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Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Die Unvorhersehbarkeit der Liebe

Titel: Die Unvorhersehbarkeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goliarda Sapienza
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eines unserer Lämmer, das sich Gott geweiht hat, kompromittiert sieht, weil es, und sei es nur als Krankenschwester, im selben Zimmer mit einem Mann schlafen muß. Ich möchte alle daran erinnern, daß der spirituelle Weg dieser Seele seiner Eminenz sehr am Herzen liegt. Er fragt mich jedesmal nach ihr.«
    Beatrice weinte stumm und sah alle aus so großen Augen an, daß es einem Angst machte.
    Die Fürstin: »Dann bringt ihm doch ein hübscheres Mädchen, wenn er so wählerisch geworden ist.«
    Der Arzt: »Das haben wir ja schon versucht, Fürstin! Mehr als das. Wir haben sogar Carmela wieder kommen lassen.«
    Die Fürstin: »Und wer ist diese Carmela?«
    Der Arzt: »Das ist die, die ihm damals so gefallen hat … Genau, die Tochter dieses Strohdreschers, der in den Zitrusplantagen von Licosa ermordet worden ist, und die nicht mehr kommen wollte, nachdem sie geheiratet hatte, erinnert Ihr Euch? Um so besser. Wie dem auch sei, gestern hat sie eingewilligt, obwohl sie drei Kinder hat. Das Ergebnis? Während er die anderen keines Blickes gewürdigt hat, hätte er Carmela erwürgt, wenn Pietro nicht dabeigewesen wäre. Da ist nichts zu machen. Mein Ippolito hat sich verliebt. Eigentlich zeigt das nur, daß er, auch wenn er nicht ganz normal ist, von den ganzen Weibern nichts mehr wissen will, seitdem er ein anständiges Mädchen kennengelernt hat. Auch Pietro hat das verstanden. Wann immer er dem Fürsten eine neue bringt, dreht der nur den Kopf weg und wiederholt stumpfsinnig: ›Maama, Maama, Maama.‹«
    Die Fürstin: »Das hat doch nichts mit Mama zu tun!«
    Der Arzt: »Und ob. Er hat das Fräulein Modesta vom ersten Tag an Mama genannt.«
    Die Fürstin: »Sieh mal einer an!«
    Ich hatte darauf gehofft, daß etwas passieren würde, aber dieses Erdbeben von zugeschlagenen Türen, Geschrei, Befehlen und Gegenbefehlen zwang mich erneut ins Bett. Ich hatte keine andere Möglichkeit, auch weil mich die Fürstin inzwischen auf eine solche Weise ansah, daß ich nicht wagte, ihren Blick zu erwidern. In meinem Refugium erfuhr ich von Quecksilber und dem Arzt alle Neuigkeiten. Die letzte Entscheidung der Fürstin war, daß ich »dasDing« nicht mehr sehen und daß man ihm weiter Mädchen bringen sollte. Ganz sicher würde er mich vergessen. Aber der Arzt kicherte, wenn er bei mir war, und sagte immer wieder: »Was wollt Ihr, vielleicht bin ich ja auch verrückt, aber es mißfällt mir keineswegs, daß sich mein Ippolito verliebt hat.«
    Die Tage verstrichen, und allmählich ging es mir, so an das Bett gefesselt, wirklich schlecht, als eines schönen abends die Tür so ungewohnt und lärmend aufgerissen wurde, daß ich mich an die Wand drückte und den Kopf zwischen den Armen versteckte. Wer konnte das sein? Sicher Schwester Costanza. Jetzt war sie die Oberin. Und wenn sie das schon vorher getan hatte, um »die üblen Laster all dieser kleinen Sünderinnen« zu entdekken, um wieviel mehr erst jetzt, da sie die Zügel des Klosters in den Händen hielt …
    »Mädchen, entschuldige, daß ich in dein Zimmer komme, aber man hat mir gesagt, daß du noch nicht wieder auf den Beinen bist. Und ich habe genug von deiner Krankheit und von all dem Geschwätz und dem Mist, die deine Anwesenheit in jenem Zimmer nach sich gezogen hat. Also müssen wir eine Entscheidung fällen. Ich habe mit Carmine gesprochen, und er sieht es genauso. Er hat mir zugestimmt, daß es keine andere Lösung gibt, auch weil du, ob du willst oder nicht, die Schuld an all dieser Aufregung trägst und daher auch die Verantwortung übernehmen mußt. Im Grunde genommen ist es, angesichts der Tatsache, daß ich in hundert Jahren gehen werde, um den Würmern ein Festmahl zu bereiten, wie dieser Possenreißer Hamlet sagt, gar nicht schlecht, daß du auch vor dem Gesetz zur Familie gehörst. Dann könntest du dich besser um alles kümmern, zumindest, solange Beatrice und das ›Ding‹ leben. Aber aufgepaßt! Ich will keine Enkel.Dieses Geschlecht von Krüppeln und Schwachsinnigen muß mit meinem Mann aussterben. Es hat keinen Zweck, daß du dich wegdrehst und protestierst. Es ist deine Schuld und die dieser leichtsinnigen Leonora, die eine Sache richtig und dafür hundert falsch gemacht hat. Ich gebe dir drei Tage, um gesund zu werden. Denn Don Antonio wird euch in der Hauskapelle trauen, und zwar nachts. Mit mir brauchst du aber nicht zu rechnen. Ich habe das ›Ding‹ nicht mehr gesehen, seit es geboren wurde, und habe sicher nicht die Absicht, daran jetzt etwas zu

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