Die unwillige Braut (German Edition)
glaube ich, dass Ihr ein wenig zu heftig protestiert, um es ernst zu meinen. Wollt Ihr, dass ich Euch zeige, was ich damit meine?"
"Nein", flüsterte sie. "Nein, tut das nicht. Ihr wisst ja nicht …"
"Nein, ich weiß vieles nicht, das ich herausfinden will. Aber Ihr solltet das eine wissen, Mylady: Ihr werdet verlieren. Euer Streiten und Wehren und Keusch-bleiben-wollen wird euch nirgendwohin führen. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann erreiche ich es auch. Jetzt werde ich Euch nach drinnen begleiten und morgen wieder kommen, um Euch zum König zu eskortieren. Vermutlich will er, dass Ihr vor Zeugen Euer Kreuz macht. Aber bis dahin werde ich mit ihm gesprochen haben."
"Ihr seid sehr selbstsicher, Ritter. Was ist, wenn der König Euer Gesuch ablehnt?"
Er lächelte und stieß sich von der Wand ab. "Allmählich solltet Ihr beginnen, mich beim Namen zu nennen. Man sagt Jude zu mir."
"Und mich kennt man als die Tochter des Lord Gamal", erwiderte sie scharf. "Und ich bin fähig, für mich selbst zu entscheiden. Englische Frauen sind nicht so fügsam wie Eure normannischen."
"Wir werden sehen", sagte er und lächelte immer noch. "Kommt, zeigt mir Eure Halle." Er streckte eine Hand aus, schloss seine Finger um ihre und führte sie hinaus ins Licht. Und diesmal sah Rhoese keinen Grund, warum er nicht das letzte Wort haben sollte.
3. Kapitel
Damit hatte der Streit um ihren Besitz schon begonnen, kaum dass der König das Dekret erlassen hatte, und Rhoeses kurzlebige Versuche, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, hatten zu nichts geführt. Ehe die Normannen kamen, hätte so etwas niemals geschehen können. Damals, so sagte sie ihrem Bruder, hatte es Gesetze gegeben, die die Rechte der Frauen schützten.
"Es ist nicht gut, wenn du dir Selbstvorwürfe machst, Liebes", sagte Eric. "Irgendwann wäre es sowieso passiert, auf die eine oder andere Weise, ob du dich nun gezeigt hättest oder nicht. Der König hat in den Aufzeichnungen schon nachgesehen, was wem gehört. Es war nur eine Frage der Zeit."
"Ich weiß", entgegnete Rhoese und zog eine Hand voll Saatkugeln aus dem Sauerampfer. "Aber wäre diese Frau nicht vor mir bei Erzbischof Thomas gewesen, dann hätte ich vielleicht noch eine Chance gehabt. Eric, sie ist zu allem fähig. Und der neue König ist ein Ungeheuer. Wie kann er es wagen, mich zu behandeln wie ein Stück Vieh, das an den Höchstbietenden verkauft wird, und zulassen, dass dieser Mann so grob mit mir umspringt? Nie zuvor in meinem Leben bin ich so gedemütigt worden. Niemals!" Nebeneinander saßen sie auf den niedrigen Überresten einer römischen Mauer, die neben dem Hof entlang lief. Zwischen den Steinen standen Nesseln, Sauerampfer und Bitterkraut, schwer von Samen. Die Neuigkeiten hatte sie an Hilda, Bran und Neal, an Bruder Alaric und die Dienstboten weiter gegeben, hatte gesehen, wie sich erst stummes Entsetzen auf ihren Gesichtern zeigte, dann Empörung und Furcht um die eigene Stellung, eine Furcht, die sie ihnen nicht nehmen konnte. Seit dem Tod ihres Vaters hatte sie sich nicht mehr so hilflos gefühlt und sich nicht mehr so sehr vor der Zukunft gefürchtet.
Vor allem anderen aber dachte sie daran, wie der Normanne, Judhael de Brionne, während seines Besuchs in York Toft Green gesehen und umgehend beschlossen hatte, es zu besitzen, trotzdem die erste Wahl des Königs auf einen anderen gefallen war. Er hatte es ihr gesagt, wohl wissend, dass sein Kuss ihr weit besser gefallen würde als de Lessays dürftiger Versuch, und dass sie ihn im Geiste ablegen würde unter den Dingen, von denen sie gern einmal wieder kosten würde, wenn sie allein in ihrer Kemenate lag. Und genau das tat sie, Närrin, die sie war, ohne sich um ihren Beschluss zu kümmern, niemals wieder einen Mann in ihre Träume zu lassen.
Bei seinem Besuch in ihrer Halle hatte er jedermann durch seine Höflichkeit beeindruckt und seine ehrerbietige Art, Eric zu begrüßen und auch Neal, der schon fast erraten konnte, wie ihr Besuch beim König ausgegangen war, wenn er nur ihren wütenden Gesichtsausdruck betrachtete.
"Du glaubst also, es gibt einen, der mehr bietet?" fragte Eric. "Dieser Mann?"
Statt zu antworten, nahm sie seine Hand und hielt sie fest. "Ich werde mit Pater Leofric sprechen", sagte sie. "bei St. Martin's. Ich kann die Dinge nicht einfach so auf sich beruhen lassen, Lieber. Ich werde nicht zulassen, dass man einfach so über uns hinweggeht und dass diese Frau mein Haus bekommt, ohne darum zu kämpfen. Sie
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