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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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dieses Gerede von Carlo, wie sie die Blumen arrangiert und das Abendessen vorbereitet, ist quälend. Als ich gegangen bin, hat sie sich gerade für das Theater umgezogen.«
    »Und Quecksilber?«
    »Sie macht es gut, befolgt die Anweisungen von Doktor Licata und kommt ihren Wünschen nach, ohne zu weinen oder zuviel zu reden wie zuvor. Als ich ging, hat sie Beatrice gerade das Haar gekämmt.«
    »Lassen wir das, Pietro. Wir müssen uns jetzt um diese Namen kümmern.«
    »Soll es eine Familienrache sein, Mody?«
    »Nein, Pietro, keine Verstümmelungen. Nur drei Kugeln zwischen die Augen: eine für Turi, eine für Ciccio und eine für Vincenzo. Es muß deutlich sein, daß es ein politisches Verbrechen war. Wieviel mag das kosten?«
    »Für ein politisches Verbrechen braucht man einen guten Schützen. Das wird viel kosten, meine Mody.«
    »Ein ausgelöschtes Leben ist nicht mit Geld aufzuwiegen.«
    »Ich gehe jetzt. Bei Sonnenuntergang treffe ich meinen Mann in der Civita. Wenn du zwei oder drei Tage lang nichts von mir hörst, brauchst du dich nicht zu beunruhigen. Wir müssen vorsichtig sein, niemand aus der Familie oder von Carlos Freunden darf etwas ahnen; laß die Burschen nicht aus dem Haus, bis ich zurück bin. Damit du Bescheid weißt, tagsüber schlafe ich bei Carmela. Gott segne Euch, Fürstin!«
    »Gott begleite und schütze dich, Pietro.«
    »Und noch etwas, Mody.«
    »Was ist?«
    »Ich traue Nunzio nicht. Der ist doch nur ein Kräutermann und mit seinen Samen und Blumen beschäftigt.Seid nicht beleidigt, Durchlaucht: Ihr braucht hier einen Mann, der kämpfen kann. Wenn ich mir erlauben darf, werde ich Nunzio meinen Neffen Celso zur Seite stellen, der im Krieg Soldat war. Das kostet nicht viel, ist aber eine große Beruhigung für Pietro.«
    Kaum ist Pietro hinausgegangen, kommt das Fräulein Elena herein.
    »Was ist passiert, Elena? Geht es Carlo schlecht?«
    »Nein, im Gegenteil, er ist wieder eingeschlafen, und seine Züge sind entspannt, es ist Stella, die …«
    »Was ist mit Stella, Elena? Du bist so tapfer und mutig gewesen, ich bitte dich, verzage jetzt nicht.«
    »Es ist nur … ich weiß nicht, ob ich es euch erzählen soll oder nicht. Ich mußte Stella schwören, nichts zu sagen, aber ich habe Angst um sie und kann einfach nicht, ich kann nicht!«
    »Was kannst du nicht?«
    »Ich habe Angst, nach dem, was mit Beatrice passiert ist. Sie wirkte so stark, und dann …«
    »Beruhige dich, Elena! Weshalb sorgst du dich um Stella?«
    »Ich verstehe sie nicht, sie ist verschlossen, kein Wort über …«
    »Worüber?«
    »Ich mußte ihr schwören, nichts zu sagen, bis Herr Carlo wieder gesund ist. O mein Gott! Ich begreife diese Schwüre und dieses Schweigen einfach nicht.«
    »Sag es mir, ich übernehme die Verantwortung. Was ist passiert?«
    »Gestern ist ihr Vater gekommen …«
    »Und?«
    »… mit der Nachricht, daß sie Melo in Neapel aus demHafenbecken gefischt haben, ertrunken. Ich habe das nicht verstanden … er hatte einen großen Stein umgebunden.«
    »Mafiaverbrechen.«
    »Nein, Stella hat nur etwas von ›Asche‹ gesagt, ich weiß nicht …«
    »Kokain, Elena, Drogen. Das beweist, daß er für sie gearbeitet hat.«
    »Aber das ist schrecklich! Und auch Ihr seid so gleichmütig!«
    »Das sind Männergeschichten, Elena, und wir dürfen darüber nicht die Ruhe verlieren. Wie hast du davon erfahren?«
    »Sie hat es mir erzählt.«
    »Sie hat es dir erzählt? Dann mag sie dich.«
    »Ach? Das bedeutet, daß sie mich mag?«
    »Das bedeutet, daß sie dir vertraut, und das ist hier bei uns dasselbe.«
    »O mein Gott, was habe ich bloß getan? Jetzt wird sie mir nicht mehr vertrauen.«
    »Keine Sorge, du hast das Richtige getan. Ich gehe jetzt zu ihr. Du bist aber still, ja? Keine Sorge, du hast mir nichts gesagt.«
    Als ich Stellas ruhige Miene prüfte, wußte ich, daß sich Elena zu Unrecht Sorgen gemacht hatte. Aber ich merkte auch, daß ich zu lange nicht in diesem Zimmer gewesen war.
    »Euer Besuch tröstet mich, Fürstin. Ich hatte mich daran gewöhnt, Euch abends zu sehen … Und als ob das Schicksal mir ein Zeichen geben wollte, habe ich gerade eben daran gedacht, den Kaffee zu machen, den Ihr so mögt.«
    »So wie du ihn kochst, schmeckt er mir, nicht dieses heiße Wasser von Elena. Wenn du es genau wissen willst, sind meine Besuche nicht uneigennützig.«
    »Ich habe versucht, es Elena beizubringen, aber die lacht und sagt, daß ihr dafür die Geduld fehlt. Kaffee muß auf kleiner Flamme

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