Die unwillige Braut (German Edition)
hatte, würde sein Werk an ihr verrichten statt an dem Normannen, und in Zukunft würde sie noch mehr im Nachteil sein, als sie es jetzt schon war, wenn ihr Herz so in Aufregung geriet. Es war eine Katastrophe, die sie nicht hatte voraussehen können, nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen.
Sie wäre gewiss in ihre Kemenate gegangen, um in aller Stille zu versuchen, ihren Magen wieder zu leeren, doch Bruder Alaric wünschte, mit ihr allein zu sprechen. Er hatte gehört, dass der Haushalt aufgelöst werden und Eric und Neal mit ihr und ihrem zukünftigen Gemahl gehen würden, daher sorgte er sich natürlich darum, was aus ihm und den anderen werden sollte. Hatte sie ihnen irgendeinen Ausweg zu bieten? Rhoese konnte sich schwerlich weigern, mit ihm darüber zu sprechen.
"Ich fürchte, ich weiß es nicht, Bruder", sagte sie. "Noch nicht. Wir hatten kaum Gelegenheit, eine Vereinbarung zu treffen." Das zumindest stimmte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jude de Brionne Vernunftgründen gegenüber nicht zugänglich sein würde. Eine Lady möchte immer ihren eigenen Geistlichen haben. Keine Sorge. Ich werde mit ihm darüber sprechen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt. Auch die anderen werden wissen wollen, was aus ihnen werden wird, allerdings glaube ich, dass sie zusammen mit allem anderen in den Haushalt meiner Stiefmutter übergehen werden."
"Darüber sind sie nicht glücklich, Mylady", sagte er.
"Ich auch nicht, Bruder. Aber in letzter Konsequenz hängt das von dem Normannen ab."
"Wünscht Ihr, dass ich Euch heute Abend in den Palast begleite?" fragte der Geistliche.
"Natürlich, Ihr und die anderen. Besser als jeder andere könnt Ihr verstehen, wie ich mich bei alledem fühle."
Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen und lächelte. "Dann sollten wir anfangen, die Meute dazu zu bringen, sich wieder anzukleiden. Und Ihr versucht auch, Euch keine Sorgen zu machen. Gewiss werdet Ihr doch lieber mit diesem Normannen verheiratet sein als mit dem anderen, oder? Es ist sehr bedauerlich, dass er ein gewaltsames Ende fand, aber er hätte Euch nicht glücklich gemacht."
"Und Ihr glaubt, dieser würde das tun?"
Langsam löste Bruder Alaric den Blick von dem herrlichen Körper des Normannen. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass Ihr einen Versuch unternehmt. Es hilft nicht immer, sich Veränderungen zu widersetzen, und Ihr müsst Euer Leben akzeptieren. Ihr werdet dazu all Euren Mut benötigen."
"Und heute Nacht?" flüsterte sie und kehrte der Szenerie den Rücken zu. "Er ist entschlossen zu bleiben, Bruder, obwohl er weiß, dass ich das nicht will." Sie schlang die Arme um ihren Körper, eine Geste, die dem Beichtvater nicht verborgen blieb.
"Wir alle werden es Euch so einfach machen, wie wir nur können, Mylady. Keine ausgelassene Feier, das wäre nicht angemessen. Schließlich wird er Euer Gemahl, daher ist es keine Sünde, beieinander zu liegen." Er legte eine Hand auf ihren Arm. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gefühllos ist", sagte er leise.
"Er ist Soldat", erwiderte sie. "Und darüber hinaus ist er Normanne. Und ich will ihn nicht." Ein kühler Schauer überlief sie, und wieder stieg die Panik in ihr auf. Jedes Gefühl sagte ihr, dass sie log, dass der Trank bereits zu wirken begann und sie den Ritter begehrte. "Dies ist ein schlimmer Tag", fuhr sie fort. "Und jetzt verliert vielleicht sogar Warin sein Leben, und wie viel Bitterkeit ich auch im Herzen tragen mag, so kann ich doch nicht froh sein, dass dies geschehen ist. Der Normanne glaubt, dass es zu einem Teil mein Werk war."
"Wollt Ihr, dass ich ihm sage, was im letzten Jahr passiert ist?"
"Nein." Erschrocken sah sie ihn an. "Nein, Bruder. Er fühlt kein Mitleid. Ich fürchte, das wäre nicht gut."
"Seid Ihr sicher? Es scheint ihm nicht an Verständnis zu fehlen, und eine Ehe, die sich auf Geheimnissen und bösem Willen gründet, wird nicht gedeihen, oder?"
Vermutlich hatte er Recht, aber noch immer war der Mann ein vollkommen Fremder für sie. Er war in ihr Leben getreten, gerade als es sich wieder zu richten begann hatte es wieder zerbrochen im Namen von Habsucht und Gier. Wie sollte sie ihm da ihr Herz öffnen und ihm ihre schmerzlichsten Geheimnisse anvertrauen?
"Nein, Bruder", entgegnete sie. "Vermutlich nicht."
Als Eric wieder nach ihr rief, konnte sie zum Glück das unerfreuliche Gespräch beenden, was bedeutete, dass sie nicht sah, wie der freundliche Geistliche Bier in ihren leeren Becher goss, es hin und her
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