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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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das Zimmer, damit er ungestört telefonieren konnte, und stieg die Treppe hinauf in den Dachbodenraum, wo meine Reisetasche stand. Nachdem ich aus den Winterschuhen geschlüpft war und ein leichteres, hübscheres Paar angezogen hatte, ging ich wieder hinunter. Stefan hatte eine Lampe eingeschaltet, deren schwacher Lichtschein nur einen Teil des Raumes erhellte, saß noch immer in dem Stuhl und starrte, sanft und regelmäßig schaukelnd, vor sich hin. Ich nahm seine Gesichtszüge nur undeutlich wahr. In seinem Schoß lag das Handy.
    »Ein Kriminalbeamter aus Graz hat angerufen«, sagte er, »ein Inspektor Bierbaumer. Deine Telefonnummer war ihm nicht bekannt, deshalb hat er sich bei deinen Großeltern erkundigt. Deine Großmutter hat ihm gesagt, dass du bei mir bist. Meine Nummer steht im Telefonbuch.«
    »Was wollte er?«, fragte ich und hoffte, dass ich mich gelassen und unbeteiligt anhörte.
    »Du sollst zurückrufen. Es geht um die Leiche im Fuchsweiher. Vielleicht wollen sie deinen Rat?«
    »So kurz vor Weihnachten? Ich habe Urlaub. Eine Zumutung. Und weshalb ich? Nur weil ich von hier stamme und zufällig Rechtsmedizinerin bin? Die sollen mich in Frieden lassen.« Ich sprach hastig, überlegte fieberhaft. »Gib mir die Nummer. Ich werde diesem Inspektor sagen, dass ich es ziemlich unverschämt finde, mich hier zu belästigen.«
    Stefan reichte mir sein Mobiltelefon.
    »Du kannst mit meinem Handy telefonieren«, sagte er. »Name und Nummer sind gespeichert.«
    Ich nahm das Handy.
    »Ich gehe hinaus in die Diele«, sagte ich. »Um dich nicht zu stören.«
    Ich ging aus dem Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich, davon abgewandt, ein paar Meter entfernt an die Mauer des Vorhauses. Der Putz war rauh. Dann wählte ich die Nummer des Kriminalbeamten. Er nahm den Anruf sofort entgegen und erklärte, dass Fritz Hasiba ihm meinen Namen genannt hatte.
    »Wir würden gern Ihre Meinung hören«, sagte der Inspektor. »Ganz inoffiziell. Können Sie kommen und sich die Leiche ansehen?«
    Ich zögerte. Es war riskant.
    »Okay. Morgen Vormittag. Um elf.«
    Er nannte mir die Adresse. Sie war mir ohnehin bekannt.
    Ich senkte die Stimme.
    »Ich glaube, ich weiß, um wen es sich bei der Leiche handelt.«
    Damit beendete ich das Gespräch und wandte mich um. Stefan stand im Rahmen der Stubentür und blickte mich an. Ich hatte keine Ahnung, wie viel von meinen Worten er verstanden hatte. Ob überhaupt etwas. Es war möglich. Ich hatte leise gesprochen, aber sein Gehör war sehr gut. Ich ging auf ihn zu, zwang mich zu einem Lächeln.
    »So, diesem Inspektor habe ich meine Meinung gesagt. Die werden den Fall doch wohl ohne fremde Hilfe lösen können«, sagte ich.
    Stefan schwieg und fixierte mich weiter. Plötzlich überfiel mich Panik. Ich wollte weg. Sofort. Ich versuchte, ruhig zu bleiben und mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.
    »Übrigens«, sagte ich beiläufig, »wir brauchen Milch und Brot für morgen früh. Ich fahre zum Konsumgeschäft. Bevor sie schließen. Da kann ich gleich auch bei meiner Tante und bei meinem Onkel vorbeischauen, ihr Haus liegt auf dem Weg. Du kennst meine Verwandten – wenn ich sie nicht wenigstens kurz besuche, fühlen sie sich übergangen.«
    »Ist gut«, sagte er, nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich. Es fiel mir schwer, den Kuss zu erwidern.

13
    Während ich meinen Polo langsam und unsicher durch die tiefe Schneefahrbahn manövrierte, versuchte ich das hysterische Entsetzen und die unkontrollierbare Angst, die mich angefallen hatten wie rabiate Tiere, zu bändigen, indem ich mich zwang, langsam, tief und bewusst zu atmen. Ich hatte Mühe, mich auf der Straße zurechtzufinden, zumal es inzwischen wieder zu schneien begonnen hatte und die Sicht beeinträchtigt war. Allmählich beruhigte ich mich, war wieder fähig, mich zu orientieren.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte Stefan nicht gehört, was ich gesagt hatte. Und selbst wenn er den letzten Satz vernommen hatte, musste das nicht heißen, dass ich in Gefahr war. Weshalb also diese Kopflosigkeit? Es war sein Blick gewesen. Etwas in seinen Augen. Ich merkte, dass ich ständig in den Rückspiegel schaute.
    Automatisch schlug ich die Richtung ein, die zum Haus meiner Großeltern führte. Nachdem ich vor ihrem Winzerhof geparkt hatte, ging ich in meinen leichten Schuhen mit den hohen Absätzen durch den Schnee zum Haustor. Die Tür war versperrt, es brannte kein Licht. Wahrscheinlich machte meine Großmutter gerade

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