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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Das war seine große Leidenschaft. Warte! Ich lese dir seinen Brief vor!«
    Sollte das die Überraschung sein? Jonas seufzte. Alte Briefe von Leopold brachten ihn nicht weiter.
    » Erhabener Freund! «, rief Lubbe jetzt. »Ja, ja. So hat er mich angeredet.« Er sah wieder auf den Brief in seinen behaarten Händen und scharrte dabei mit den Hufen. » In überirdische Sphären ward ich gestern entrückt, sobald sich der Vorhang hob und dein Spiel begann! Unbewusst warst du, göttergleicher Mime, von jeher der Quell meiner Freuden! Ein Freund, der mir wie keiner zum Herzen sprach, mein Lehrer und Erzieher! Mein Traumdeuter! Und gestern war ich – wieder – aufs Neue – sei’s versichert – angegriffen von Entzücken! Durch deine Kunst! Dein Spiel! « Lubbe sah auf, der Triumph blitzte in seinen Augen. » Dein König Wonnevoll – Leopold! «, schloss er mit einem hörbaren Ausrufezeichen.
    Jonas hatte kaum zugehört. Er war zum Ofen hinübergegangen und hatte begonnen, sich seine klammen Kleider anzuziehen. »Wollen wir jetzt gehen?«, fragte er. »Ich habe es wirklich eilig.«
    Enttäuscht legte Lubbe den Brief zurück in den Koffer. »Und die Überraschung?«, fragte er dann beleidigt.
    Jonas zog sich die feuchte Kutte über den Kopf. Dann sah er den Faun fragend an.
    »Schau.« Lubbe zog ein weiteres Blatt aus seinem Koffer. »Ich gehe jetzt mal nachsehen, ob die Luft da draußen rein ist. Und in der Zeit liest du das hier. Und das hier wird dich interessieren. Oh ja!« Er reichte Jonas das Papier und entschwand beleidigt klappernd durch die Tür.
    Jonas starrte auf das Blatt. Es war vergilbt und mit nur wenigen winzigen, gestochen scharfen Zeilen bedeckt. Plötzlich wurde es Jonas heiß. Diese Schrift hatte er schon einmal gesehen! Aufgeregt suchte er unter seiner feuchten Kutte herum. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er Claras Heft aus der Innentasche seiner Joppe gefingert hatte. Es war vor Nässe ganz weich, und seit es mit ihm in den Kanal gefallen war, waren vermutlich auch die letzten Sätze, die er hatte entziffern können, nicht mehr lesbar. Mit zitternden Fingern schlug er das Vorsatzblatt auf. Die Tinte war verwischt. Aber war diese knappe Notiz, die dort gestanden hatte – Erstes Heft, CF – nicht mit den gleichen winzigen Buchstaben geschrieben worden?
    Jonas starrte auf den Brief und begann zu lesen.
    Verehrter Lubbe,
    habe Sie gestern in der Prinzessin Fantasmagoria gesehen und hätte gern bei Ihnen vorgesprochen. Allein, ich bin hier fremd und von den Wundern Callamaars wie erschlagen. So fehlte mir der Mut, mich persönlich zu offenbaren. Seien Sie jedoch versichert, dass Ihre Kunst tief in meine Seele hineingewirkt hat. Nichts geht über das Fantasmagorische hinaus! Nichts daneben hat Bedeutung!
    Ihr unbekannter Bewunderer
    Arnon Blau

Das 34. Kapitel
versammelt die Jünger Faramunds
    Arnon Blau.« In Lubbes leerem Zimmer knackte es. Die Kerzen flackerten. Der Brief zitterte in Jonas’ Händen. Jonas sagte es noch einmal, seine Stimme war belegt. »Arnon Blau.« Der Mann mit den ungleich langen Beinen, Claras Sekretär, der vor einer Ewigkeit verschwunden war, ohne auch nur seine Kleider mitzunehmen, war in Callamaar gewesen. Er hatte die Prinzessin Fantasmagoria gesehen und er hatte Lubbe – dem König und dem Pferd – voller Bewunderung geschrieben. Jonas ließ den Brief sinken. Jetzt war es gewiss – Arnon Blau war durch den Schrank gegangen!
    Jonas schlug erneut Claras durchnässtes Heft auf. Doch die Schrift war jetzt für alle Ewigkeit verwischt. Niemand würde mehr nachlesen können, dass einmal ein kleines Mädchen namens Alma über die fabelhafte Stadt Callamaar gewacht hatte. Dieser letzte lesbare Satz war jetzt so unlesbar wie alle übrigen Sätze auch.
    Callamaar. Das klingt schon so ausgedacht, Junge! , hatte Tabbi gesagt.
    Was sollte ein kleines Mädchen hier getan haben? Wie hatte sie über die Straßen, Häuser, Plätze und den Kanal wachen können? Über die Flüsterstadt wachte doch der Hirte.
    Ohne zu wissen, warum, riss Jonas das Heft in der Mitte durch. Plötzlich wollte er nur noch nach Hause. Aber wo war das? Bei Brand?
    Als Lubbe zurückkam, war Claras Heft schon in dem kleinen Ofen verbrannt. Jonas saß frierend auf dem nackten Bettgestell. Er wusste selbst nicht genau, warum er das Heft zerrissen und ins Feuer geworfen hatte. Er wollte einfach nicht mehr. Er wollte kein Spiel mehr spielen, dessen Regeln er nicht kannte.
    Lubbe baute sich im Türrahmen auf, seine

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