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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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nun die üblichen Einleitungsformeln. Nach der Eröffnung erhalten die betroffenen Parteien – so sie es wünschen – eine Abschrift des Testaments. Zeugen seiner Abfassung waren die Wirtschafterin Tabbi und der Diener Ruben. Beide haben unterzeichnet und können beeiden, dass Baroness Clara auch in ihren letzten Stunden bei klarem Verstand war.« Er machte eine Pause und wandte sich dann wieder an Alma. »Wir alle wissen, verehrte Baroness, dass Ihre Base – Gott hab sie selig –, trotz ihres über Jahre bedauernswerten Zustands über einen regen Geist verfügte.«
    Alma reagierte nicht und Peregrin Aber fuhr fort. »Das Testament betrifft alle Besitzstände der Baroness, das Anwesen ebenso wie die …« – er hüstelte – »… eher bescheidenen Geldsummen, die ich seit Jahren verwalte. Ich beginne also mit der Verlesung.«
    Alma bebte vor Anspannung.
    Jonas sank noch ein Stück tiefer in seinen Stuhl.
    »Erstens!« Peregrin Abers Stimme dröhnte jetzt in Jonas’ Ohren. » Meinen ganzen Besitz vermache ich, Clara Baronin Fink zu Wunderlich, dem jungen Jonas, wohnhaft beim Wirt Brand .«
    »Was?« Alma war ganz der spitze Schrei, den sie ausstieß. Rauschend schoss sie aus ihrem Stuhl, ihre Wangen glühten. »Das ist ein Skandal!«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
    Doch während Jonas sich wegduckte, als würde ihn diese Stimme sonst wie ein Peitschenhieb treffen, blieb Peregrin Aber gefasst. Wahrscheinlich hatte er mit diesem Ausbruch gerechnet. »Werte Baroness! Ich empfehle, mich bis zum Ende anzuhören.«
    »Auf keinen Fall! Nein!« Alma schrie immer noch, sandte aber einen Hilfe suchenden Blick an Irmingast, der daraufhin eine beschwichtigende Geste machte. Der Pfarrer wirkte völlig ungerührt.
    Alma setzte sich wieder, ihr Atem ging schwer.
    Peregrin Aber fuhr fort. »Zweitens! Bis zur Großjährigkeit des Jonas bestelle ich Doktor Peregrin Aber zu seinem Vormund. Er verpflichtet sich, das ererbte Vermögen bis zu diesem Zeitpunkt zu verwalten und für die Bildung des Jungen Sorge zu tragen. Des Weiteren haben sich meine Köchin Tabbi und mein Diener Ruben verpflichtet, Jonas stets treu zu dienen .«
    Langsam richtete Jonas sich wieder auf. Dieser Punkt hatte etwas Tröstliches.
    »Drittens! Meine Base Alma ist die Letzte in der langen Reihe derer Fink zu Wunderlich. Mit ihr stirbt meine Familie aus. Allein aus diesem Grund sei Alma Baronin Fink lebenslanges Wohnrecht auf Wunderlich verliehen. «
    Von Alma kam ein verächtliches Zischen. Ganz offensichtlich war ihr das nicht genug.
    »Viertens!« Peregrin Abers Stimme hatte plötzlich ein wenig von ihrer Sicherheit eingebüßt. Beinahe zweifelnd las er den nächsten Absatz im Testament vor. Er war knapp gefasst. » Jonas «, sagte der Advokat, » ist es lebenslang verboten, das Spielzimmer zu betreten .«
    Plötzlich schienen alle Blicke auf Jonas zu ruhen. Dabei verstand er kein Wort. Das Spielzimmer, das Spielzimmer – Tabbi hatte es gestern erwähnt.
    »Ich, ähem …« Peregrin Aber räusperte sich wieder. »Ich verstehe diesen Punkt selbst nicht«, murmelte er. »Aber die Baroness hat darauf bestanden.«
    »Wird er enterbt, wenn er das Spielzimmer betritt?«, kreischte Alma voller Vorfreude.
    »Nein.« Peregrin Aber schüttelte bedächtig den Kopf. »Einen entsprechenden Passus gibt es nicht. Der Junge wird sich auch so daran halten. Nicht wahr, Jonas?«
    Jonas wurde rot und beeilte sich zu nicken.
    »Dann fahre ich fort.« Peregrin Abers Stimme hatte die alte Bestimmtheit wieder. »Fünftens! Sollte Jonas vor Erreichen der Großjährigkeit ums Leben kommen, geht mein ganzer Besitz in den Schoß der Kirche über. In diesem Fall ist der Anspruch meiner Base Alma auf Wohnrecht null und nichtig. « Peregrin Aber ließ den Bogen Papier, den er zuletzt in der Hand gehalten hatte, langsam sinken. » Das ist mein letzter Wille «, sagte er leise.
    Für eine Weile war nur das Ticken der großen Uhr zu hören.
    Aber Almas Beherrschung währte nicht lange. Wie ein Grollen begann es, dann war ihre Stimme Blitz und Donner. Ihr wüstes Schimpfen regnete wild auf Jonas herab. Sie nannte ihn einen »dahergelaufenen Bengel« und dabei blieb es nicht.
    »Ich werde das Testament anfechten!«, heulte sie schließlich, mehr blau als rot im Gesicht, und mit einem schaurig lang gezogenen »Niemals!« stürmte sie aus der Bibliothek. Wie eine Gewitterwolke verschwand der Saum ihres schwarzen Kleids um die Ecke.
    Danach tickte wieder bloß die

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