Die unwillige Braut (German Edition)
hat mir bisher alles genommen, und ich will verdammt sein, wenn sie dies hier so ohne weiteres bekommt."
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass er da viel helfen kann. Als englischer Priester."
"Es ist den Versuch wert. Vor dem Essen werde ich zurück sein."
"Nimmst du Els mit?"
"Nein." Zum ersten Male lächelte sie. "Sie zieht es vor, dich weiterhin anzuhimmeln."
Er stand auf, um mit ihr zu gehen. "Dann werde ich ihr dieses Vergnügen wohl am besten gönnen, ehe ich zu den Mönchen gehe. Wie heißt der Mann? Judhael Debrion?"
"Ja, Lieber. Ich glaube, so ähnlich." Jude, hatte er ihr gesagt. Jude. Sie hob eine Hand an den Mund und berührte ihre Lippen, fühlte die warme Haut und spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch. "Die Schwalben sind beinahe fort", sagte sie. "Sie werden uns nicht mehr vor Unwettern schützen. Komm jetzt in die Halle, mein Lieber. Und denk an den Eimer da links."
Zwar hatte sie von Pater Leofric keine Wunder erwartet, aber er hätte ihr doch immerhin etwas Positiveres sagen können als Bruder Alaric, ihr Beichtvater, dessen Stellung in ihrem Haus in erster Linie dazu diente, ihrer herrenlosen Menagerie etwas Ehrbarkeit zu verleihen und ihr die Bücher zu führen. Sie hatte Bruder Alaric schon gesagt, dass der beste Weg für sie, dem königlichen Befehl zu entgehen, der wäre, in ein Nonnenkloster einzutreten, doch darauf hatte er eher vorsichtig als mitfühlend reagiert und ihr den Rat gegeben, Pater Leofric zu fragen, was er davon hielt. Ob der Kaplan geahnt hatte, wie der Priester darauf reagieren würde, wusste sie nicht, doch falls dem so war, so besaß er zumindest die Geistesgegenwart, es nicht zu zeigen, als Rhoese eine Stunde vor dem Essen nach Toft Green zurückkehrte.
Er legte seine Feder nieder, als ihr Schatten in der Tür erschien, und stand auf, um sie zu begrüßen. Ein paar Blätter wirbelten über die Schwelle und flogen dann davon, als der Kaplan einen Stuhl an die Tür rückte, wo man sie sehen konnte. Er sorgte sich um ihren Ruf.
"Er ist schockiert", sagte sie. "Sehr schockiert."
Der Geistliche äußerte einen Laut der Zustimmung. "Das ist verständlich. Was sagte er zu der Idee mit dem Konvent? Er sorgt sich um Eric, oder?"
Das war in der Tat ein Thema gewesen. Wenn Rhoese den Schleier nähme, ohne dass sie wussten, ob Eric in St. Mary's angenommen war, hieße dies, das Schicksal herauszufordern. Das Letzte, was einer von ihnen wollte, war, dass er zu Ketti ging, und Pater Leofric vermochte seine Bewunderung für Eric längst nicht so gut zu verbergen, wie er glaubte.
"Ja", entgegnete sie, "natürlich. Er meint, dass es Eric in eine schwierige Lage brächte, wenn ich in ein Nonnenkloster fliehen würde, aber er kennt auch den Mann, an den der König mich verkauft. Er ist einer von der schlimmsten Sorte. Ein echter Grobian, wie er sagt."
"Das hat er gesagt? Das kann Euch nicht gerade beruhigt haben."
"Jetzt wünschte ich, ich wäre nicht gegangen. Das einzig Hilfreiche, was er gesagt hat, war, dass er einen Weg finden wird, wie ich da heraus komme, ich kann mir nur nicht vorstellen, was das sein soll." Es war nicht das Einzige, was Pater Leofric vorgeschlagen hatte. Sie log um des Anstands willen, und weil sie nicht wiederholen konnte, was der Priester ihr unter vier Augen noch vorgeschlagen hatte. Noch immer dröhnten seine Worte ihr in den Ohren.
"Lady Rhoese", hatte Pater Leofric ihr nicht unfreundlich erklärt, "ich sehe da einen Ausweg. Wollt Ihr einen Krug Met mit mir trinken?"
Körperlich war er nicht unattraktiv. In seinen frühen mittleren Jahren, mager und lächelnd – zu oft lächelnd? –, lebhaft gestikulierend, obwohl er seine Hände doch still und verborgen halten sollte. Den Met wollte Rhoese nicht trinken, nahm ihn aber trotzdem und dankte ihm, während sie sich fragte, worauf er wohl hinauswollte.
"Nun", sagte er und setzte sich ein wenig zu nahe neben sie. "Ich gehöre nicht zu den Männern, die ein Blatt vor den Mund nehmen, wie Ihr wisst, und ich denke, wenn man dem König sagt, dass ihr bereits verheiratet seid, heimlich, versteht Ihr, dann muss er Euch aus diesem entwürdigenden Verkauf entlassen, von dem Ihr mir erzählt habt. Und dass dies passiert, dürfen wir doch nicht zulassen, oder?" Ganz kurz berührte er ihre Hand und zog sie sogleich zurück, doch diese kleine Geste zeigte ihr, woran er dachte.
Doch sie tat so, als würde sie ihn nicht verstehen. "Aber Ihr wisst doch, dass ich nicht verheiratet bin, Pater, ich bin noch nicht
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