erfüllung gehen«, sagte Sylvie.
    »Aber nicht meine Träume«, sagte Ursula und blickte beunruhigt drein.

    »Aber nicht meine Träume«, sagte Ursula und dachte an den riesigen Rasenmäher, der sie durch die Nacht jagte, und an den Indianerstamm, der sie an einen Marterpfahl fesselte und mit Pfeil und Bogen vor ihr Stellung bezog.
    »Das ist doch eins von unseren Hühnern, oder?«, sagte Maurice.
    Ursula mochte die Hühner, sie mochte das warme Stroh und die Federn im Hühnerstall, sie mochte es, unter die soliden warmen Vögel zu greifen und ein noch wärmeres Ei zu finden.
    »Es ist Henrietta, stimmt’s?«, beharrte Maurice. »Sie war alt. Reif für den Suppentopf, hat Mrs. Glover gesagt.«
    Ursula betrachtete ihren Teller. Henrietta mochte sie besonders. Das zähe weiße Stück Fleisch

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